Heiratsmarkt
sagte Endymion, weise nickend. „Es ist der erste Ball im Alverstoke-Palais seit dem Debüt der Base Eliza - sagt Mama. Das muss ja ein Gedränge werden!" Er wurde sich der Anwesenheit von Master Felix Merriville bewusst, der, von dem Gespräch gelangweilt, den Marquis mahnend am Ärmel zupfte. Er schaute von seiner olympischen Höhe überrascht auf ihn hinunter und wandte dann Alverstoke einen fragenden Blick zu. Als er davon unterrichtet wurde, dass dies Fred Merrivilles jüngstes Kind sei, staunte er: „Aber nein, wirklich? Nein, beim Jupiter!
Fred Merriville!" Danach fügte er etwas einfältig hinzu: „Ich habe ein verdammt schlechtes Gedächtnis - wer ist denn eigentlich Fred Merriville?"
„Er war einer meiner Vettern", antwortete der Marquis kühl. „Unglücklicherweise ist er verstorben; und da er um einige Jahre älter war als ich, bezweifle ich, dass du ihn je kennengelernt hast."
„Ehrlich gesagt, nein", bekannte Endymion. „Aber jetzt hab ich's! Du bist der Vormund seiner Kinder geworden, Vetter! Mama hat es mir erzählt. Sie sagte, du würdest ihretwegen einen Ball geben. Das scheint ihr bei Weitem nicht zu gefallen, aber ich will verflixt sein, wenn ich weiß, warum eigentlich!" Er senkte den Blick wieder zu Felix' ungeduldigem Gesicht hinab und runzelte die Stirn. „Außerdem -
also verflucht, dieser Stöpsel wird doch nicht zu einem Ball gehen wollen, oder, Kleiner?"
„Nein!", sagte Felix mit unnötigem Nachdruck. „Ich will in die Gießerei gehen!"
„Sollst du ja, Felix, sollst du!", beruhigte ihn der Marquis. Er richtete seinen spöttischen Blick auf seinen Erben und fragte: „Vielleicht möchtest du uns gern begleiten, Endymion ?
Mr. Dauntry behauptete zwar nicht von sich, dass er - wie er es formulierte - bei jedem neuen Schwindel auf dem Laufenden war, ließ sich jedoch auch nicht -
ebenfalls nach seinen Worten - von jedem in die Tasche stecken. Gießereien hatten für ihn etwas mit Kanonen zu tun, und er äußerte in wissendem Ton: „Artillerie, was? Nein, nein, davon verstehe ich nichts, Vetter!"
Dann verabschiedete er sich von Alverstoke, ging weiter und empfand keinerlei Verblüffung oder bedrückende Vorahnung, wie sie seine Mutter und seine scharfsinnige Base Lou-isa quälten, sondern nahm Alverstokes Interesse an den unbekannten Merrivilles völlig gleichmütig hin.
Jede schwache Hoffnung Alverstokes, dass ihm der Zutritt in die Gießerei vielleicht verwehrt werden würde, wurde von Anfang an zunichtegemacht. Sein schätzenswerter Sekretär hatte es nicht versäumt, ihm den Weg zu ebnen. Kaum hatte er seine Visitenkarte vorgewiesen, als auch schon jede Tür, bildlich gesprochen, weit vor ihm aufsprang, und der Chef der Gießerei, in Begleitung verschiedener rangälterer Satelliten, eiligst herbeigerufen wurde, um den Lord durch die ganze Anlage zu führen. Diese äußerst tüchtige Persönlichkeit erklärte nicht nur, dass sie sich durch den Besuch Seiner Lordschaft geehrt fühle, sondern versicherte ihn auch ihrer Bereitwilligkeit, die Kompliziertheiten jeglicher moderner Maschine zu erklären, welche die Wissbegier Seiner Lordschaft anziehen mochte.
Ein Versprechen, das Felix nur in der Auffassung bestärkte, dass ihn sein Instinkt nicht betrogen hatte, das Angebot der Begleitung durch Mr. Trevor abzulehnen.
„Der hätte das für den Mr. Dingsda nie im Leben getan!", flüsterte er triumphierend.
Einem - Seiner Lordschaft nach seltenen - Glücksfall war es zuzuschreiben, dass der Leiter der Gießerei nicht nur der Erzeuger einer großen Kinderschar war, sondern bislang noch in keinem seiner Söhne eine Spur des eigenen Genies entdecken konnte. Keine fünf Minuten waren verstrichen, seit er den jüngsten Merriville kennengelernt hatte, da erkannte er in ihm auch schon eine verwandte Seele - und von da an durfte der Marquis, sehr zu seiner Erleichterung, in den Hintergrund treten. Er folgte geduldig im Kielwasser der Enthusiasten, und die Langeweile der Expedition wurde für ihn durch Felix gemildert, an dem er, wie er entdeckte, ein unerwartetes Interesse nahm. Der Lord wusste wenig über Gebläsemaschinen oder pneumatische Aufzüge, erkannte jedoch bald, dass die Fragen, die Felix ihrem Führer stellte, genügend Kenntnisse verrieten, um die Achtung dieses Fachmannes zu erregen. Der Marquis dachte, dass bei Felix doch mehr dahintersteckte, als er zuerst angenommen hatte. Und er war keineswegs überrascht, als es der Direktor am Ende ihres erschöpfenden Rundgangs
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