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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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nicht so sehr interessiert wie ein hydraulisches Gefäß, ein Band mit mechanischer Musik und eine mechanisch gesteuerte Fregatte. Als Nächstes plante er - falls sie noch existierte, denn sein kleiner Reiseführer war ziemlich veraltet -, eine Ausstellung in Spring Gardens zu besuchen, in der Maillardet's Automation zu sehen war. Nach dem zerlesenen Büchlein, das er hervorzog, war dieses Wunder eine musikalische Dame, von der angekündigt wurde, dass sie (Wie alarmierend!) die meisten Funktionen des animalischen Lebens demonstriere und durch Fingerdruck auf einer kleinen Hausorgel sechzehn Melodien spielte. Nein, das Britische Museum hatte er noch nicht besucht. Außer einer Sammlung ausgestopfter Vögel enthielt es nichts als muffige, uralte Sachen, die nur Leuten wie Jessamy gefielen.
    Auf ihrem Weg begegneten sie mehreren Personen, die Al-verstoke gut kannten -
    ein Umstand, der später in den Clubs zu zahlreichen Diskussionen führte. Dem Kaufmann und Dandy Mr. Thomas Raikes, in der noblen Gesellschaft als Apollo bekannt, weil er, wie Unehrerbietige sagten, im Osten aufgegangen war und jetzt im Westen unterging, verschlug es die Sprache, Alverstoke neben einem Schuljungen erblicken zu müssen, als er gerade aus seinem eigenen Haus am Berkeley Square trat. Mr. Rufus Lloyd stieß in der Bond Street auf Alverstoke und fragte ihn, wohin er ginge, und konnte später bestürzt mitteilen, dass Alverstoke unterwegs war, um eine Gießerei in Soho zu besichtigen. Diese Auskunft wurde allgemein nur ungläubig aufgenommen. Sir Henry Mildmay hingegen, ein klügerer Mann als der Rote Dandy, sagte sofort mit einem nachsichtigen, doch abscheulich überlegenen Lächeln: „Ich furchte, der hat dich zum Narren gehalten, Rufus!" Lord Petersham, von Kindheit auf ein Freund Alverstokes, kam der Wahrheit am nächsten, als er, mit seinem leichten Lispeln, bemerkte: „Bestimmt führt er einen seiner Neffen hin."
    Mr. Endymion Dauntry, der Alverstoke ebenfalls in der Bond Street traf, hätte Petersham wohl verbessern können, war aber bei der Debatte nicht anwesend und auch nur leicht überrascht gewesen, als er den Marquis, mit einem Schuljungen im Schlepptau, erblickt hatte. Ein prächtiger junger Mann, dieser Mr. Dauntry. Blendend gebaut, mit klassischen Gesichtszügen, einem Profil, das die Bewunderung etlicher Damen erregte, die erklärten, er könne als Modell für eine griechische Statue dienen; einem Paar brauner Augen, wunderschön geformten Lippen und gelocktem brünettem Haar über einer edlen Stirn. Ein so außerordentlich gutes Aussehen erregte unvermeidlich Aufmerksamkeit. Wäre sein Verstand nur etwas mehr als mäßig und seine Unterhaltung interessanter gewesen, dann hätte er wohl den ersten Favoriten bei den Damen abgegeben. Aber leider war das nicht der Fall. Er gab sich zwar liebenswürdig und höflich, da er jedoch auch recht langsam von Begriff und unbeschwert von irgendwelchen Gedanken war, bestand seine Konversation aus mühsamen Gemeinplätzen und wurde nur dann lebhaft, wenn er die Hindernisse beschrieb, die er auf dem Parcours einer gefährlichen Fünfmeilenstrecke erfolgreich genommen hatte, die Umstände, die dazu führten, dass er an einem hohen Zaun vom Pferd gestürzt war, oder den Spaß, den er an irgendeinem „kapitalen" Jagdtag genossen hatte. Seine Offizierskollegen stuften ihn als einen sehr guten Kameraden ein, nannten ihn aber liebevoll spöttisch
    „Dummer Dauntry", wogegen er nicht das Geringste einzuwenden hatte. Er lächelte nur schläfrig vor sich hin und bemerkte, ein Pfiffikus sei er ja wirklich nie gewesen.
    Er war ein pflichtgetreuer Sohn und gütiger Bruder. Von Alverstoke bezog er - sehr vergnügt - eine Apanage (ebenso wie seinen Kornett-Rang und seine Pferde), zeigte sich aber für diese Wohltaten doch sehr dankbar und erbat nur äußerst selten weitere finanzielle Hilfe von ihm.

    Als er Alverstoke in der Bond Street erblickte, ging er sofort über die Straße auf ihn zu, um ihn zu begrüßen, strahlte in aufrichtiger Freude und bemerkte, als er ihm die Hand reichte: „Vetter Vernon, verdammt nett von dir, meine Schwester zu deinem Ball einzuladen - alle Wetter! Mama ist dir verdammt dankbar, und ich natürlich auch!"
    „Willst du damit sagen, dass auch du das Fest mit deiner Anwesenheit beehren wirst?", erkundigte sich Alverstoke.
    „Oh, beim Jupiter, ja! Ich glaube schon! Wird das ein Gedränge geben!"
    „Ein verdammtes!", stimmte ihm Seine Lordschaft zu.
    „Muss es ja!",

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