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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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blickten unschuldig in die Welt, waren von einem himmlischen Blau und zeigten den Ausdruck von Aufrichtigkeit und die Spur eines schmachtenden Lächelns. Sie trug einen bescheidenen Hut mit einer kleinen Schute, und das Kleid wurde von einer azurblauen Pelisse aus Kaschmir verhüllt. Instinktiv tastete die Hand des Marquis nach dem Monokel. Frederica, die es mit schwesterlicher Genugtuung beobachtete, stellte ihn ihrer Tante vor.
    Miss Seraphina Winsham, die sich Alverstokes Namen von ihren Neffen mit Stentorstimme wiederholen ließ, unterzog Seine Gnaden einer feindseligen, kritischen Musterung und äußerte angewidert: „Ich muss schon sagen ...!" Dann fügte sie hinzu: „Ach, fort da!" Aber da dies anscheinend an Lufra gerichtet war, der um sie herumsprang, wich seine Gnaden nicht. Seine leichte Verbeugung entlockte ihr nur ein kurzes Nicken und einen noch abweisenderen Blick. Miss Winsham, die Frederica kryptisch informierte, dass es genauso war, wie sie es erwartet hatte, stelzte hinaus.
    „Ach, Himmel!", sagte Frederica. „Sie ist wieder einmal in ihrer kritischen Stimmung!
    Was hat sie denn gar so sehr aufgebracht, Charis? Oh, verzeih ... Lord Alverstoke, meine Schwester!"
    Charis lächelte Seine Gnaden an und reichte ihm die Hand. „How do you do? - Es war wirklich ein sehr höflicher junger Mann, Frederica, in Hookhams Bücherei, der mir ein Buch vom Bord herunterholte, weil ich selbst nicht ganz hinauflangen konnte. Er war höchst zuvorkommend und staubte es sogar mit seinem Taschentuch ab, bevor er es mir reichte, aber die Tante hielt ihn für einen Stutzer. Und Ormond konnten sie uns nicht verschaffen, also habe ich stattdessen den Knight of St. John mitgebracht, der uns bestimmt genauso gut gefallen wird."
    Diese Worte wurden mit einer weichen, milden Stimme vorgebracht. Der Marquis, unter dessen kritischen Blicken die Schönheiten vieler Seasons vorbeigezogen waren, vermerkte beifällig, dass diese hier, die verblüffendste, die er je gesehen hatte, keinerlei Künste anwandte, um anziehend zu wirken, sondern im Gegenteil sich ihrer Reize gar nicht bewusst zu sein schien. Als ein Mann, der jahrelang als der glänzendste Fang auf dem Heiratsmarkt gegolten hatte, war er gewohnt, jeder Art von Künstelei, die ihn ködern sollte, zu begegnen. Und mit Anerkennung sah er die Interesselosigkeit der jüngeren Miss Merriville in diesen Dingen. Er fragte sie, wie ihr London gefiele, und sie antwortete: sehr gut. Aber ihre Aufmerksamkeit war anderweitig beschäftigt, sie bemühte sich nicht, das Gespräch weiterzuführen, sondern sagte dafür mit sanftem Vorwurf: „Aber Felix, Liebling, du hast dir ja einen Knopf von der Jacke abgerissen!"
    „Ach, wie dumm!", antwortete Felix und zuckte ungeduldig mit der Schulter. „Das macht doch nichts!"
    „O nein, kein bisschen!", stimmte sie ihm zu. „Frederica hat veranlasst, dass uns der Schneider mit einer zweiten Garnitur versorgt, weißt du noch? Ich nähe ihn dir im Handumdrehen an. Komm nur mit! Du kannst doch nicht so in der Stadt umherlaufen und wie ein Zigeuner aussehen, nicht wahr?"
    Es war deutlich zu sehen, dass der jüngste Merriville nichts dagegen einzuwenden hatte, sich der Stadt in dieser Verkleidung zu zeigen. Ebenso deutlich aber war, dass er die Autorität seiner älteren Schwester anerkannte, als er zur Antwort auf seinen flehenden Blick ein entschiedenes Kopfschütteln
    erhielt. Er sagte schmollend: „Na schön!" Aber bevor er sich von Charis entführen ließ, verabschiedete er sich vom Marquis und sagte eifrig: „Und Sie werden mich nach Soho mitnehmen, nicht wahr, Sir?"

    „Wenn nicht ich, dann mein Sekretär", antwortete Alverstoke.
    „Oh! Na ... na ja, danke, Sir! Nur - wäre es nicht doch besser, wenn Sie selbst mitgingen?", drängte Felix.
    „Besser für wen?", fragte Seine Gnaden unwillkürlich.
    „Für mich natürlich", antwortete Felix höchst aufrichtig. „Ich bin überzeugt, Ihnen zeigt man alles, was Sie sehen möchten - wegen ... da Sie ein ... ein zweitrangiger Aristokrat sind, das weiß ich bestimmt, weil in einem Buch, das ich gefunden habe, drinsteht, dass ein Marquis gleich nach dem Herzog kommt, also ... daher ..."
    Aber an diesem Punkt warf ihn sein Bruder angewidert aus dem Zimmer. Bevor er selbst ging, blieb er kurz stehen, um sich bei Alverstoke würdevoll für den kindlichen Mangel an Benehmen bei Felix zu entschuldigen. Da ihm Lufra dicht auf den Fersen folgte und Charis, die Alverstoke zum Abschied ein Lächeln

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