Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung
rollte sich zur Seite, sprang auf und griff nach allem und jedem, das sich in seiner Reichweite befand. Töpfe, Pfannen, Dreifüße und andere Utensilien – sie alle prallten von der Brust des Mannes ab und landeten klirrend und scheppernd auf dem Boden. Sie waren mehr ein Ärgernis als eine Gefahr für ihn.
Schließlich wurde Aidan mit dem Rücken an ein Regal gedrängt, und als er hinter sich griff, fand seine Hand den Messerkasten. Er packte eins am Griff, fuhr herum und schleuderte es auf den Mann. Wieder und wieder versuchte er es, mit Küchenmessern, Kartoffelschälmessern, Hackbeilen und was er sonst noch finden konnte. Die Kleineren bewirkten nicht viel mehr, als Lazarus’ vom Kampf gestählte Haut zu ritzen. Ein Ausbeinmesser bohrte sich in seinen Arm, ein anderes brachte ihm einen bösen Schnitt am Oberschenkel bei. Aber er schwankte nicht einmal, blieb völlig unberührt von Schmerz und Furcht.
Aidan riskierte einen Blick, aber der Messerkasten hinter ihm war leer. Die Waffen waren ihm ausgegangen.
Lazarus’ Mund verzog sich zu einem grausamen Lächeln. »Und jetzt das Tagebuch.«
»Gehen Sie weg von ihm!«
Ein Schuss ließ die Luft erzittern und traf den Mann mit tödlicher Genauigkeit. Sein Schwert, das ihm entglitten war, fiel klirrend zu Boden und rutschte bis vor Aidans Stiefel.
Aidan bückte sich danach, und seine Finger schlossen sich um den Knauf und glitten in die abgegriffenen Vertiefungen, als wäre er damit zur Welt gekommen. Er benutzte es als Hebel, um sich aufzurichten; seine Muskeln und Sehnen schrien vor Schmerz.
»Ich habe dir gesagt, du sollst verschwinden, Cat!«, knurrte er. »Du ...« Mit einem unwilligen Schnauben brach er ab. Wollte er wirklich mit ihr darüber streiten, dass sie ihm das Leben gerettet hatte? Schon wieder? Das wurde langsam zur Gewohnheit bei ihr.
Cat ließ die Pistole sinken, ohne den Blick von der Leiche auf dem Boden abzuwenden. Ein Ausdruck des Entsetzens prägte ihr Gesicht, aber in ihren Augen lag ein wilder, rücksichtsloser Glanz. Er hatte diesen Blick schon bei in die Enge gedrängten Tieren gesehen. Bei verurteilten Verbrechern. Bei solchen, die gefährlich nahe an die Grenze getrieben wurden.
»Die Pistole habe ich vor ein paar Tagen in deinem Schreibtisch zufällig entdeckt.« Ihre Stimme war leise und emotionslos. »Ich war mir nicht sicher, ob sie geladen war.«
Aidan nahm sie aus ihren schlaffen Fingern und warf sie auf den Arbeitstisch. »Ich hatte sie aus einer Vorahnung dorthin gelegt.« Er stieß den Toten mit der Stiefelspitze an und schluckte gegen den sofortigen Würgreiz, der ihn ergriff. »Die sich als richtig erwiesen hat.«
Als träte sie von einem Abgrund zurück, tat Cat einen tiefen, reinigenden Atemzug und straffte ihre Schultern. Ihr Gesicht verlor seine Blässe und den leeren Ausdruck. »Er ist wegen des Tagebuchs gekommen, nicht?«
Aidan antwortete nicht, sondern kniete sich vor den Mann, drehte ihn auf den Rücken und durchsuchte seine Taschen. Wer war er? Oder vielmehr, was war er?
Er sah menschlich genug aus. Ohne das schaurige Licht in diesen leeren schwarzen Augen sogar noch mehr. Aber für einen Moment hatte Aidan etwas anderes an dem Mörder gespürt, das über bloße Zauberei hinausging. Eine in der Geisterstunde, wenn sich Monster regen, geborene Unzivilisiertheit. Er sei von den Toten wiedererweckt worden, hatte der Mann behauptet.
Blut bildete eine Pfütze unter seinem Körper und begann einen makabren Kreis um ihn zu bilden.
Nun, Annwen mochte ihn einmal ausgespuckt haben, aber Cats gut gezielter Schuss hatte ihn in die Unterwelt zurückbefördert.
Die Durchsuchung seiner Kleider ergab nichts weiter als einen Fahrschein für das morgige Postschiff nach Wales. Der Mann war also kein Einheimischer, sondern für den Mord hierhergeschickt worden.
Aidan steckte den Fahrschein ein, bevor er sich aufrichtete.
Cat stand mit hängenden Schultern neben ihm. Er führte sie aus der Küche, und sie sträubte sich auch nicht, als er sie auf die vom Feuer erwärmte Bibliothek zuzog. Aber sie kamen nicht weiter als bis zur Eingangshalle, als Aidan die gleiche arktische Kälte wie schon vor dem ersten Angriff durchströmte. Sie biss in seine Muskeln, schlug ihre knochenbrechenden Fänge in die Quelle seiner Macht, bis er unter der Qual der Kälte aufschrie und herumfuhr, um es erneut mit einem untoten und untötbaren Mörder aufzunehmen.
»Du verschwendest Zeit, Kilronan! Das Tagebuch. Sofort!«
Wie Blei fiel die
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