Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung
einzureden, es sei nur ein sehr stark begrenztes Erdbeben gewesen, das niemanden sonst betroffen hat. Dublin ist schließlich nicht gerade für seine Erdbeben bekannt.«
Aidan versuchte, ihn mit einer wegwerfenden Handbewegung zu beruhigen, obwohl er sich noch immer nicht ganz seiner Umgebung bewusst zu sein schien. »Kein Feuerwerk mehr, das verspreche ich. Und Cat wird dafür sorgen, dass ich Wort halte. Das wirst du doch, Cat?«
Erstaunt über die Frage, nickte sie in seine Richtung, während sie gleichzeitig seinem Cousin beschwörend in die Augen sah.
Jack antwortete mit einem fast unmerklichen Nicken und warf einen entschlossenen Blick in Aidans Richtung. Seine Lippen waren vor Anspannung ganz schmal geworden. »Dir zuliebe bete ich, dass Cat es tut.«
Lazarus packte einen Mann am Kragen, der aus einer Droschke stieg. Im Licht der Straßenlaternen wich der misstrauische Blick des Mannes zunächst Verwunderung, dann Furcht.
»Kilronan House?«, knurrte Lazarus.
Der Mann deutete die Straße hinter sich hinauf. »Nördlich des Flusses. In der Henry Street. Sie können es nicht verpassen.«
»He!«, schrie der Kutscher von seinem Bock. »Was belästigst du die Leute?«
Lazarus richtete seinen ernsten Blick auf den Kutscher und verspürte das elektrisierende Erwachen der Magierenergie, die ihn durchzischelte wie eine Schlange. Sie schlängelte sich von ihrem Schlafplatz hoch und wand sich mit tödlichem Bestreben um Glieder, die einst die Wälder von Gwynedd unsicher gemacht hatten. Glieder mit feurigem Blut, das einst an Prinz Hywels Seite den Kampf beflügelt hatte und heute einen Körper am Leben erhielt, der ohne die Schwarze Magie des Großartigen begraben und vergessen geblieben wäre.
Magische Energie erfüllte die Luft und knisterte von einer Hitze und einem Licht, das nur er sehen konnte, aber alle spürten.
Wie gelähmt vor Entsetzen, konnten der Herr an seiner Schulter und der Kutscher auf seinem Bock nichts anderes mehr tun, als die Kreatur vor ihnen zu beobachten und auf den Tod zu warten.
Der jedoch nicht kam.
Lazarus nährte das Böse, bevor es ihn überwältigte, indem er es nach innen richtete, damit es sich an seinen wenigen lückenhaften, aber kostbaren Erinnerungen weiden konnte. Und als es gesättigt war, zog es sich zurück, um sich zur Ruhe zu begeben.
Aber nur für eine Zeitlang. Wenn es erwachte, würde es wütend sein und ausgehungert nach Zerstörung und nach Töten. Und das würde er ihm nicht ein zweites Mal verweigern können. Aber das hatte er auch gar nicht vor. Ihm blieben nur noch wenige Erinnerungen, und an die klammerte er sich mit all seiner aus zwei Lebenszeiten gewonnenen Kraft.
Lazarus ließ seinen Gefangenen los und versetzte dem Mann einen Stoß, der ihn in den Schutz der Droschke zurücktaumeln ließ. Noch bevor die Tür zufiel, setzte der Kutscher die Pferde in Bewegung und jagte mit seinem Gefährt die Straße hinunter, als wäre ihm der Teufel auf den Fersen.
Lazarus ließ sie ziehen und machte sich mit festen, zielbewussten Schritten auf den Weg zur Henry Street.
Kilronan würde seine tödliche Kraft zu spüren bekommen und unter der infernalischen Gewalt von Lazarus’ Magierenergie ums Leben kommen.
Niemand würde sie diesmal aufhalten können.
Keine Erinnerung würde dazu ausreichen.
9. Kapitel
A lles schmerzte. Bis in die Haarspitzen. Aidans Mund fühlte sich genauso schwammig an wie sein Gehirn, sauer vom Wein und sandig. Und selbst der nur noch schwache Geruch des Abendessens genügte, um ihm den Magen umzudrehen. Um etwas gegen die Übelkeit zu tun, setzte er sich zu einer Tasse schwarzen Kaffee hin, aß trockenen Toast dazu und trank danach noch mehr Kaffee.
Als er in gebückter Haltung, den Kopf in die Hände gestützt, am sauber geschrubbten Küchentisch saß, hörte er das Rascheln von Röcken. Dann wurde ein Stuhl zurückgezogen.
»Jack sagte mir, dass ich dich hier finden würde. Und er hatte recht. Du siehst wirklich hundeelend aus.«
Aidan blickte zu Cats ernsten grünen Augen auf. »Jacks Wortwahl ist so schmeichelhaft wie immer.« Er zuckte zusammen, als seine Stimme durch seinen Schädel hallte, der sich wie Papier anfühlte. »Nichtsdestoweniger liegt er völlig richtig.« Er trank einen Schluck von dem Kaffee vor ihm. »Konntest du auch nicht schlafen?«
Sie sah ihn an, als wollte sie ihn fragen, ob er den Verstand verloren hatte, und er senkte den Blick auf ihre Hände, die auf dem Einband eines dünnen, ledergebundenen
Weitere Kostenlose Bücher