Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung
einen Stallburschen zu treffen, der ihnen zwei Pferde brachte. Es war das letzte Mal gewesen, dass Aidan Notiz von ihr genommen hatte, bevor er während der darauffolgenden Stunden zu grimmiger Zurückhaltung zurückkehrte. Als sie auf einem Umweg aus der Stadt und später auf der Straße nach Edenderry ritten. Als sie gerade lange genug anhielten, um ihren Pferden eine Verschnaufpause zu gönnen und in einer Straßenschenke außerhalb von Kilcock schnell einen Bissen zu essen. Als es zu regnen begann und den bisher nur schier endlosen Ritt in einen erst richtig deprimierenden verwandelt hatte. Erst auf den letzten Meilen hatte sie es gewagt, ein Gespräch zu beginnen, weil sie sonst verrückt geworden wäre vor Langeweile.
»Jack hat nur aus Sorge um dich gehandelt, weißt du. Vielleicht wäre es besser gewesen, das Tagebuch den Amhas-draoi zu geben. Sie könnten es beschützen.« Sie warf einen Blick über die Schulter in die dichte, nasse Nebelwand, die hinter ihnen aufzog. »Und uns auch.«
Aidans ganzer Körper versteifte sich im Sattel. »Uns beschützen? Glaubst du wirklich, dass sie das tun würden? Wohl kaum. Sie würden uns den Wölfen vorwerfen, wenn es ihren Zwecken diente. Sie wollen das Tagebuch meines Vaters als Köder benutzen, es Lazarus und seinem Herrn in Aussicht stellen, um sie aus ihrem Versteck hervorzulocken.«
»Und findest du das falsch? Ich bin Lazarus begegnet. Die Amhas-draoi können ihn von mir aus gerne haben!«
Aidan drehte sich nicht um, und sie hatte Mühe, seine Stimme in dem Regen zu verstehen. »Und was ist mit dem Mann, der ihn beherrscht? Lazarus’ Gebieter?«
Cats Hände verkrampften sich um die Zügel, als ihr eine beängstigende Einsicht kam, aber sie unterdrückte ihre momentane Panik. »Wer dieses Ungeheuer beherrschen kann, muss selbst ein Ungeheuer sein. Die Amhas-draoi können beide haben. Hauptsache, sie verschwinden!«
Aidan antwortete nicht sofort, und Cat fragte sich, ob er es überhaupt tun würde. Aber schließlich sprach er wieder, und seine Stimme war ganz rau vor innerer Bewegung. »Ich kann es nicht glauben. Es ist eine Lüge. Das muss es einfach sein.«
Bei diesem rätselhaften Kommentar begann ein neuer Sturzregen, der Cat veranlasste, sich in den Schutz des Umhangs zurückzuziehen wie eine Schildkröte in ihren Panzer. Die Wolle roch nach Aidan – eine sehr maskuline, moschusartige Kombination aus Düften, die eine prickelnde Hitze in ihr verursachten.
Für einen Moment lang erlaubte sie sich zu träumen, dass sie wieder im Garten von Kilronan House war, und Aidans Herzschlag unter ihrer Hand, seine Lippen, die verführerisch über die ihren strichen, und seine sanften Finger an ihrem Gesicht besänftigten den schlimmsten Ärger in ihr.
Und diesmal trat sie nicht zurück. Diesmal erlaubte sie Jeremys Geist nicht, sich zwischen sie zu drängen. Diesmal gab sie Aidans verlockender Berührung nach, überließ sich der süßen, berauschenden Hitze, die sie zu verzehren drohte, und fand Erlösung in seinen Armen auf dem weichen Gras unter den schützenden Goldregensträuchern.
Eine Explosion von Flügelschlag, Gekrächze und Gekreische rissen Cat mit der erschreckenden Heftigkeit eines Schusses in die Wirklichkeit zurück. Und die rauschhafte Verzückung in ihrem Tagtraum wich dem Schlamm und Schmutz der Straße, dem unaufhörlichen Regen und den Schmerzen in den Oberschenkeln und in ihrem Gesäß.
Unter der durchnässten Kapuze ihres Umhangs warf sie einen Blick auf Aidans unbeugsamen Rücken.
Hatte sie befürchtet, diese Reise könnte sehr, sehr anstrengend werden? Wie maßlos untertrieben das noch war!
Aidan erwachte, blinzelte in das graue Licht, das der Morgendämmerung vorausging, und wunderte sich in seiner Verwirrung über die schweren Eichenbalken über seinem Kopf, den Luftzug aus zwei klappernden Fenstern und den feuchten Geruch der Decken, unter denen er lag. Aber die Anpassung seiner Augen an die Düsternis brachte auch Klarheit in seine Gedanken. Sie befanden sich an einer wenig befahrenen Straße, in einem Gasthaus, das sie seiner bescheidenen Fassade wegen gewählt hatten, und in einem Zimmer, das er unter normalen Umständen nicht einmal seinem Diener zugemutet hätte.
Eine Weile beobachtete er die Schatten, die über den Boden krochen, als die Nacht in einen weiteren verregneten Tag überging. Dann drehte er sich auf der dünnen, mit Stroh gefüllten Matratze um und konnte spüren, wie sich die Sehnen in seinem Schenkel
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