Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung
ihrem ängstlichen Blick mit einem seiner undurchdringlichen. »Und was sie träumt.«
»Das ist nicht wichtig«, flehte sie.
Er sah ihr prüfend in die Augen, während er mit einer Fingerspitze ihre Wange berührte und ihr eine lose Haarsträhne hinter das Ohr strich.
Sie wehrte sich gegen das Erschauern, mit dem ihr Körper auf die sanfte Berührung reagierte, aber sie wusste, dass Aidan sich nicht täuschen ließ.
»Bist du sicher?«, flüsterte er. »Denn aus irgendeinem Grunde finde ich das sogar sehr, sehr wichtig.«
Nachdem er Cat zu ihrem Zimmer geschickt hatte, schlenderte Aidan zu Danvers zurück, der jetzt bei einer Flasche Rotwein und einem Teller gekochtem Rindfleisch mit Kartoffeln saß.
Von all den verdammten Missgeschicken, die geschehen konnten, mussten sie ausgerechnet jemandem begegnen, den sie kannten, obwohl sie sich doch solche Mühe gegeben hatte, unsichtbar zu bleiben. Da konnte er wenigstens versuchen, einen Nutzen aus dem Debakel zu ziehen. Wie beispielsweise etwas mehr über die Frau zu erfahren, die, wie er mit wachsender Bestürzung feststellen musste, immer mehr sein Interesse weckte.
Als Danvers Aidan mit grimmiger Miene auf sich zukommen sah, sprang er auf und bot ihm einen Stuhl an. »Ich hoffe, Sie waren nicht zu streng mit dem armen Mädchen. Ich bin sicher, dass sie nicht absichtlich, ähm, ihre Schokolade umgeworfen hat.«
Aidan, der noch immer an seinem Rock herumtupfte, nahm die Einladung an und setzte sich. »Carlotta ist zum ersten Mal in England«, log er. »Sie ist schüchtern und leicht erregbar«, erklärte er mit einem Blick auf Danvers. »Sie haben sie nervös gemacht.«
Der Mann zupfte die Manschetten seines flaschengrünen Rocks zurecht und rieb an einem unsichtbaren Fleck an seiner Rehlederhose. Er schien sich nicht ganz wohlzufühlen in Aidans Gesellschaft, aber gleichzeitig auch begierig zu sein, sich bei dem Earl beliebt zu machen. Es würde schon fast zu leicht sein, diesem Schwätzer Informationen zu entlocken.
»Ich muss mich dafür entschuldigen, dass ich mich ihr so forsch genähert habe, Mylord. Für einen Moment war ich sicher ... wissen Sie, sie sah ganz ähnlich aus wie ...« Er unterbrach sich und trank einen tüchtigen Schluck Wein.
»Sie sah ganz ähnlich aus wie wer, Mr. Danvers? Sie machen mich neugierig! Mit wem haben Sie Carlotta verwechselt?«
Danvers antwortete nicht sofort. Aber er zögerte nur einen Moment, bevor sein offensichtliches Bestreben zu gefallen die Oberhand gewann. Dann beugte er sich mit verschwörerischer Miene vor. »Ich kannte vor einigen Jahren eine junge Frau«, begann er.
Aidan bewahrte eine ausdruckslose Miene.
Um nicht sein Interesse zu verlieren, sprach Danvers hastig weiter. »Wissen Sie, unsere Väter hatten zusammen im Mittelmeer gedient, und als wir aufwuchsen, verbrachten sie und ich viel Zeit zusammen. Für eine Sekunde dachte ich, Ihre ...« Er unterbrach sich, weil er offenbar nicht sicher war, wie er Aidans Begleiterin nennen sollte, und keinen Faux pas begehen wollte. »Aber ich habe mich geirrt.«
Aidan lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, legte seine Fingerspitzen aneinander und betrachtete den Mann mit seinem hochnäsigsten Blick. »Jetzt würde ich aus purer Neugierde doch gern wissen, was aus der jungen Frau geworden ist, von der Sie sprachen?«
Danvers’ Blick verlor seinen Glanz, sein Gesicht verzog sich zu einer Maske der Enttäuschung. »Ich kann nur hoffen, dass sie gestorben ist, Mylord.«
Aidans Brauen fuhren in die Höhe. »Was für eine erstaunliche Bemerkung!«
»Die aber lediglich ein Ausdruck meines Mitgefühls ist, Lord Kilronan.« Danvers beeilte sich, es zu erklären. »Miss O’Connell und ich standen uns einmal sehr nahe. Aber dann kam es zu einem Skandal mit einem jungen Mann. Ihre Schmach beschämte ihre Familie und schockierte ihre Freunde. Sie verschwand kurz, nachdem es bekannt geworden war, und niemand hat seither auch von ihr gehört.«
»Eine ... fesselnde Geschichte.« Aidan kaschierte seine Überraschung mit gelangweiltem Zynismus, bevor er dem unguten Gefühl in seinem Magen entgegenwirkte, indem er sich einen Zigarillo an der Kerze anzündete. Nach einem tiefen, beruhigenden Zug daraus drückte er den Rest gleich wieder aus.
»Und was ist aus dem beteiligten Gentleman geworden?«, fragte er mit einer Schärfe im Ton, die Danvers zusammenfahren ließ und ihm das Naserümpfen und den missbilligenden Blick über den unmodernen Zigarillo vom Gesicht
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