Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung
strafften. Der Schmerz, der aus dem Bein in sein Gehirn fuhr, entriss seinen trockenen Lippen ein gequältes Stöhnen.
»Jeremy ... nirgendwo«, ertönte eine kummervolle Stimme.
Aidan erstarrte. Was zum Teufel machte Cat in seinem Zimmer? Und wer war Jeremy?
Auf einen Ellbogen gestützt, um den überbeanspruchten Muskel in seinem Bein zu schonen, entdeckte er seine Übersetzerin und Reisegefährtin zusammengerollt auf einer dünnen Decke auf dem Boden vor dem erlöschenden Feuer im Kamin.
»Cat!«, zischte er.
Sie wachte auf und schüttelte verschlafen und verwirrt den Kopf.
»Cat.«
Diesmal hörte sie ihn. Inzwischen vollends wach, setzte sie sich mit einer deftigen Verwünschung auf.
Aidan zog nur eine Braue hoch.
Über und über errötend zog sie die Knie an die Brust und die Decke über ihre Schultern. Ihr Haar war zerzaust vom Schlaf, und unter dem Saum ihres Hemdes schauten nackte Zehen hervor. So unschuldig der Anblick auch war, sorgte er doch dafür, dass Aidan sich nervös im Bett bewegte. Der Schmerz in seinem Bein verlagerte sich in seine Lenden.
»Wie bist du hier hereingekommen?« Sein Blick schoss zu der Tür, die er verschlossen hatte, soweit er sich erinnerte.
Cat rümpfte herablassend die Nase. »Jeder mit ein bisschen Verstand und einer Haarnadel hätte an diesem Schloss vorbeikommen können.«
»Na gut. Nächste Frage. Warum« – er zeigte auf das Nest aus Decken, das Feuer und ihre nachlässige Kleidung –, »dieser mitternächtliche Besuch?«
»In meinem Zimmer leckt das Dach.«
Er blickte zum Fenster, zu den grauen Nebelschleiern und dem Regen.
»Siebe haben weniger Löcher«, klagte sie. »Als es auf mein Bett zu tropfen begann, habe ich mich der Flut gebeugt und beschlossen, hier bei dir mein Lager aufzuschlagen.«
Seine Zweifel mussten ihm nur allzu deutlich im Gesicht geschrieben stehen, denn ihre grünen Augen glitzerten, und sie runzelte die Stirn. »Was dachtest du denn, warum ich hierhergekommen bin?«
Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem seiner seltenen Lächeln. »Sagen wir einfach, ich hatte da so eine Theorie.«
Sie machte ein verdrießliches Gesicht. »Ach ja? Und was würde Miss Osborne von deiner Theorie halten?«
Ihre Blicke begegneten sich. Cats grüne Augen schimmerten wie Flusskiesel, und die wechselnden Gemütsbewegungen, die er darin sah, ließen ihn nicht unberührt. Sie machten ihn kühn und leichtsinnig, ja weckten sogar Eifersucht in ihm.
»Wer ist Jeremy?«, entfuhr es ihm.
Kaum hatte die dumme Frage seine Lippen verlassen, wusste er, dass er einen fatalen Fehler gemacht hatte.
Sofort verschloss sich ihr Gesicht. Eine undurchdringliche Miene ersetzte die glutvolle Hitze, die er über ihre Züge hatte huschen sehen. Soviel zu der schmutzigen kleinen Fantasie, die er heraufbeschworen hatte.
»Was kümmert dich das?«, fragte sie kalt und unnahbar wie eine Königin.
»Ich hörte dich im Schlaf den Namen sagen«, erwiderte er achselzuckend, als wäre ihm ihre Antwort nicht so wichtig. Aber der Schaden war angerichtet und nicht mehr rückgängig zu machen.
Cat stand auf und ging, mit kerzengeradem Rücken und gestrafften Schultern, auf die Tür zu. »Jeremy war mein erster Fehler.« Sie hielt inne, um einen tiefen, unsicheren Atemzug zu tun. »Und ich werde keinen zweiten machen.«
»Miss O’Connell? Sind Sie das?«
Wie von Aidans bestürzender Frage nach Jeremy heraufbeschworen, erhob sich die Vergangenheit, um Cat einen Schlag zwischen die Augen zu versetzen. William Danvers schüttelte den Regen von seinem Übermantel, streifte seine Handschuhe ab und fuhr sich mit den Händen durch das Haar, das nass vom Regen war, bevor er auf ihren Tisch zukam. Sein neugieriger Blick glitt prüfend über sie, als suchte er nach Anzeichen dafür, dass sie es war.
Normalerweise kostete es sie nicht mehr Mühe, als zu atmen, um ihr Aussehen zu verändern. Aber im Moment schien selbst das Ein- und Ausatmen eine kolossale Aufgabe zu sein, und so verbarg sie sich hinter ihrer heißen Schokolade und verbrannte sich den Mund an einem unbedachten Schluck, während sie versuchte, ihre zitternden Glieder zu beruhigen. Sie konzentrierte sich auf das Bild, das sie im Geiste von sich formte – helleres Haar, ein runderes Gesicht, ein fliehendes Kinn und einen molligen Körper –, spürte die winzigen Veränderungen wie Nadelstiche in der Haut und wusste, dass es ihr gelungen war, als Danvers Selbstvertrauen Unsicherheit wich.
»Entschuldigen Sie bitte. Ich
Weitere Kostenlose Bücher