Heiß gekuesst
jemals erlebt habe«, sagte Aisling schniefend und betupfte ihre Augen mit einem Taschentuch. »Ich wünschte, Drake wäre hier, um es mitzuerleben.«
»Ja, wahrhaftig, der Traum aller Mädchen«, bestätigte Jim.
May schlang die Arme um Gabriel, und er streichelte ihr übers Haar.
»Es ist nicht gut für dich, wenn du dich so aufregst«, sagte Baltic und sah mich stirnrunzelnd an. Bei seinem Anblick hätte ich vor Freude am liebsten laut geschrien und gejubelt. »Du musst an deinen Zustand denken.«
»Meinen – du weißt es?«
»Natürlich weiß ich es. Ich bin ja nicht blöd. Ich kann mit einem Kalender genauso gut umgehen wie du.«
»Ach ja, übrigens, herzlichen Glückwunsch«, sagte Aisling, die immer noch schniefte.
»Oh, Mann, schon wieder eine schwangere Gefährtin im Weyr. Die
sárkánys
versprechen ja lustig zu werden.«
»Wir sind nicht im Weyr«, sagte Baltic, aber ich erstickte seine Worte mit einem Kuss.
»Oh doch, sind wir wohl.« Ich trat einen Schritt zurück, wobei ich über einen harten Gegenstand stolperte. Ich bückte mich, um Baltics Talisman aufzuheben, und warf ihm einen Blick zu, der Bände sprach. Man hätte eine ganze Bibliothek damit füllen können. »Wir treten dem Weyr wieder bei.«
Er verschränkte die Arme vor der Brust.
»Wag es nicht, mir zu widersprechen.« Ich zeigte auf den Ersten Drachen. »Nach allem, was ich mit ihm durchgemacht habe, treten wir dem Weyr wieder bei, basta!«
»Gefährtin …«
»Wir treten dem Weyr bei! Und du wirst dich wieder um die anderen Drachen kümmern!«
»Dieser irre Gesichtsausdruck steht dir gut, Soldy«, sagte Jim und legte den Kopf schief. »Ausgesprochen wirkungsvoll.«
Baltic seufzte. Er warf seinem Vater einen Blick zu und machte eine verärgerte Handbewegung. »Nun gut. Dieses Mal gebe ich deinen Forderungen nach, weil ich verhindern will, dass du dich weiter aufregst. Ich erlaube dem Weyr, die Lichtdrachen als Mitglieder aufzunehmen.«
»Danke«, sagte ich und küsste ihn wieder. Dann wandte ich mich zum Ersten Drachen. »Und auch dir vielen Dank. Für alles, aber hauptsächlich dafür, dass du mir Baltic gegeben hast.«
Er schwieg einen Moment lang, dann lächelte er. Sein Körper verwandelte sich flimmernd in den eines Drachen, dessen Schuppen in allen Farben des Spektrums schimmerten. Die Farben schienen über die Schuppen zu tanzen; dann war er verschwunden und hinterließ nichts als ein schwaches, farbiges Funkeln.
18
»Liebling? Baltic war tot, aber er lebt wieder. Ich dachte, das wolltest du bestimmt gerne wissen. Ysolde redet gerade mit Maura. Sie sagt, sie hat Violet, und sie steigen gerade vom Berg herunter, also schaffen sie es bestimmt in die Stadt. Oh, du hast verpasst, wie Ysolde den Ersten Drachen geboxt hat.« Aisling, die ein wenig abseits getreten war, um in ihr Handy zu sprechen, lauschte ein paar Sekunden lang. »Nein, sie lebt und es geht ihr gut, obwohl sie ihm einige ziemlich harte Dinge um die Ohren gehauen hat. Hast du Thala gefunden? Mist! Na ja, komm einfach zurück. Hier hat sich alles wieder beruhigt. Ist Magoth noch bei dir? Ah. Okay.«
Als Aisling gerade ihr Telefongespräch beendete, tauchte Dr. Kostich auf. »Ah, hier seid ihr alle. Wo ist der Drachenvorfahr? Ich möchte zur Grabstätte zurückkehren, um sie gegen Diebe zu sichern.«
Er warf Baltic einen betonten Blick zu.
»Eine Sekunde, Maura. Ich glaube, da will jemand mit dir sprechen«, schrie ich ins Telefon, da es schwierig war, sie über das Heulen des Windes hinweg auf dem Berg zu verstehen. »Dr. Kostich, Maura hat Violet gerettet. Möchten Sie gerne mit ihr reden?«
»Ich habe bereits mit ihr gesprochen. Sie hat mich eben angerufen«, erwiderte er schniefend. »Ich habe von meiner Enkelin nichts anderes erwartet. Sie weiß sich zu helfen, auch wenn sie in mancher Hinsicht ziemlich einfältig ist.«
»Er hat gesagt, du hast bereits mit ihm geredet. Bestell Violet liebe Grüße. Ja, er ist unterwegs. Sag ihm, dass hier alles in Ordnung ist. Und ruf an, wenn du wieder in der Stadt bist.« Ich legte auf und wandte mich an meinen ehemaligen Arbeitgeber. »Der Erste Drache ist leider gegangen. Aisling, stimmt es, dass Drake und Pavel Thala nicht fangen konnten?«
»Ja. Drake sagte, sie hätten sie beinahe eingeholt, als sie sich plötzlich in Luft aufgelöst hat. Sie ist einfach verschwunden. Oh, und Mays Dämonenboss muss auch jede Minute wieder eintreffen. Anscheinend war es ihm zu anstrengend, Thala hinterherzulaufen, und er
Weitere Kostenlose Bücher