Heiß gekuesst
warf Jim kopfschüttelnd ein. »Seid ihr als Kinder alle vom Wagen gefallen oder was? Das liegt doch auf der Hand.«
»Jim, sei still«, wies Aisling ihn zurecht.
Ich blickte Jim an. Er zwinkerte mir zu. Es lag auf der Hand? Was entging mir denn?
»Du hast gewollt, dass Baltic Chuan Ren zur Gefährtin nimmt«, sagte ich langsam, während sich meine Gedanken überschlugen. »Aber Baltic wollte nicht, und es war ihm gleichgültig, dass sein Verhalten die roten Drachen wütend machte. Es war ihm so egal, dass er sich sogar aus seiner eigenen Sippe werfen ließ, bis Alexei ihn wieder zu seinem Erben erklärte, als Constantines Verrat aufgedeckt worden war.«
»Constantines Verrat?« Gabriel runzelte die Stirn. »Was für ein Verrat denn?«
»Nichts. Es gab keinen Verrat«, sagte Constantine rasch. Er warf dem Ersten Drachen einen Blick zu und verschwand augenblicklich. »Ich … äh … ich habe kaum noch Energie. Ich erkläre dich später zu meiner Gefährtin, Ysolde, wenn alle weg sind.«
Ich ließ mich nicht ablenken. »Es ist eine alte Geschichte, Gabriel. Ich erzähle sie dir später.« Erneut wandte ich mich dem Ersten Drachen zu. »Du wolltest, dass Baltic dem Weyr Stärke bringt. Er war dein einziges noch lebendes Kind, und er sollte den Weyr, der auseinanderfiel, stabilisieren.«
»Meine Kinder waren immer widerspenstig«, sagte er mit der Andeutung eines Lächelns. »Das Drachenfeuer, das in uns brennt, manifestiert sich auf vielerlei Weise.«
»Aber Baltic hat nicht getan, was du wolltest. Ihm lag nichts daran, den Weyr zusammenzuhalten. Ihm ging es um die schwarzen Drachen. Er …«
»Ihm ging es um dich«, unterbrach mich der Erste Drache.
Und in diesem Moment fiel der Groschen. Erinnerung um Erinnerung kam zurück – Baltic, der mir vor fünfhundert Jahren erzählte, der Weyr könne machen, was er wolle, solange sie ihn in Ruhe ließen; Baltic, der mir vor nicht einmal drei Wochen das Gleiche sagte. »Und du willst, dass es ihm um die Drachen geht.«
»Oooh.« Aisling stieß die Luft aus.
»Er muss für den Tod der Unschuldigen bezahlen«, sagte der Erste Drache in seiner enigmatischen Art.
»Du kannst einen wirklich wahnsinnig machen, weißt du das?« Ich baute mich vor ihm auf. »Konntest du das nicht einfach so sagen? Musste ich dazu erst durch tausend Reifen springen? Ich wollte doch die ganze Zeit über, dass er wieder in den Weyr geht.«
»Aber du hast diese Aufgabe nicht erfüllt.«
»Was willst du denn noch von mir?«, schrie ich und schlug mir mit den Händen auf die Beine. »Ich habe es doch immer wieder versucht, und ich schwöre, ich werde weiter Himmel und Erde in Bewegung setzen, um dich glücklich zu machen. Ich schwöre, ich werde Baltics Ehre wiederherstellen. Ich werde alles tun, einfach alles. Nur bring ihn zurück!«
»Gefährtin, reg dich nicht so auf!«
Der Erste Drache presste die Lippen zusammen, als ob er das alles schon tausend Mal gehört hätte.
»Mehr als das kann ich nicht anbieten.« Ich packte den Ersten Drachen am Arm und schüttelte ihn. »Ich liebe ihn. Verstehst du das? Unsere Liebe geht über den Tod hinaus. Sie ist … sie ist … sie ist
alles
für mich.«
»Immer machst du so dramatische Szenen. Das genießt er, das weißt du doch, oder?«
»Baltic ist mein Ein und Alles, und … und …« Ich brach ab. Das Herz schlug mir bis zum Hals, als eine vertraute Person die Haut auf meinem Rücken zum Prickeln brachte.
Mein Herz, meine Seele, alles, was ich war, wurde wieder lebendig. Ich taumelte unter der Wucht der Gefühle. »Wann?«, fragte ich den Ersten Drachen.
Er wusste genau, wonach ich fragte. »Als ich seinen Verlust spürte.«
»Du Bastard!«, fluchte ich und schlug ihm mit der Hand auf die Brust. »Du hast mich das alles durchmachen lassen, obwohl er schon längst wieder lebendig war? Du herzloser Bastard! Du grausamer, manipulativer …«
»
Chérie
, beende diesen Satz nicht«, brummte Baltic hinter mir und schlang die Arme um mich. Ich drehte mich um. Tränen des Glücks liefen mir übers Gesicht. »Ich musste heute schon einmal einen Vortrag des Ersten Drachen über mich ergehen lassen – jetzt will ich nichts mehr hören, und wenn du weiterredest, fängt er wieder von vorne an.«
»Du lebst«, sagte ich, umfasste sein Gesicht mit meinen Händen und küsste ihn sanft.
»Ja, ich lebe.« Er wischte mir die Tränen ab. »Du hast um mich geweint?«
»Ich habe meine Seele für dich angeboten.«
»Das ist das Romantischste, was ich
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