Heiß gekuesst
klar.
Baltic war tot. Er war einfach nicht mehr da. Gerade eben hatte er noch neben mir gestanden und verlangt, dass Thala ihm das Schwert geben sollte … »Nein, das stimmt nicht. Nicht Thala.«
»Wie, nicht Thala? Was ist hier los?«
Das war Constantines Stimme.
Ich starrte weiter den Dämon an, während mein Gehirn verzweifelt versuchte, hinter ein Rätsel zu kommen, von dem ich bis zum heutigen Tag nichts gewusst hatte.
Im Hintergrund hörte ich Stimmengemurmel.
»Baltic ist tot? Bist du sicher? Ysolde, mein Liebling, mein Herz, erlaube mir, dich zu trösten.«
Ich schob Constantine beiseite. Hinter mir spürte ich jemanden. Ich drehte mich um.
»Er ist tot«, sagte ich, ohne auf die anderen zu achten.
Der Erste Drache schaute mich nur an.
»Er ist tot«, wiederholte ich lauter und trat auf ihn zu, bis ich dicht vor ihm stand.
Ich stand buchstäblich in Flammen, aber selbst das lenkte mich nicht ab. Ich hatte nur noch eine Mission, ein Ziel, einen Lebenszweck, und ich würde nicht zulassen, dass jemand, noch nicht einmal der Erste Drache, sich mir in den Weg stellte.
Er gab zu erkennen, dass er mich gehört hatte, schaute mich aber nur aus seinen allwissenden Augen an, als ob ich ein besonders interessantes Insekt wäre.
Ich stieß ihn vor die Brust, nur um eine Reaktion von ihm zu bekommen. »Lass ihn wieder auferstehen.«
Hinter mir keuchten die anderen auf.
Langsam schloss der Erste Drache die Augen.
»Lass ihn wieder auferstehen!« Ich schlug fester zu. Mein Feuer loderte auf, und die Flammen züngelten an ihm empor.
»Warum sollte ich das tun?«, fragte er.
»Du bist sein Vater!«, schrie ich. Tränen strömten mir über die Wangen, und der Schmerz in mir drohte mich zu erdrücken.
»Ich bin der Allvater.«
»Aber er ist dein Sohn. Dein letzter Sohn.«
»Ich habe auch meine anderen Söhne nicht wiederauferstehen lassen, als sie starben«, sagte der Erste Drache.
»Du musst ihn wieder zurückholen, weil ich ihn liebe«, heulte ich.
»Einige meiner anderen Söhne hatten auch Gefährtinnen, die sie liebten.«
»Das ist etwas anderes.« Ich sank auf die Knie. »Ich kann ohne ihn nicht weiterleben.«
»Willst du auch sterben? Was ist mit deinem Kind? Willst du es zurücklassen, nur weil du die sterbliche Welt verlassen willst?«
Ich dachte an Brom, das Beste von mir, mein hinreißendes Kind, und mein Herz zog sich immer weiter zusammen. »Nein. Ich kann Brom nicht verlassen. Ich kann nicht … Nein. Ich bin nicht bereit zu sterben. Aber wenn ich ohne Baltic leben muss, wird es mir das Herz brechen. Meine Seele wird tot sein. Ich werde weiterleben, weil ich muss, aber ich werde nicht wirklich leben. Ich werde einfach nur … einfach nur sein.«
Er sagte nichts. Irgendwie musste ich ihn erreichen, damit er mich verstand. »Du musst ihn zurückholen. Er ist das letzte deiner Kinder.«
»Alle hier sind meine Kinder«, sagte er sanft und machte eine Handbewegung zu den Anwesenden hin. »Auch du. Auch das Kind, das in dir wächst.«
»Wow!«, sagte Jim und musterte meinen Bauch. »Bist du schwanger?«
Schützend legte ich die Hand auf meinen Bauch. »Woher weißt du das? Das habe ich noch nicht einmal Baltic erzählt.«
Er blickte mich nur aus seinen weisen Augen an, und meine Gefühle stiegen so heftig in mir auf, dass sie mir wie Säure aus dem Mund flossen.
»Ich hasse dich!«, knurrte ich. Ich erhob mich, ohne auf das erregte Gemurmel der anderen zu achten. »Du bist ein Scheusal. Du bezeichnest dich selbst als Vorfahr aller, willst aber nicht die Verantwortung übernehmen, die damit einhergeht. Ich schäme mich, dass dein Blut in den Adern meines Kindes fließen wird.«
»Ysolde«, mahnte May schockiert. »Überleg dir, was du sagst. Und denk daran, mit wem du sprichst.«
»Das ist mir egal«, antwortete ich, ohne den Blick vom Ersten Drachen zu wenden. »Wenn du Baltic nicht wiedererwecken willst, dann werde ich durch die ganze Welt streifen, um einen Geisterbeschwörer zu finden, der es tut. Mir ist egal, wie lange es dauert, wie viel es kostet oder welche Opfer ich bringen muss, ich werde ihn zurückholen. Und wenn er heil wieder in meinen Armen liegt, dann wirst du meinen vollen Zorn kennenlernen.«
Er legte den Kopf schräg und betrachtete mich. »Willst du mir drohen, Tochter des Lichts?«
»Ja«, erwiderte ich gleichmütig. »Das will ich.«
»Oh, Ysolde, das halte ich wirklich nicht für klug«, versuchte Aisling mich zu beschwichtigen und trat auf mich zu. Sie blieb
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