Heiß gekuesst
auch«, sagte ich. Kostya sah so aus, als wolle er etwas in Brand setzen. Oder vielmehr, jemanden.
Zu meiner Überraschung jedoch warf er mir einen unergründlichen Blick zu. »Was kümmert dich das denn? Du willst mir ja wohl nicht weismachen, dass du mich magst, oder?«
Mir verschlug es die Sprache. »Ich habe dich immer gemocht, Kostya, bis zu dem Moment, wo du Baltic getötet hast. Danach habe ich verständlicherweise meine Meinung geändert. Aber in der letzten Zeit habe ich oft daran gedacht, dass du nicht durch und durch böse warst, obwohl du aufhören könntest, Baltic ständig die Nase zu brechen.«
»Zweimal. Ich habe sie in den letzten Monaten nur zweimal gebrochen. Und er hat meine genauso oft gebrochen, also sind wir quitt«, protestierte Kostya und rieb sich die Nase. »Du willst doch etwas von mir, oder? Ich sehe es dir an. Ich sehe es einer Frau immer an, wenn sie etwas will.«
»Natürlich will ich etwas. Ich will mein Haus zurück.«
Kostya holte tief Luft. »Dragonwood gehört mir.«
»Baltic hat es für mich gebaut! Ich habe den Garten dafür entworfen.«
»Es gehört dem schwarzen Wyvern, und deshalb ist es jetzt meins«, widersprach Kostya. »Es sei denn, du hast etwas Gleichwertiges, was du dagegen eintauschen möchtest.«
»Ich habe Geld. Nun ja, Baltic hat Geld«, erwiderte ich bedächtig, da ich nur zu gut wusste, dass Baltics Mittel in die Restaurierung von Dauva flossen. Außerdem ging es mir gegen den Strich, etwas zurückzukaufen, was mir gehörte, aber vielleicht würde Kostya sich ja verlocken lassen. »An welche Summe hast du denn gedacht?«
»Für Geld allein würde ich Dragonwood nie verkaufen«, schnaubte Kostya. »Hast du sonst nichts anzubieten?«
»Ich, persönlich? Ich habe mein Liebespfand.« Ich berührte die Kette um meinen Hals, an der ein kleiner, ovaler Silberanhänger hing. »Aber es hat eher sentimentalen als materiellen Wert.«
»Das Liebespfand, das Baltic für dich hat machen lassen, würde ich nie nehmen«, sagte er aufgebracht, fügte dann jedoch grinsend hinzu: »Er hat sich bei der Gravur beinahe die Finger abgehackt.«
»Er hat mir gesagt, es sei ihm unglaublich schwergefallen, zumal er noch nie auch nur die geringste künstlerische Veranlagung gehabt hat«, sagte ich lächelnd und teilte den Moment der Erinnerung mit Kostya. »Aber er war so stolz darauf.«
Kostyas Lächeln erlosch. »Du hast nichts, was du mir anbieten könntest, oder?« Er hob die Hand und unterbrach mich, als ich antworten wollte. »Ich habe meinen rechtmäßigen Anspruch auf Dauva zurückgezogen; weiter gehe ich nicht, Ysolde. Die Angelegenheit ist beigelegt, ebenso wie die Sache mit Cyrene. Ich habe für nächste Woche einen
sárkány
einberufen, um meine Erklärung in Bezug auf sie zurückzunehmen, und danach wird sie in meiner Sippe und im Weyr keinen formellen Status mehr haben.«
»Kostya, du weißt, wie viel das Haus mir bedeutet …«, begann ich bittend und erhob mich.
Er warf Drake einen gequälten Blick zu, dann verbeugte er sich vor Aisling und mir. »Wir sehen uns später, Aisling. Einen guten Tag, Ysolde.«
Ich biss mir auf die Lippe, als er hinausmarschierte. Dass er auch immer so stur sein musste. »Beim nächsten Mal erspare ich Baltic die Mühe, ihm die Nase zu brechen, und übernehme es selbst.«
»Es hat durchaus etwas Verlockendes, das muss ich zugeben«, sagte Aisling.
Drake warf ihr einen verweisenden Blick zu.
»Entschuldige, Süßer, aber du musst doch auch zugeben, dass Kostya manchmal schwer zu ertragen ist, wenn er so auf seinem hohen Ross sitzt.«
»Und doch hat er das Recht auf seiner Seite«, sagte Drake und ergriff das Glas Drachenblutwein, das Aisling ihm eingeschenkt hatte. »Das Haus gehört ihm.«
»Nein, das tut es nicht …«, setzte ich an.
»Warte mal«, fiel Aisling mir ins Wort und blickte mich nachdenklich an. »Ysolde, ich glaube, wir hatten einen Durchbruch.«
»In welcher Hinsicht?«
»Wer hatte einen Durchbruch?«, fragte May, die mit einer gemurmelten Entschuldigung für das Betragen ihres Zwillings zurück ins Zimmer kam.
»Kostya.« Aisling sah mich forschend an.
Verwirrt runzelte ich die Stirn. »Ich wüsste nicht wie.«
»Er hat dir doch angeboten, Dragonwood gegen etwas einzutauschen. Das hat er noch nie zuvor getan, oder?«
»Nein«, sagte ich nachdenklich und überlegte. »Er hat immer nur darauf beharrt, dass das Haus den schwarzen Drachen gehört, und da er der Wyvern ist, gehört es ihm. Ich glaube, du
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