Heiß gekuesst
hast recht, Aisling. Das könnte tatsächlich der Durchbruch sein, auf den ich gewartet habe.«
»Ja, aber jetzt brauchst du etwas, das du dafür eintauschen kannst. Ich nehme nicht an, dass Baltic Dauva aufgeben würde?«
Ich seufzte. »Das Einzige, was Baltic noch mehr liebt als Dauva sind Brom, Pavel und ich. Nein, Dauva kann ich nicht für Dragonwood eintauschen. Ich brauche etwas anderes, etwas von großem Wert, das er gerne haben möchte. Hmm.«
»Ich würde dir ja die Drachenscherbe anbieten, die unsere Sippe ausgesucht hat, aber … na ja, ich bin nicht sicher, ob das in Ordnung wäre«, warf May ein. »Ganz zu schweigen davon, dass Gabriel sie bestimmt nicht weggeben will.«
»Nein, deine Scherbe würde ich nie nehmen«, sagte ich und lächelte May an. Die Tatsache, dass auch sie einmal dasselbe Bruchstück des Drachenherzens, der wichtigsten Reliquie aller Drachen, in sich getragen hatte, das auch ich vor so vielen Jahren in mir gehabt hatte, gab mir in Mays Gegenwart immer das Gefühl, wir seien uralte Freunde. »Stell dir nur vor, was der Erste Drache sagen würde, wenn wir die Drachenscherbe dazu benutzen würden, ein Haus zu kaufen.«
»Jim, hörst du bitte auf?« Aisling runzelte die Stirn, weil der schwarze Hund seine Nase an ihrer Hand rieb. »Wenn du Gassi gehen musst, bist du entschuldigt.«
»Baltic hat nicht zufällig große Haufen Gold in seiner Schatzkammer, oder?«, fragte May und blickte mich nachdenklich an. »Nicht, dass ich neugierig sein möchte, aber du weißt ja, wie Drachen auf Gold reagieren – ich glaube, selbst Kostya könntest du damit umstimmen.«
Ich warf Drake einen Blick zu. Er betrachtete Aisling mit einem Glitzern in den Augen, das darauf hindeutete, dass er wohl lieber mit ihr allein gewesen wäre. »Äh … das geht leider alles für Dauva drauf, tut mir leid.«
»Keine wertvollen … Jim, wenn du noch einmal deine Nase an meiner Hand abwischst, dann … keine wertvollen Drachensachen also?«
»Drachensachen?«, fragte Drake.
»Du weißt schon. Wertvolle Dinge, Reliquien und so etwas. Jim! Es reicht! Ich bin es leid! Du kannst wieder sprechen, also sag Suzanne, du müsstest Gassi gehen.«
»Ich habe keine Reliquien, und Kostya hat Baltics Schatzkammer leer geräumt, bevor wir dort ankamen. Alles, was dort war, ist schon lange nicht mehr da«, sagte ich traurig. Der Gedanke, dass Dragonwood von fremden Drachen bewohnt wurde, brach mir das Herz.
»Mann, Ash, beim Rätselraten komme ich nie in dein Team«, sagte Jim beleidigt. »Das war kein Pipi-Tanz. Ich habe etwas Wichtiges zu sagen, aber du hattest mich ja zum Schweigen verdonnert.«
»Was hast du denn Wichtiges zu sagen?«, fragte sie und wischte ihre Hand an der Serviette ab. »Es sollte schon sehr wichtig sein.«
»Ich will ja nur Soldy helfen, das ist alles. Nur damit sie wieder in das Haus zurückkann, das sie so liebt«, antwortete der Dämon. Er setzte sich und starrte die zwei letzten Stücke Fladenbrot an.
»Und was soll das sein?«, fragte ich.
Jim zog eine Augenbraue hoch.
Ich ergriff ein Stück Fladenbrot. »Wenn das eine deiner üblichen, lächerlichen Ideen ist, Jim …«
»Nein! Ich verspreche dir, es ist toll«, antwortete er. Ein dünner Speichelfaden rann auf den Teppich.
»Oh, um Himmelswillen. Wo ist dein Schlabberlätzchen? Nicht auf Drakes schönen Teppich!« Aisling band dem Hund ein Tuch um und wischte ihm über das nasse Maul. Dann nickte sie mir zu. »Du kannst es ihm geben, Ysolde, aber das reicht dann auch.«
Ich verfütterte das Fladenbrot an den Hund. »Und? Was ist das für eine Idee?«
Laut schmatzend verschlang Jim das Brot. »Lecker! Mit dem Schinken ist es absolut köstlich!«
»Jim!«, sagte ich warnend.
»Okay, okay, du brauchst mich nicht so anzusehen, als wolltest du mich wieder in einen Menschen verwandeln«, sagte er hastig und drückte sich an Aisling. »Es war die Hölle, als ich nicht in meiner prachtvollen Gestalt war. Ich habe folgende Idee: Du brauchst etwas zum Tauschen, oder?«
»Jaaa«, sagte ich gedehnt. Ich war immer noch misstrauisch.
»Etwas Tolles, wie das, was May Kostich gestohlen hat.«
Ich blickte May überrascht an. »Du hast Dr. Kostich bestohlen?«
»Magoth – der Dämonenlord, an den ich gebunden war – hat mir befohlen, ein kleineres Objekt zu stehlen«, erwiderte sie mit schiefem Lächeln. »Letztendlich habe ich die Quintessenz gestohlen. Einen Tag lang. Als ich merkte, was es war, habe ich sie wieder zurückgebracht.«
Mir
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