Heiß gekuesst
Dann winkte ich Pavel zu, der mit drei Männern sprach, die die Restaurierung von Dauva überwachen sollten.
»Ich bin dem grünen Wyvern unendlich überlegen«, erwiderte Baltic hochmütig. Er nickte einem der blauen Drachen zu, die er als Fahrer für uns engagiert hatte. »Denk immer daran, dass ich alles tue, um deine und Broms Sicherheit zu gewährleisten.«
»Das weiß ich doch, und ich bin dir auch sehr dankbar dafür, dass du dich überwunden und dir einige von Drakes Männern zu unserem Schutz geliehen hast, während du mit Pavel auf der Suche nach Thala warst, aber ich habe dir schon vor deiner Abreise gesagt, dass uns schon nichts passieren wird. Thala hat keinen Grund, Brom etwas anzutun, und das gilt auch für mich. Und was dich angeht … na ja, sie hat beträchtliche Mühe darauf verwandt, dich wiederzuerwecken, deshalb glaube ich nicht, dass sie dich töten will, auch wenn sie unser Haus in die Luft gejagt hat. Ich glaube, sie war einfach nur frustriert und wütend, und das hat sie an uns ausgelassen. Aber Mordabsichten unterstelle ich ihr nicht.«
»Da bin ich anderer Ansicht.«
Ich berührte ihn an der Schulter. Obwohl Thalas Zerstörung des Hauses uns nicht getötet hatte – Drachen sind bekanntlich schwer zu töten –, hatte er heute noch Narben auf dem Rücken. »Nun, ich sollte vielleicht eher sagen, sie hat keinen Grund, dich töten zu wollen, also warum sollte sie dann mich um die Ecke bringen wollen? Schließlich bist du nicht wie die anderen Drachen, die sofort abkratzen, wenn ihre Gefährtin stirbt.«
Baltic, der mir stirnrunzelnd zugehört hatte, schaltete in den Verführungsmodus, was er immer tat, wenn ich die Tatsache erwähnte, dass er zu den wenigen Drachen gehörte, die mehr als eine Gefährtin haben konnten. »Ich würde deinen Tod nicht noch einmal überleben,
chérie
«, murmelte er an meinen Lippen und hüllte mich in einen Hauch seines Drachenfeuers ein. »Nicht ein drittes Mal. Und aus diesem Grund muss ich darauf bestehen, dass du den Erzmagier nicht mehr wiedersiehst.«
»Möglicherweise haben wir keine andere Wahl«, sagte ich nachdenklich und wischte ein unsichtbares Stäubchen von seiner Schulter. »Ich hatte noch keine Gelegenheit, es zu erwähnen, aber ich habe heute früh mit Jack gesprochen. Erinnerst du dich an ihn?«
»Nein.«
»Er war zur gleichen Zeit wie ich bei Dr. Kostich in der Lehre – nur dass Jack ein sehr begabter Magier ist und ich … nun ja, du weißt ja, dass es um meine magischen Fähigkeiten nicht zum Besten bestellt ist, weil ich ein Drache bin. Jack ist jetzt ein voll ausgebildeter Magier und nach allem, was ich gehört habe, sehr talentiert, aber selbst er sagt, dass mit Thala nur ein Erzmagier fertigwerden kann.«
Baltic betrachtete mich forschend. Ich küsste ihn aufs Kinn. Was ich zu sagen hatte, würde ihm nicht gefallen.
»Es gibt andere Erzmagier«, sagte er.
»Nur zwei, und einer ist nicht zu erreichen, weil er sozusagen eine Magier-Auszeit genommen hat. Der andere ist eine Frau, mit der ich noch keine Erfahrung habe, aber ich nehme an, es ist nicht so leicht, sie davon zu überzeugen, dass sie uns hilft, einen hochgefährlichen, zum Teil psychotischen Halbdrachen, der auch Geisterbeschwörer ist, zu fangen.«
»So gefährlich ist Thala ja nun auch wieder nicht«, erwiderte Baltic.
Ich zog seinen Hemdkragen herunter. »Hast du dir deinen Rücken mal angesehen? Die Beschwörung, die sie gesungen hat, hat ein dreistöckiges Haus zum Einsturz gebracht, Baltic. Das kannst du nicht, wenn du nicht eine ziemlich beeindruckende Macht anzapfst.«
Baltic schnaubte empört.
»Ich sage ja nur, dass wir wahrscheinlich um Dr. Kostich nicht herumkommen.«
»Das gefällt mir nicht.« Baltic runzelte Unheil verkündend die Stirn, aber ich hatte gelernt, diesen Gesichtsausdruck zu ignorieren.
»Mir auch nicht, aber solange Magier arkane Macht beherrschen, sind sie eben am besten geeignet, um die dunkle Macht zu bekämpfen, die Geisterbeschwörer benutzen. Es tut mir leid, mein hinreißender Drache, aber wir müssen uns wohl für Dr. Kostich entscheiden.«
Er presste die Lippen zusammen. Offensichtlich hätte er mir am liebsten geantwortet, dass wir ohne meinen früheren Arbeitgeber und Beherrscher der Anderwelt auskommen könnten, aber uns blieb wohl kaum etwas anderes übrig.
»Du und Pavel, ihr habt Thala zwölf Tage und Nächte lang verfolgt«, sagte ich zu ihm und streichelte ihm über die Brust. »Du kennst sie besser als jeder
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