Heiss Glüht Mein Hass
strich mit dem Finger über die Kette, die unter seinem Hemd zu sehen war. »Die hast du gestern Nacht abgenommen.«
»Du warst in meinem Zimmer?«
»Ich habe Aspirin gesucht. Und die Kette lag gut sichtbar auf deinem Nachttisch. Sei vorsichtig, Reed. Keine Frau mag im Schatten ihrer Vorgängerin leben. Auch nicht vorübergehend.«
Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte, aber das Klingeln seines Handys rettete ihn. Die Nummer auf dem Display sagte ihm nichts. »Solliday.«
Lauren schüttelte den Kopf und verließ den Raum.
»Abe Reagan. Mias Partner.«
Reed war augenblicklich misstrauisch. »Freut mich. Aber woher haben Sie meine Handynummer?«
»Von Aidan, der sie von Jack hat. Mia ist gerade von hier gestartet. Sie sagte, sie würde in Ihrem Haus übernachten, aber ich weiß, dass sie vorher in ihre Wohnung fahren wird. Wenn ich könnte, würde ich ihr vorsichtshalber folgen.«
»Ich mache das. Danke für die Information.« Reed steckte das Handy ein. Aber zunächst musste er mit Beth sprechen. Er nahm jeweils zwei Stufen auf einmal und klopfte an ihre Tür. Laute Musik drang aus ihrem Zimmer. »Beth? Ich muss mit dir reden.«
»Lass mich in Ruhe.«
Er packte den Türknauf, doch sie hatte abgeschlossen. »Beth, wir müssen reden. Mach die Tür auf.«
Es dauerte mindestens eine Minute, bis sich die Tür öffnete und sie wütend zu ihm aufsah. Ihre Augen waren rot und geschwollen. »Was willst du?«
Behutsam streckte er die Hand aus, um ihr eine Haarsträhne von der Wange zu streichen. Sie zuckte zusammen und fuhr zurück, was ihn mehr verletzte als die Worte zuvor. »Beth. Bitte sag mir doch, was mit dir los ist. Ich kann es nicht verstehen, wenn du es mir nicht sagst.«
»Es ist nichts. Ich bin bloß müde.«
Hilflos und frustriert seufzte er. »Bist du krank? Müssen wir zum Arzt?«
Ihr Lächeln war verbittert und schon viel zu erwachsen. »Willst du damit sagen, ich müsste zu irgendeinem Seelenklempner? Das kann doch wohl nicht sein. Du bist doch immer derjenige, der über diese Leute schimpft.«
Volltreffer. Er zog den Kopf ein. »Na ja, vielleicht hätte ich mich nicht so negativ äußern dürfen. Vielleicht gibt es vieles, was ich anders machen müsste. Aber ich kann das nicht beurteilen, solange du nicht mit mir reden willst, Spätzchen.«
Ihre Augen blitzten. »Ich bin kein Spätzchen.« Dann wurde ihr Blick traurig, aber er nahm ihr die Regung nicht ab. »Du könntest mich bei Jenny übernachten lassen. Dann wäre ich glücklicher.«
Er trat entsetzt zurück. Das war nicht mehr seine Tochter. Diese berechnende Fremde musste zu jemand anderem gehören. »Nein. Das haben wir bereits durchgekaut, und nichts, was du sagst, wird mich davon abbringen. Tatsächlich ist eher das Gegenteil der Fall. Ich habe keine Ahnung, warum dir diese Übernachtung so wichtig ist, aber – nein, du gehst nicht. Und ab jetzt wirst du überhaupt nicht mehr zu dieser Jenny gehen.«
Ihre Nasenflügel weiteten sich. »Du gibst ihr die Schuld. Das hat sie vorausgesehen.« Sie wich zurück, bereit, die Tür zuzuwerfen. »Bist du jetzt fertig damit, mir mein Leben kaputtzumachen?«
Er traute seinen Ohren nicht und schüttelte den Kopf. »Beth, ich muss noch mal kurz weg. Wir reden weiter, wenn ich wieder da bin.«
»Nein, lass mal«, sagte sie kalt. »Bis dahin schlafe ich schon.« Dann schlug sie ihm die Tür vor der Nase zu.
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und umfasste seinen Hinterkopf, als müsse er ihn stützen. Was war los mit seinem Kind? Nur Launenhaftigkeit? Oder steckte mehr dahinter? Etwas … Schlimmeres? Aber das konnte er nicht ernsthaft glauben. Beth war ein kluges Kind? Sie war erst vierzehn. Natürlich wusste er aus Erfahrung, in was Vierzehnjährige hineingeraten konnten. Aber das hier war Beth. Sie war nicht die Tochter von Alkohol- oder Drogenabhängigen, die sich mehr um ihren nächsten Schuss als um ihren Nachwuchs kümmerten.
Beth hatte Glück.
Sie hat mich.
Er seufzte.
Und im Augenblick kann sie mich nicht ausstehen.
Er wusste nicht, was er tun sollte. Am liebsten hätte er ihre Tür eingetreten, aber er wusste, dass er damit nichts erreichen würde. Er brauchte Hilfe. Er würde gleich morgen früh ihren Vertrauenslehrer anrufen.
Und nun musste er einer Frau hinterherfahren, die ihn wahrscheinlich genauso herzlich willkommen heißen würde. »Gib’s einfach auf, Solliday«, murmelte er, als er die Treppe hinunterging und im Vorbeigehen seinen Mantel nahm. Er begegnete
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