Heiß umschwärmt
ewig in ihr Gedächtnis eingegraben hatte.
Erst einmal war sie froh darüber, flüchten zu können. Und während sie aus dem Schlafzimmer rannte, hörte sie Seth hinter sich lachen.
“Seth ist so unmöglich wie immer. Ich meine, er hat es doch tatsächlich gewagt, mich im Gästehaus unterzubringen, zusammen mit allen anderen Gästen aus New York. Ist das zu fassen?”
Kirsten hatte Nikki gerade erst ihr Handy aus dem Gästehaus gebracht, und nun konnte sie deutlich mithören, was diese zu ihrem Agenten sagte. Offensichtlich war Seths Geliebte nicht gerade in guter Stimmung, obwohl sie sich doch am Swimmingpool ausgeruht hatte. Kirsten hatte fast Mitgefühl mit ihr. Sie selbst war heute Morgen auch nicht bester Laune.
“Oh Schatz”, sprach Nikki sie jetzt an, wobei sie eine Hand über die Sprechmuschel des Handys hielt. “Können Sie dafür sorgen, dass man mir eine Magnum-Flasche Champagner in mein Zimmer bringt? Danke.” Sie wandte sich wieder ihrem Telefon zu. “Das müsste genügen.”
“Natürlich.” Etwas in Kirsten zog sich schmerzhaft zusammen, als sie das Wort 'Schatz' hörte. Für Nikki waren alle ein 'Schatz': Viola, Kirsten, Jim, der Verwalter der Ranch. Der einzige Mensch, den sie nicht so nannte, war Seth.
Kirsten holte den Champagner aus dem Weinkeller und brachte ihn ins Gästehaus, das an einem Berghang stand, so eben außer Sichtweite vom Ranchhaus entfernt. Sie stellte zwei Kristallgläser auf den kupferfarbenen Tresen und verstaute den Champagner im Kühlschrank. Dabei war sie eine Million Meilen weit weg mit ihren Gedanken.
In mancherlei Hinsicht war Nikki Butler perfekt für Seth. Sie war unglaublich schön. So schön, dass Seth wohl kaum nebenbei noch eine Geliebte hätte haben können, die schöner war. Außerdem würde Nikki wahrscheinlich immer bereit sein, Seths schlechtes Benehmen zu dulden, um die nächste Beute in die Hände zu bekommen, und dann wären alle glücklich.
Aber aus irgendeinem Grund machte der Gedanke, dass Nikki und Seth zusammenbleiben könnten, Kirsten traurig. Ganz gewiss war Seth Morgan einer der zynischsten, härtesten Männer, die sie je getroffen hatte. Aber in seinem Inneren steckte etwas anderes, etwas sehr Menschliches. Er tolerierte bestimmte Dinge zwar, machte aber wenigstens zynische Bemerkungen darüber. Das war eine Art kämpferischer Zug, eine Reaktion darauf. Er fand das immerhin nicht völlig normal.
Hazel sah auch etwas in ihm, und Kirsten hatte vor, sie eines Tages danach zu fragen, was genau das war. Die Viehbaronin verkaufte sonst nie jemandem etwas von ihrem Land. Dass sie Seth sogar ein großes Stück davon verkauft hatte, bedeutete, dass er es ihrer Meinung nach wert war.
Kirsten lächelte insgeheim. Sosehr das im Widerspruch zu Seths riesigem Reichtum stehen mochte, manchmal war es schwer zu erkennen, dass Seth überhaupt etwas wert war.
Durch das Fenster bemerkte sie, wie Seth am Swimmingpool eintraf. Er sprang vom Sprungbrett ins Wasser und spritzte Nikki dabei nass. Dann kam sein Kopf wieder an die Oberfläche. Er grinste unverschämt, und in seinem Haar glitzerten Wassertropfen. In weiter Ferne konnte Kirsten die hohen Berge sehen, auf deren Gipfeln Schnee lag.
Mit all seinem Reichtum konnte Seth zwar ein Loch im Boden buddeln und einen Swimmingpool bauen lassen, was in Anbetracht der kühlen Sommer in Montana eine unnötige Extravaganz war, aber an den Bergen konnte er nichts ändern. Die Berge waren immer da, unberührbar und großartig. Der Swimmingpool und die Berge, das war der Gegensatz zwischen etwas Künstlichem und etwas, das wirklich von Bedeutung war.
Und Kirsten wollte wirkliche Bedeutung. Nikki dagegen wünschte sich das Künstliche.
Kirsten nahm an, dass es das war, was ihr zu schaffen machte. Es stimmte sicher gar nicht, dass sie dabei war, sich in Seth Morgan zu verlieben. Ja, sie hatten sich geküsst, und zugegeben, sie hatte es atemberaubend gefunden. Wie die Berge.
Und tief in ihrem Inneren vermutete sie, dass Seth Morgan mehr an sich hatte als nur das Künstliche.
Trotzdem würde Nikki gewinnen. Das war unvermeidlich.
Und dann würde es keine weiteren heißen Küsse geben. Es würde keine Unterhaltungen auf dem Pferderücken mehr geben, außer solchen zwischen Boss und Angestellter. Und keine weiteren Berge.
Kirsten seufzte. Sie war auf seltsame Weise deprimiert. Aber dann nahm sie sich zusammen. Zwar glaubte sie nicht, dass sie wirklich dabei war, sich in Seth zu verlieben, aber manchmal kam es ihr
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