Heiß umschwärmt
würde er sich über sich selbst ärgern, und ritt nach hinten zu Nikki.
Kirsten wandte sich nicht um. Stattdessen fing sie an, historische Anekdoten über das Tal zu erzählen, obwohl die Einzigen, die noch in der Nähe waren, Bob und Skya, so aussahen, als würde sie das nicht im Geringsten interessieren. Aber sie selbst interessierte es schon, und so sprach sie weiter, so nutzlos das auch war.
Sie hätte alles getan, um sich von ihrem Boss abzulenken.
Carrie, Kirstens Schwester, setzte sich neben sie auf die Couch und schmiegte sich in ihre Arme. Dann erzählte sie ihr von der neuesten, komplizierten Haarmode.
“Und dann steckst du dein Haar mit diesen glitzernden Pferdeschwanzklips auf, und das war's.”
“Ich bin schon vom Zuhören erschöpft. Und du hast vor, das deinem Haar jeden Tag anzutun?” Kirsten lächelte.
“Aber es würde an dir richtig niedlich aussehen”, meinte Carrie.
“Nicht so niedlich wie bei dir.”
“Das Dinner ist fertig.”
Kirsten blickte auf. Ihre Mutter stand in der Wohnzimmertür. Sie trug ein Kleid aus Jeansstoff und Sandaletten. Zum ersten Mal seit langer Zeit fand Kirsten, dass ihre Mutter nicht müde aussah.
“Es tut dir gut, dass du dich aus dem Beruf zurückgezogen hast, Mom.” Kirsten umarmte sie. “Ich kann mich gar nicht erinnern, wann du zuletzt keine Ringe unter den Augen hattest.”
“Unsinn. Ich werde wieder arbeiten gehen, sobald mein Haar ein bisschen länger ist.” Jenn Meadows berührte ihr Haar, das so fein wie das eines Babys war.
“Viola trägt ihr Haar freiwillig ganz kurz. Ein Paar witzige Ohrringe, und du würdest toll aussehen.”
“Wer ist Viola?”, fragte Carrie.
“Seths Haushälterin”, antwortete Kirsten.
Ihre Mutter sah sie fragend an. “Seth?”
“Mr Morgan”, verbesserte Kirsten sich hastig. Um weiteren Nachfragen zu entgehen, wechselte sie das Thema. “Nun, da ich gut verdiene, habe ich mich danach erkundigt, ob ich dieses Haus nicht kaufen könnte. Ich wollte, dass du das weißt, Mom. Es wäre doch viel klüger, wenn es unser Eigentum wäre und wir kein Geld mehr für Miete ausgeben müssten.”
“Aber du wohnst doch gar nicht hier, Schatz”, protestierte Jenn.
Kirsten zwinkerte Carrie zu. “Aber du und Carrie wohnt hier, und wer weiß, vielleicht wird Mr Morgan oft monatelang weg sein. Dann werde ich mehr Zeit hier verbringen, als du denkst.”
“Also, ich weiß nicht. Sobald ich mich ausgeruht habe, werde ich mir einen neuen Job suchen.”
Kirsten setzte sich an den Tisch. Sie war dankbar dafür, zu Hause zu sein, selbst wenn es nur für einen Abend war. “Wenn du dich der Anstrengung gewachsen fühlst, kannst du dir einen neuen Job suchen, Mom, aber ist es nicht ein großartiges Gefühl zu wissen, dass du einfach etwas tun kannst, das du genießt, statt Geld für die Miete verdienen zu müssen?”
Jenn schien von Empfindungen überwältigt zu sein. Sie schwieg eine ganze Weile, dann nahm sie Kirstens Hand und drückte sie. “Das wäre wirklich wundervoll, Darling, aber du musst mir versprechen, dass du bei der Arbeit für Mr Morgan genau dieses Gefühl hast. Ich wüsste nicht, was ich tun sollte, wenn ich den Eindruck hätte, dass du dich unglücklich machst, bloß um Geld für uns zu verdienen.”
“Ich liebe meinen Job, Mom. Wirklich.” Kirsten lächelte ihr zu und füllte ihren Teller.
Auf keinen Fall würde sie ihrer Mutter etwas von all den Komplikationen erzählen. Jetzt, da sie ihre Mutter so ausgeruht und zufrieden erlebte, war sie umso entschlossener, dafür zu sorgen, dass ihre Arbeit unkomplizierter wurde.
Und das konnte sie schaffen. Es würde einige Disziplin erfordern. Sie musste sich von den Tagträumen befreien. Aber das konnte sie. Außerdem würde Seth sich höchstwahrscheinlich bald in Montana langweilen und immer für lange Zeit nach New York zurückkehren. Das würde es ihr leichter machen. Und wer konnte wissen, ob Nikki und er sich nicht versöhnen und vielleicht sogar heiraten würden?
Lustlos begann Kirsten zu essen. Sie hoffte nur, dass ihre Mutter nichts von ihrem inneren Aufruhr bemerkte.
“Da ist ja Seths Mädchen für alles! Genau wie in dem Filmklassiker Sein Mädchen für besondere Fälle”, rief Rick Conway, als er am Freitag fast mit Kirsten auf dem Bürgersteig zusammenstieß.
Nach dem Dinner war Kirsten vom Haus ihrer Mutter in die Innenstadt gegangen, um noch ein paar Dinge vor dem morgigen Barbecue zu überprüfen. James' Anwesenheit stellte eins der
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