Heiß umschwärmt
ist er es, der mich am meisten verwirrt.”
“Sendet er widersprüchliche Signale aus? Was meinst du, warum er das tut?” Hazel war plötzlich so aufgeregt wie ein Bär, der Honig gefunden hat. Es schien, als würde sie sich gleich vor Freude die Hände reiben.
Kirsten hätte fast gelacht. “Nein. Glaub mir. Die Signale sind ausgesprochen deutlich.”
“Und was für eine Art von Signalen ist das?”, wollte die Viehbaronin wissen.
Plötzlich kam Kirsten ein schrecklicher Gedanke. “Hazel, dieser Job – ich meine, du hast das doch nicht als eine Art Heiratsvermittlung geplant, oder?”
“Ganz gewiss nicht! Für was für eine Art von Freundin hältst du mich denn, Mädchen? Du hast gesagt, dass du einen besseren Job brauchst, und ich habe mir gedacht, dass Mr Morgans Angebot nicht schlecht ist, also habe ich dir ein bisschen auf die Sprünge geholfen.”
Hazel gelang es ausgezeichnet, beleidigt zu wirken. Kirsten hätte ihr tatsächlich fast geglaubt.
“Es spielt keine Rolle, Hazel. Ich beschuldige dich ja gar nicht. Es wird sowieso nichts geschehen zwischen mir und meinem Boss. Das garantiere ich dir. Aber selbst, wenn man diese Angelegenheit beiseitelässt, ist der Job immer noch schwierig.”
“Wieso?” Hazel nahm sich ein weiteres Bier aus der Kühlbox. Sie wirkte plötzlich ein bisschen niedergeschlagen.
“Weißt du, als mein Dad wegging, wusste ich, dass ich mehr vom Leben will als das, was meine Mom hatte. Sie hat sich wegen des Lebensstils und der Sicherheit mit etwas abgefunden, was keine Liebe war, und am Ende ist ihr nichts geblieben. Das wird mir nicht passieren. Egal, was geschieht, bei mir heißt es alles oder nichts.”
“Braves Mädchen”, lobte Hazel.
“Aber dies sind Leute von der Wall Street.” Kirsten zuckte mit den Schultern. “Da bin ich nicht in meinem Element. Ich verstehe keinen von ihnen. Es ist so leicht für sie, von einem Bett ins nächste zu wandern. Nichts bedeutet ihnen etwas, nicht mal Liebe. Ich schätze, wenn man so viel hat, das einem gehört, hat man es nicht nötig, dem Leben eine Bedeutung zu geben. Ich bin anders. Mich würde ein solches Leben niemals befriedigen.”
“Für mich klingt das, als wäre es mehr als bloß ein Job.” Die blauen Augen der Viehbaronin glänzten plötzlich wieder.
“Nein, es ist bloß ein Job. Das garantiere ich dir.” Kirsten musterte die ältere Frau. “Aber ich würde wirklich gern eins von dir wissen, Hazel. Warum hast du ihm Land verkauft? Ich meine, von allen Leuten, die gern ein Stück von deiner Ranch haben wollten – wieso hast du ausgerechnet an ihn verkauft? Was hat er an sich, dass du ihm dieses Privileg gewährst?”
Die Viehbaronin trank einen großen Schluck von ihrem Bier und dachte lange nach, bevor sie antwortete.
“Du kennst mich, Kirsten”, begann sie dann. “Die beste Art, es zu erklären, ist wohl, dass ich nie fähig war, mit anzusehen, wenn einem Menschen etwas fehlt. Ich konnte ihn nicht weiter so bedürftig sein lassen.”
Kirsten schnappte nach Luft. “Bedürftig? Diesem Mann fehlt doch rein gar nichts.”
“Es war nicht das Land, das er in Wirklichkeit wollte. Zur Hölle, er hätte sich sonst wo eine Ranch kaufen können. Und ich hätte ihm auch kein Land verkaufen müssen, das weißt du. Ich habe schon ganz andere Kerle in die Stadt zurückgeschickt – Kerle, die noch mehr Geld hatten als dein Boss.”
“Warum dann?” Kirsten fand, dass das alles keinen Sinn ergab.
Hazel sah ihr ins Gesicht. “Manchmal ist ein Mensch ganz besonders bedürftig, wenn er alles hat. Oft sind Großstädter die einsamsten Menschen der Welt, aber das liegt nicht daran, dass sie keine Gesellschaft haben. Sie haben eher zu viel, wenn du mich fragst. Deshalb verlasse ich selbst Mystery niemals.”
Kirsten fragte sich, ob sie das richtig verstand. “Willst du damit sagen, es war etwas Größeres als das Land, das Seth wollte?”
“Vielleicht. Was meinst du?”
Kirsten war nicht sicher.
Das war ihr offenbar anzusehen, denn Hazel sagte: “Er ist nur dein Boss, Cowgirl. Du brauchst die Frage nicht zu beantworten, sondern nur für ihn zu arbeiten. Tatsächlich frage ich mich, warum du dich das so sehr interessiert.” Sie lächelte. “Außer natürlich, dir liegt etwas an deinem Boss und du möchtest ihn besser verstehen. Aber dann kann man all deine Garantien auf der Stelle vergessen.”
“Hazel, du bist wirklich durchtrieben, weißt du das?” Kirsten musste trotz allem grinsen.
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