Heiß umschwärmt
würde, und dann würde es auf dieser grünen Erde keinen Platz geben, an den sie gehen konnte, um Seth wieder aus ihrem Herzen zu verbannen. Dann würde es ihr ergehen wie ihrer Mutter. Ohne je wirkliche Liebe erlebt zu haben, würde es für sie damit für immer vorbei sein.
Sie blickte auf ihr leeres Weinglas. Sie fühlte sich sehr niedergeschlagen, mitzuerleben, wie Nikki und Rick im Pool herumalberten und sich nach all den Stunden, die sie beim Barbecue in der Sonne verbracht hatten, abkühlten. Ihr Gelächter bewirkte, dass Kirsten innerlich ganz kalt wurde, und das Einzige, was womöglich helfen konnte, das Loch in ihrer Seele zu schließen, waren ein weiteres Glas Wein und ein langes Bad, sehr weit weg von allem, was mit Seth Morgan zu tun hatte.
7. KAPITEL
Es überraschte Kirsten, wie schnell Seth zurückkehrte. Er war nur vierundzwanzig Stunden fort gewesen. Und noch mehr überraschte sie seine schlechte Laune. Immerhin hatte ihn die Reise anscheinend nicht angestrengt, dank seines Privatjets.
“Ich will, dass alle Briefe für Mary kopiert werden, und die Originale gehören in meine Akten”, erklärte er, während er an dem großen Eichenschreibtisch in Wohnzimmer saß.
Irgendwie erinnerte er Kirsten an einen mürrischen alten Bären, der einen Dorn in der Pfote hatte. Sie schrieb sorgfältig alles auf und sorgte dafür, dass ihr nichts von dem entging, was er ihr mitteilte.
“Und ich will …”, knurrte er.
Sie unterdrückte ein Kichern.
Er warf ihr einen scharfen Blick zu. “Ist irgendetwas komisch, Miss Meadows?”
Sie schüttelte entschieden den Kopf. “Nichts. Gar nichts, Sir.”
Aber es war eine Lüge. Sie fand ihr Gespräch total absurd. Sie sprachen wie zwei Fremde miteinander, obwohl sie sich doch überhaupt nicht mehr fremd waren. Je irritierter Seth sie ansah, umso mehr war ihr zum Lachen zumute.
“Würdest du mir bitte mitteilen, was gerade so komisch ist?”
Kirstens Selbstbeherrschung schwand dahin. Seth klang wie die Geografielehrerin, die sie in der Junior-Highschool gehabt hatte.
“Verzeihung. Ich habe wohl einfach einen Kicheranfall, schätze ich.” Sie bekam Schluckauf und hielt sich den Mund fest zu, um jedes weitere Lachen zu unterdrücken.
Er musterte sie streng. “Wenn du damit fertig bist, ist das alles für heute Abend.”
Sie stand auf. “Ich erledige alles sofort.”
“Schön.” Er gab ihr ein Zeichen zu gehen und beobachtete sie dann mit eisigem Blick.
Sie ging in den Raum, der als Büro eingerichtet war. Innerhalb von zehn Minuten hatte sie die Memos getippt und gefaxt. Als sie dann das Wohnzimmer durchquerte, um nach oben und ins Bett zu gehen, sah sie durch die großen Fenster hindurch Seth, der auf Noir saß und die Straße hinunterritt.
Er machte einen Ausritt – ohne sie.
Das ärgerte und enttäuschte sie, aber sie bemühte sich, das zu unterdrücken. Sie ermahnte sich wieder und wieder, dass ihre Gefühle vollkommen unvernünftig waren. Ihr Status in diesem Haushalt sah so aus, dass sie weniger Rechte hatte als Viola, und sie hatte noch nie den Eindruck gehabt, dass die Haushälterin sich danach sehnte, abends mit dem Boss reiten zu gehen.
Deprimiert ging sie in ihr Zimmer, badete und zog dann einen bequemen alten Flanellmorgenrock an. Mit dem Gedanken, dass sie sich vielleicht ein Buch aus dem Wohnzimmer borgen könnte, ging sie wieder nach unten, machte sich in der Küche eine Tasse Tee und suchte danach nach einem Buch, das sie mit nach oben nehmen konnte.
Nichts interessierte sie. Die Bücher waren allesamt staubtrockene Abhandlungen über den Börsenmarkt.
Enttäuscht setzte sie sich auf die Couch, trank ihren Tee, solange er noch heiß war, und nahm sich vor, am nächsten Tag in die Stadt zu gehen, um ein paar Romane und Zeitschriften zu kaufen.
Da ihr kalt war, setzte sie sich näher an den großen Steinkamin, in dem immer noch ein Feuer brannte. Sie zog die nackten Füße auf der Couch unter sich und ermahnte sich gleichzeitig, es sich nicht zu gemütlich zu machen.
Sie wollte nicht zu lange bleiben. Seth konnte jede Minute von seinem Ausritt zurückkehren. Er sollte sie nicht dabei erwischen, wie sie hier vor dem Kamin herumlungerte. Vor seinem Kamin.
Aber der Tee wärmte sie, und bald schweiften ihre Gedanken ab. Sie brachte nicht die nötige Energie auf, um nach oben in ihr Schlafzimmer zurückzugehen, sondern schloss für ein paar Sekunden die Augen, um sich zuerst ein bisschen zu erholen.
Bevor sie wusste, was geschah,
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