Heiß umschwärmt
erreicht haben, Mr Morgan, aber wenn Sie mich tyrannisieren, wird Ihnen das nichts einbringen außer …” Sie suchte nach den richtigen Worten, doch es schien keine zu geben. Da war nichts, womit sie Seth drohen konnte. Wenn sie kündigte, schadete das nur ihr selbst.
“Außer was, Miss Meadows?”, forderte er sie heraus.
“Außer meinem Missmut”, erwiderte sie und musste selber lachen. Sie klang ja wie eine Lehrerin aus dem neunzehnten Jahrhundert.
Seth grinste und sah Kirsten unverwandt an, während ein paar betrunkene junge Männer aus der nächsten Cowboykneipe kamen und auf sie zu taumelten.
Da Kirsten nicht in der Stimmung war, sich mit Touristen auseinanderzusetzen, sagte sie: “Falls Sie jetzt nicht irgendeine Aufgabe für mich haben, entschuldigen Sie mich bitte. Dies ist die einzige Zeit, die ich zur Verfügung habe, um das zu erledigen, weswegen ich in die Stadt gefahren bin. Ich muss gehen.”
“Wie werden Sie nach Hause kommen?”
“Ich weiß nicht, Sir.”
Er lachte laut und auch der Glanz kehrte jetzt in seine Augen zurück. Kirsten war fasziniert, wie nett er dadurch plötzlich wirkte. “Sie sollten trotzdem nicht allein nachts in der Stadt herumlaufen. Ich werde Sie begleiten – nur zu Ihrem Schutz.”
Die betrunkenen Männer kamen an ihnen vorbei, und einer prallte aus Versehen gegen Kirsten. Der Umschlag flog ihr aus der Hand. Die jungen Männer gingen weiter. Der Vorfall war ihnen gar nicht bewusst geworden.
“Sie brauchen Schutz, Miss Meadows.” Seth bückte sich und hob den Umschlag auf, aus dem ein paar Papiere herausgerutscht waren.
“Na gut. Kommen Sie mit, wenn Sie nichts Besseres zu tun haben, als mich zu ärgern.” Sie errötete, während sie ihre Papiere einsammelte.
“Glauben Sie mir, das Einzige, woran mir liegt, ist es, Ihnen Vergnügen zu bereiten, Miss Meadows.”
Sie sah ihn an und war froh darüber, dass sie im schwachen Lichtschein einer Straßenlaterne standen und nicht im prallen Sonnenlicht, wo er womöglich hätte erkennen können, welche Lust sie bei dieser letzten Bemerkung überkam.
Da sie sich lieber nicht mehr weiter unterhalten wollte, ging sie schweigend die Hauptstraße entlang, wo all die Saloons lagen, bis zur Aspen Street, wo die meisten Geschäfte ihre Büros hatten.
Die Häuserblocks waren dunkel und wirkten verlassen im Vergleich zur belebten Hauptstraße mitten in der Touristensaison, aber das machte Kirsten nichts aus. In Mystery gab es so gut wie gar keine Verbrechen. Es war wirklich nicht nötig, dass Seth sie begleitete. Sie fragte sich, warum sie nicht darauf bestanden hatte, dass er seiner Wege ging und sie zufrieden ließ, aber andererseits wollte sie ihre eigenen Beweggründe lieber nicht zu genau erforschen. Es konnte gut sein, dass ihr die Antworten nicht gefallen würden.
Nun blieb sie vor dem Schaufenster einer Hypothekenbank stehen. Sie schob ihren gesamten Umschlag in den Nachtbriefkasten, rieb sich dann demonstrativ die Hände, als wollte sie Staub abstreifen, und sagte: “Okay. Mission erledigt. Mein Leibwächter kann sich entspannen.”
“Wollen Sie ein Haus kaufen?”
“Vielleicht”, antwortete sie nur.
“Warum brauchen Sie ein Haus? Sie leben doch auf der Ranch.”
“Weil dies ein freies Land ist und Angestellte nach Dienstschluss tun können, was sie wollen. Sie können auch Grundbesitz kaufen, selbst wenn ihr Boss nicht versteht, wozu sie den brauchen.” Sie hob eine Augenbraue und warf Seth einen zurechtweisenden Blick zu. “Genügt Ihnen das als Erklärung?”
“Nein, das tut es nicht. Weiß Hazel, dass Sie ein Haus kaufen?”
“Ich werde es ihr erzählen, wenn es konkret wird.”
“Ich weiß, Sie denken, ich werde eine Menge Zeit in New York verbringen, aber ich sage Ihnen jetzt, dass ich vorhabe, die meiste Zeit hier in Mystery zu sein, Miss Meadows. Und ich brauche eine Assistentin, die in meiner Nähe wohnt, nicht in der Stadt.”
“Das ist mir bewusst, Mr Morgan.”
“Dann antworten Sie mir. Warum kaufen Sie ein Haus?”
“Ich kaufe es für meine Mutter und meine Schwester. Reicht Ihnen das als Antwort, okay?”, fauchte sie ihn an. Sie ließ die Schultern hängen, als wäre der Stress der letzten Wochen plötzlich zu viel für sie. “Schauen Sie, ich dachte einfach, nun da ich einen ziemlich guten Job habe, könnte ich das Haus kaufen, in dem meine Mom wohnt, damit sie keine Miete mehr zahlen muss.”
“Warum kann Ihre Mutter sich das Haus nicht selbst kaufen?”
“Weil
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