Heiß verführt in einer Wüstennacht (Julia) (German Edition)
nur, weil es auf dem Weg gelegen hatte.
Sie war sich seiner mächtigen, männlichen Präsenz bewusst, als er den Wagen konzentriert durch die Nacht steuerte. Ihre Anspannung wurde noch verstärkt, als er nach einigen Minuten wieder das Wort ergriff. „Du wirst nicht gleich morgen mit Arbeiten anfangen müssen. Nimm dir erst einmal ein paar Tage, um dich einzugewöhnen.“
Noch ehe Iseult ihrer Überraschung Ausdruck verleihen konnte, fuhr er fort: „Meine leitende Pferdewirtin Jamilah wird dich gleich morgen früh überall herumführen und dir alles zeigen. Sie wird dann auch entscheiden, wo genau wir dich einsetzen.“
Iseults anhaltendes Schweigen entlockte Nadim ein etwas spöttisches Lächeln: „Du wunderst dich, dass ich eine Frau zur Herrin über meine Ställe gemacht habe, was? Weißt du, Iseult, wir leben hier nicht hinterm Mond. Was die Emanzipation der Frauen betrifft, sind wir hier sehr fortschrittlich. Das mag vielleicht nicht für die einfache Landbevölkerung gelten, in den Städten gilt es aber sehr wohl.“
Iseult errötete. „Selbst in Irland gibt es überwiegend männliche Pferdewirte“, musste sie zugeben. Eine bleierne Müdigkeit breitete sich plötzlich in ihrem Körper aus. „Wie lange dauert es noch, bis wir in Merkazad sind?“
„Es ist nicht mehr weit. Üblicherweise lassen wir unsere Pferde nach B’harani, der Hauptstadt von Al-Omar fliegen. Doch von dort aus sind es mehrere Stunden Fahrt. Der Flugplatz, auf dem du gelandet bist, liegt in der Nähe der Grenze zu Merkazad. Wir planen aber auch, im nächsten Jahr mit den Arbeiten an einem eigenen Flughafen zu beginnen.“
„Ah“, Iseult hüllte sich wieder in Schweigen. Sie blickte aus dem Fenster in die schwarze Nacht, doch so sehr sie ihre Augen auch anstrengte, sie konnte nicht erkennen, was abseits der Straße lag. War es die Wüste? Oder etwa das Meer? Kurz vor der Landung waren sie übers Meer geflogen, also konnte es dorthin nicht allzu weit sein. In ihrer letzten Nacht in Irland hatte Iseult im Internet recherchiert, um möglichst viel über Merkazad zu erfahren. Sie wusste nun, dass es ein sehr kleines Land war. Gerade einmal hundertfünfzig Kilometer breit und dreihundert Kilometer lang. Die Grenze zu Al-Omar hin bildete eine hohe Gebirgskette. Der letzte Herrscher vor Scheich Nadim war dessen Vater bis zu seinem Tod vor etwa zwanzig Jahren gewesen.
Ansonsten hatte sie gelernt, dass es über Jahrzehnte Streit und sogar Krieg mit dem Nachbarland Al-Omar gegeben hatte – bis Scheich Nadim im Alter von nur 21 Jahren die Nachbarn zu einem Friedensabkommen überredete, das bis heute Gültigkeit besaß. Was für ein Verantwortungsgefühl er seinem Land gegenüber hatte!
Die Straße führte sie immer weiter aufwärts, in die Berge hinein. „Direkt hinter diesem Bergkamm geht es wieder abwärts. Merkazad liegt in einem fruchtbaren Becken. Es regnet im Verhältnis zu den anderen Ländern in der Region viel, und wir haben dadurch ein angenehmes Klima und eine üppige Vegetation“, erklärte Nadim, als hätte er Iseults Interesse an seinem Land bemerkt.
Bald schon tauchten vor ihnen die Lichter einer Stadt auf. Das Bild erinnerte Iseult an einen Fernsehbeitrag, den sie einmal über Las Vegas gesehen hatte. Eine Stadt mitten in der Wüste. Als sie näher kamen, überraschte es Iseult, zu sehen, dass es keine Hochhäuser gab. Die Gebäude waren alle nur zwei oder drei Stockwerke hoch, und das gesamte Stadtbild machte einen sehr gepflegten Eindruck auf sie. Eine prachtvolle, ornamental verzierte Moschee wurde von Dutzenden Scheinwerfen beleuchtet. Iseult bewunderte den Stil der Gebäude, der zwar orientalisch, aber auch irgendwie europäisch und gleichzeitig modern wirkte. Sie erinnerte sich, etwas von einer Kolonialisierung durch die Portugiesen gelesen zu haben. Die Straßen waren breit und gut ausgebaut, sie führten auf geraden Achsen durch die Stadt. Viele waren richtige Alleen, die von sich im leichten Wind wiegenden Palmen gesäumt wurden.
Sie kamen in einen nicht weniger schmucken Außenbezirk der Stadt. Und bald schon bog Nadim von der Hauptstraße auf eine kurvige Nebenstraße ab, die zu einem etwas erhöht liegenden Anwesen führte. Sie hielten vor einem mächtigen weißen Tor, das sich innerhalb von Sekunden wie von Zauberhand zu öffnen begann.
Die Scheinwerfer des Geländewagens erhellten für einen Moment das seitlich neben dem Tor angebrachte Schild Gestüt Al Saqr . Dann fuhren sie hinein.
Trotz ihrer
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