Heiß verführt in einer Wüstennacht (Julia) (German Edition)
schnell wieder nach Hause zu kommen.
Als sie auf das Wohnhaus zugingen, wurde Iseult klar, dass es sich hierbei um ein ehemaliges Stallgebäude handelte. Exklusiv saniert, das von außen allerdings immer noch den Charme eines alten, arabischen Gebäudes hatte.
Innen zeigte sich, dass auch an der Ausstattung nicht gespart worden war. Es gab eine offene Küche und ein Wohnzimmer im Erdgeschoss, alles modern und schlicht, aber aufs Edelste eingerichtet. Eine elegante Steintreppe führte in den ersten Stock, in dem sich Iseults Schlaf- und Badezimmer befanden. Auch hier herrschte Schlichtheit, gepaart mit Eleganz. Warme Creme- und Beigetöne mit Weiß und Anthrazit.
Iseult war sprachlos. Noch niemals war sie in einer so luxuriösen Wohnung gewesen – geschweige denn, dass sie sich jemals hätte träumen lassen, einmal in einer solchen zu wohnen. Unwillkürlich kamen ihr Bilder von den Unterkünften ihrer Mitarbeiter in Irland in den Sinn, die in kleinen, schäbigen Zimmern untergebracht waren.
Jamilahs Stimme unterbrach das Schweigen. „Ja, also, so wohnen hier die Angestellten. Egal welche Position man auf dem Gestüt hat, alle Apartments sind gleich eingerichtet, und alle sind in diesem Gebäude untergebracht. Ich wohne übrigens am anderen Ende, ganz oben bei den neuen Ställen. Dort befindet sich auch mein Büro.“ Sie zögerte kurz, weil Iseult noch immer nichts sagte. „Ich hoffe doch, es gefällt dir?“
„Oh ja, na-natürlich“, stotterte Iseult. „Es ist … einfach großartig hier!“
Jamilah strahlte übers ganze Gesicht und Iseult bemerkte erneut, wie wunderschön die junge Frau war. „Ja, Nadim kümmert sich gut um seine Angestellten. Deshalb ist er auch ein so beliebter Chef.“
„Du …“, begann Iseult, noch ehe sie sich auf die Lippe beißen konnte. „Ähm, du nennst ihn Nadim. Müssen wir ihn nicht formeller anreden?“
Wieder lachte Jamilah. „Oh nein! Das würde ihm gar nicht gefallen. Nadim legt zwar Wert auf gute Umgangsformen, aber er ist ein moderner, junger Herrscher. Natürlich erwartet er Respekt, aber keine Unterwerfung. Du wirst schon noch herausfinden, wie alles läuft.“ Sie deutete aus einem der kleinen Fenster. „Schau mal, da wohnt Nadim. Das ist sein Palast.“
Neugierig näherte sich Iseult dem Fenster. Der Anblick des Palastes raubte ihr fast den Atem. Etwas oberhalb, auf einer Anhöhe liegend erhob sich eine mittelalterlich anmutende Palastanlage. Ein richtiger trutziger Koloss, der schon einigen Belagerungen standgehalten zu haben schien. Groß und Furcht einflößend wie der Herrscher selbst, kam es Iseult in den Sinn. Die Architektur sah ebenfalls sehr arabisch aus, mit weit ausladenden Bögen, Ornamenten und Mosaiken.
„Es stammt aus dem sechzehnten Jahrhundert“, erläuterte Jamilah. „Natürlich wurde es innen modernisiert, aber von außen hat sich seit damals nichts verändert. Es gibt einige weit über die Grenzen Merkazads hinaus bekannte Wandmalereien im Inneren des Palastes. Immer wieder kommen Islamwissenschaftler und Kunstgeschichtler aus aller Herren Länder, um sie zu erforschen.“ Jamilah lächelte. „Ich kann dich in den nächsten Tagen gerne mal im Palast herumführen, wenn du magst.“
Schüchtern fragte Iseult: „Bist du von hier?“
„Nein, nicht gebürtig. Mein Vater war Franzose und ich bin in Frankreich geboren und aufgewachsen. Doch dann sind wir nach Merkazad zurückgekommen, und mein Vater hat für Nadims Vater gearbeitet.“ Sie zögerte kurz. „Unsere Eltern sind bei demselben Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.“
„Oh, das tut mir leid“, entgegnete Iseult. „Das wollte ich nicht …“
„Schon gut. Das ist ja so lange her.“ Sie deutete Iseult an, ihr wieder nach unten zu folgen. „Ich verdanke Nadim alles. Aber – nur für den Fall, dass es so ausgesehen hat – wir sind kein Paar. Nadim ist wie ein großer Bruder für mich.“
Iseult war froh, dass Jamilah ihr den Rücken zukehrte und deshalb ihr Erröten nicht bemerken konnte. Und natürlich war sie auch froh über die Information. Merkwürdig allerdings, dass Jamilah sie darauf ansprach. Ob man ihr wohl ihre Eifersucht angesehen hatte? Und was, wenn Nadim ihr ihre Gefühle auch ansehen konnte? In Iseults Bauch setzte wieder das vertraute Kribbeln ein.
Jamilah zeigte ihr noch ein paar praktische Dinge, wie Vorratskammer und Handtuch- und Bettwäschekammer. Dann verabschiedete sie sich mit einem freundlichen Gruß und überließ Iseult sich selbst.
Als
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