Heiß verführt in einer Wüstennacht (Julia) (German Edition)
diese endlich in dem großen, fremden Bett lag, geisterte noch eine Weile Nadim in ihrem Kopf herum. Natürlich würde sie niemals auch nur das Fünkchen einer Chance bei ihm haben. Aber träumen durfte sie ja wohl davon.
4. KAPITEL
Am nächsten Morgen stellte Iseult überrascht fest, dass sie ohne Unterbrechung etwa acht Stunden geschlafen hatte. Es war fast Mittag und draußen herrschte den Geräuschen nach geschäftiges Treiben. Iseult konnte sich nicht erinnern, wann sie zum letzten Mal um diese Zeit noch im Bett gelegen hatte. Zu Hause in Irland war sie immer als Erste aufgestanden. Und sie war für alles verantwortlich gewesen, sodass es eigentlich nie eine freie Minute für sie gegeben hatte.
Doch hier fühlte sie sich mit einem Mal ganz frei und unabhängig. Sie musste heute noch gar nicht arbeiten! Sie hatte fast so etwas wie ein Urlaubsgefühl – zum ersten Mal in ihrem Leben!
Als sie nach ausgiebigem Duschen und Frühstücken die Türe ihres Apartments öffnete, wich sie erschrocken zurück. Draußen herrschte eine enorme Hitze. Es mochten vielleicht nicht ganz 30 Grad Celsius sein, aber Iseult hatte nicht damit gerechnet. Wie dumm, dass sie sich im Internet nicht auch über das Wetter in Merkazad informiert hatte. Nun stand sie hier mit ihren langärmeligen T-Shirts, Fleecepullis und langen Hosen – eindeutig zu heiß für dieses Klima. Da würde sie wohl um eine Einkaufstour nicht herumkommen.
Der ruhige Vorplatz vor den Ställen sah im Licht der Mittagssonne völlig anders aus als in der vergangenen Nacht. Es herrschte ein geschäftiges Treiben, Pferde wurden in die Ställe zurückgebracht, andere wurden von dort geholt. Einige der weiblichen Angestellten trugen lange Gewänder, die sogenannte Abeyya und Schleier überm Haar. Die meisten aber waren westlich gekleidet. Es gab auch einige Angestellte, die ihrem Aussehen nach hier Fremde waren, wie Iseult selbst.
Erleichtert entdeckte sie Jamilah an Devil’s Kiss’ Box, die ihr freundlich zuwinkte. Iseult schlenderte hinüber und erwiderte etwas unsicher die Begrüßungen der anderen Angestellten. Ein junger blonder Mann schien besonders interessiert an ihr zu sein. Er grinste übers ganze Gesicht und deutete eine kleine Verbeugung an, als sie an ihm vorüberging.
Bei Jamilah angekommen, warf diese dem jungen Mann einen gespielt genervten Blick zu. „Stevie, wie oft soll ich dir noch sagen, dass du nicht Don Juan bist? Los geh zurück an deine Arbeit!“ Lachend drohte sie ihm mit der Trense. Dann wandte sie sich an Iseult. „Stevie Bourne ist ein unverbesserlicher Gigolo. Wenn er nicht so ein guter Pferdepfleger wäre, hätte ich ihn schon längst entlassen.“
Nachdem die beiden Frauen sich vergewissert hatten, dass es Devil’s Kiss gut ging, nahm Jamilah Iseult mit auf eine Tour mit einem elektrischen Golf Car. Diese Art der Fortbewegung war ideal für das ausgedehnte Gelände des Gestüts.
Nach fünf Minuten Fahrt stand Iseults Mund offen vor Staunen: Das Gestüt war in der Tat riesig. Dabei kannte sie auch die wirklich großen Gestüte in Irland – doch dieses hier musste mindestens vier Mal so groß sein. Es war nicht nur eindrucksvoller, als alles, was Iseult bisher gesehen hatte; es war einfach eine andere Liga. Beim bloßen Vorbeifahren hatte Iseult etwa einhundert Pferde aktiv beim Training gesehen. Unter anderem auch die weltbekannte Desert Rose, die im vergangenen Jahr in Longchamp gewonnen hatte. Und nach allem, was Iseult beobachtet hatte, gehörte die junge Dame noch längst nicht zum alten Eisen – wie in Medienberichten immer mal wieder gemunkelt wurde.
Jamilah stellte ihr den Cheftrainer Pierre vor, ein Franzose, der sie ebenfalls sehr freundlich willkommen hieß. Unter ihm arbeitete ein riesiges Team von Trainern, und Iseult wünschte sich kaum etwas sehnlicher, als bald dazuzugehören.
Plötzlich fiel auch Jamilah auf, dass Iseult viel zu warm angezogen war. Als diese zugab, nichts Dünneres dabei zu haben, beschloss Jamilah sofort mit ihr zum Einkaufen zu fahren. „Du brauchst neue Klamotten, und heute haben wir beide Zeit dafür.“
Iseult wollte widersprechen, doch sie traute sich nicht. Und irgendwo war das, was Jamilah sagte, ja auch richtig.
Also fuhren sie los nach Merkazad City. Die Innenstadt mit all ihren kleinen gepflegten Gässchen und Läden gefiel Iseult auf Anhieb. Die ungewohnten Gerüche, die fremde Sprache, die wunderschönen und so anders aussehenden Menschen, all das faszinierte und
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