Heiß verführt in einer Wüstennacht (Julia) (German Edition)
eine Affäre mit Scheich Nadim hoffen?
Sie seufzte, als sie sich mit der Bürste viel zu fest durchs Haar fuhr. Und sie ignorierte den strahlenden Glanz ihrer Augen im Spiegelbild. Von nun an würde es hier für sie nur noch um die Arbeit gehen. Keine Träumereien mehr und keine Halluzinationen. Und in nicht allzu ferner Zukunft würde sie den Scheich bitten, sie wieder nach Hause zu schicken. Und dann würden Tausende von Kilometern und zwei Ozeane zwischen ihnen liegen, und sie würde ihn und seine Wirkung auf sie endlich ein für alle Mal vergessen können.
Nach einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht war Iseult dankbar, als die rosa Morgenröte ihr Zimmer erhellte. Kurz darauf vernahm sie auch schon den singenden Ruf des Muezzin, der zum Gebet mahnte. Sie hatte sich in den letzten Wochen an diese Rufe zu festen Zeiten des Tages gewöhnt, und war überrascht darüber, dass man die Stimme hier oben im Palast viel klarer und deutlicher vernehmen konnte.
Es war, als würde die Stimme des Muezzin sie geradezu aus dem Bett locken. Iseult stand auf, zog sich ein kurzes Seidenkleidchen über ihr T-Shirt und ihre Shorts und verließ die Suite.
Draußen empfing sie die frische, kühle Morgenluft, und eine leichte Gänsehaut überzog sofort ihren Körper. Es war ganz ruhig und still im Innenhof des Palastes, und keine Menschenseele war auf den Gängen und Fluren unterwegs.
Iseult fühlte sich noch ganz verschlafen, doch eine unbändige Lust nach Frischluft und darauf, den Gesang weiter zu verfolgen, trieb sie an. Die Stimme des Muezzin klang mit einem Mal noch viel lauter. Sie durchschritt eine mit Ornamenten verzierte Arkade, an deren Ende sich eine steile, alte Steintreppe befand. Ohne darüber nachzudenken, wohin diese Treppe führen mochte, erklomm Iseult sie. Erfreut stellte sie fest, dass sie nun auf einer der Dachterrassen gelandet war, von denen aus man einen wundervollen Blick auf das erwachende Merkazad hatte. Sie ging bis zur Brüstung vor und legte ihre Hände auf die alten Mauern.
Die Lichter der Nacht erloschen bereits unten in der Stadt, und die ersten Sonnenstrahlen tauchten alles in ein warmes, goldenes Licht. Die auffälligen Minarette der Hauptmoschee glänzten und leuchteten. Und der melodische Gesang, der sie hier heraufgeführt hatte, war immer noch nicht verstummt.
„Der Muezzin ruft den Adhan“, erklärte eine tiefe Männerstimme dicht hinter ihr.
Wie von einer Tarantel gestochen, fuhr Iseult herum. Hinter ihr stand der Scheich!
Er trug verwaschene Jeans und ein zerknittertes T-Shirt, ganz so, als wäre auch er gerade erst aufgestanden. Sein Gesicht wirkte ebenfalls müde, sein Haar war zerzaust. Und der sanfte Bartschatten entlang seines Kinns verlieh ihm ein markantes, aber auch etwas raues Aussehen.
Iseult wurde von einer heißen Welle des Begehrens überflutet.
„Ich … wusste nicht, dass noch jemand wach ist …“
Mit den Händen in den Hosentaschen kam Nadim näher, sein Blick war auf die Stadt unten im Tal gerichtet. Iseults Blick lag nur auf ihm. „Die Stadt erwacht und begrüßt einen neuen Tag“, murmelte er leise.
Er sah sie immer noch nicht an. Dennoch fühlte Iseult sich mit einem Mal ganz nackt. Die Vorstellung, dass er sie in der Nacht auf ihrem Bett liegen gesehen hatte, trieb ihr die Schamesröte auf die Wangen.
„Warum bist du hier heraufgekommen?“, wollte er von ihr wissen.
Seine Stimme klang scharf, und sie nahm an, dass er sich von ihr gestört fühlte.
Iseult spürte seinen Blick auf ihrem Körper, und das alte Kribbeln war sofort wieder da. Sie vermied es, ihn anzusehen, und versuchte ganz entspannt und lässig zu klingen: „Ich habe den Muezzin gehört. Und, nun ja, sein Ruf schien mich irgendwie zu locken. Ich musste einfach aufstehen und ihm nachgehen. Es klingt so schön, wenn er singt.“
„Ja, das finde ich auch“, stimmte ihr der Scheich zu. Seine Stimme klang auf einmal viel weicher. „Und es ist in der Tat ein Ruf . Man soll ihm folgen, soll sich ihm ergeben.“
Iseult konnte nicht anders, sie musste ihn ansehen. Und als sein dunkler Blick tief in ihre Augen traf, da verschlug es ihr geradezu den Atem. Noch niemals hatte jemand ihr so intensiv geradewegs in die Augen geblickt. Es war, als würde er sie damit rufen, als würde er sie locken. Wenn er jetzt ihre Hand nähme und sie mit sich ziehen würde … sie wäre zu allem bereit.
Tief in ihrem Inneren breitete sich plötzlich so etwas wie Erkenntnis aus: Er hatte sie sehr wohl
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