Heiß verführt in einer Wüstennacht (Julia) (German Edition)
zurückgeküsst. Und zwar beide Male.
Doch diesem Gedanken durfte sie jetzt nicht weiter nachgehen, sie befürchtete sonst von seinem Blick hypnotisiert zu werden. Schnell und ohne weiter darüber nachzudenken, sprudelte es aus ihr heraus:
„Du musst deine Frau sehr vermissen …“
Verwunderung blitzte in Nadims Augen auf. Und Unverständnis. Und plötzlich verhärteten sich seine Konturen wieder. Iseults Satz hatte seine gewünschte Wirkung nicht verfehlt, der Scheich ging wieder auf Abstand. Und schon im gleichen Moment bereute Iseult, was sie gesagt hatte.
„Ich wundere mich nicht, dass du davon erfahren hast.“
„Es tut mir leid, dass du sie verloren hast“, stammelte Iseult betreten.
„Ich habe nicht nur sie verloren“, verbesserte er sie barsch. „Das Baby ist mit ihr gestorben.“ Sein Gesicht war wieder voller Wut.
Iseult fühlte sich plötzlich so elend, wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Was für eine dumme Idee, ihn damit auf Abstand zu bringen, dass sie ihn an den Tod seiner Frau erinnerte? Warum war sie nicht einfach gegangen, als sie die übergroße Nähe nicht mehr ertragen hatte können?
„Es tut mir leid, Nadim, wirklich. Ich wollte dich nicht daran erinnern …“
Sein bitteres Lachen unterbrach sie. „Oh, keine Sorge, Iseult, es ist nicht so, dass ich sonst nicht daran gedacht hätte. Um ehrlich zu sein, denke ich den Großteil eines jeden Tages darüber nach.“
Endlich wandte er seinen Blick wieder ab von ihr, und Iseult merkte, wie sie wieder tief einatmete. Ganz so, als hätte Nadims Blick sie vorher vom Atmen abgehalten.
Das Herz tat ihr richtiggehend weh, als sie den schmerzhaften Ausdruck auf seinem Gesicht sah. „Du musst sie sehr geliebt haben“, stammelte sie hilflos. Und wunderte sich fast darüber, wie sehr es schmerzte, diesen Satz auszusprechen.
Zu ihrer größten Überraschung aber sah er sie wieder an, und ein zynisches Lächeln erhellte sein Gesicht. „Das ist genau der Punkt. Eigentlich habe ich meine Frau überhaupt nicht geliebt. Es war eine arrangierte Ehe.“ Er brach ab. „Aber meine Frau hat mich geliebt … und sie hat mehr von mir erwartet, als ich geben konnte.“
Wieder lächelte er, diesmal sah es spöttisch aus. So, als würde er etwas auf Iseults Gesicht sehen, dessen sie sich überhaupt nicht bewusst war. „Wundert dich das, Iseult? Denkst du, wir sind hier Barbaren, weil es noch arrangierte Ehen gibt? Ist das in deinen Augen so viel schlechter, als aus Liebe zu heiraten – und sich dann nach zwei Jahren wieder scheiden zu lassen, weil man es sich anders überlegt hat?“
Iseult schüttelte den Kopf. Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren, angesichts der vielen neuen Informationen. Oder eigentlich nur aufgrund der einen Information: Er hatte seine Frau gar nicht geliebt!
Nadims Lippen bildeten eine harte Linie. „Hier ist das Alltag. Ich bin der Scheich. Natürlich wollten meine Eltern mich mit jemandem verheiraten, der standesgemäß passt. Es sollte eine gute, eine möglichst vorteilhafte Partie sein. Um Liebe ging es überhaupt nicht. Wer dabei Liebe erwartet, erwartet zu viel.“
„Aber deine Frau hat sie sich scheinbar erhofft. Vielleicht konnte sie einfach nicht anders …“ Trauer und Mitgefühl lagen in Iseults Stimme.
Nadims Augen schienen sie fast zu durchbohren, als er antwortete: „Sie hätte es besser wissen müssen. Wie schon gesagt, sie hat zu viel von mir erwartet. Und glaube mir, ich habe lange darüber nachgedacht, warum ich ihr nicht geben konnte, was sie sich so sehnlich gewünscht hat. Warum ich keiner Frau geben kann, was sie sich wünscht.“
Nadim senkte seinen Blick, und als Iseult bewusst wurde, dass er auf ihre nackten Beine starrte, da stieg ihre Körpertemperatur auf gefühlte 45 Grad an.
War er ihr wieder näher gekommen? Es fühlte sich so an, wenngleich der räumliche Abstand zwischen ihnen immer noch der gleiche war. Er berührte sie nicht. Doch als sich ihre Augen trafen, da kam es Iseult wieder vor, als würde er mit ihr kommunizieren. Als würde er sagen „ Lass uns das Thema wechseln, und nun zurück zu dir .“
Die Spannung zwischen ihnen wurde plötzlich wieder greifbar. Und die Stille zwischen ihnen war fast unerträglich. Warum sprach keiner von ihnen? Doch statt zu gehen, zu fliehen, stand Iseult einfach nur da und genoss fast das aufgeregte Gefühl in ihrer Magengrube. Innerlich sagte sie sich, dass sie sich alles nur einbildete. Es musste einfach Einbildung sein!
Die letzten Töne
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