Heiß verführt in einer Wüstennacht (Julia) (German Edition)
des Morgengesangs verhallten in der Luft. Und Nadim fragte endlich: „Musst du dich nicht fertig machen für die Arbeit?“
Ohne darauf antworten zu können, drehte sich Iseult plötzlich um und verließ eilig die Dachterrasse.
Es war, als wäre sie erneut aus einem Traum erwacht.
„Ich bin der Meinung, du solltest Iseult zu der Veranstaltung am Wochenende mitnehmen.“
Nadim sah Pierre überrascht an. Beim Wort „Iseult“ waren sofort wieder die erotischen Bilder des Morgens in ihm erwacht. Wie sie vor ihm gestanden hatte, nur mit diesem kurzen Hemdchen bekleidet, barfuß und so unglaublich zierlich.
„Warum?“, wollte er endlich wissen.
Der ältere Mann sah ihn ernst an. „Ich habe noch nie jemanden mit ihren Talenten gesehen, Nadim. Sie ist wirklich außergewöhnlich gut. Kein Vergleich zu meinen Männern, obwohl die ja zum Teil schon seit Jahren dabei sind. Zugegeben, ihre Techniken sind manchmal noch nicht ganz ausgereift, etwas kantig. Das liegt wohl daran, dass sie sich das meiste selbst beigebracht hat. Doch den größten Einfluss hatte ihr Großvater auf sie, wie sie mir gesagt hat. Ich kann mich noch gut an ihn erinnern. Auch er hatte diese bestimmte Gabe … er war einfach einer der besten Trainer seiner Zeit! Leider ist er gestorben, als sie noch sehr jung war. Von ihm hätte sie schon noch lernen können. Doch sie hat auch seinen fachkundigen Blick geerbt. Nimm sie mit, du wirst es bestimmt nicht bereuen. Sie erkennt sofort die wirklich reinrassigen Tiere.“
Pierre sprach vom jährlich stattfindenden Pferde-Markt bei den Beduinen. Es war eine der größten Pferde-Messen in Merkazad und Al-Omar, und sie fand auf einem Hochplateau im Grenzgebiet der beiden Länder statt. Hier ging es natürlich um den Kauf und Verkauf von Pferden, aber es fanden auch Rennen statt, und es gab allerlei sonstige Veranstaltungen zum Thema Pferdezucht. Scheich Nadim fuhr jedes Jahr dorthin, war es doch auch eine Gelegenheit die Menschen – sein Volk – zu sehen, die in dieser abgelegenen Region lebten.
Nadim brummte eine unverbindliche Antwort vor sich hin und war dankbar, dass einer der Stallburschen Pierre zu sich rief. So musste er sich jetzt nicht weiter mit der Frage befassen. Nicht, dass Iseult ihm nicht ohnehin den ganzen Tag im Kopf herumspukte. Aber sie mit zu der Pferdemesse nehmen? Die dauerte mehrere Tage und man übernachtete dort in den Bergen in Zelten …
Er verstand immer noch nicht, was eigentlich am Morgen passiert war. Noch nie hatte er mit jemandem so offen über seine verstorbene Frau und seine Gefühle darüber gesprochen. Und dann ausgerechnet mit Iseult! Woher hatte sie überhaupt gewusst, wo er zu finden war? Schon als Kind war er genau auf diese Terrasse gekommen, wenn er nachdenken wollte. Oder wenn er seinem kleinen Bruder entfliehen wollte, seinen Eltern, seiner Frau … oder den mit der Ehe einhergehenden Verpflichtungen. Doch Iseult hatte seinen Platz nicht nur aufgespürt, sondern ihn dort auch noch gestört.
Schließlich war er dorthin gekommen, weil er ohnehin nicht mehr schlafen konnte. Ihretwegen. Weil er frustriert war. Ihretwegen.
Er erinnerte sich an ihre Augen, an ihren Blick. Und plötzlich wurde ihm klar, dass es nur zwei Möglichkeiten gab:
Entweder, er schickte sie zurück nach Irland, vergaß sie, suchte sich endlich eine neue Geliebte. Oder er ließ sie bei sich im Palast … und stillte endlich sein unfassbares Verlangen nach ihr.
Er wusste schon, zu welcher der beiden Varianten er eher tendierte.
7. KAPITEL
Am nächsten Tag saß Iseult auf der Rückbank eines Jeeps und fuhr in Richtung Berge. Nadim war im Wagen vor ihrem und wurde wie immer von mehreren anderen Jeeps eskortiert. Auch in ihrem Wagen saßen zwei seiner Bodyguards. Ganz hinten folgten einige Pferdetransporter und – anhänger.
Beim Einsteigen hatte sie ihn nur kurz gesehen. Er war beschäftigt gewesen und hatte sie keines Blickes gewürdigt. Gekleidet war er wieder in sein traditionelles, cremefarbenes Gewand, diesmal geschmückt mit einer goldenen Brokatbordüre.
Iseult konnte immer noch nicht fassen, dass er sie gebeten hatte mitzukommen. Sie war am Morgen noch völlig verschlafen gewesen, als Lina ihr mit knappen Worten von der bevorstehenden Reise erzählt und zu packen begonnen hatte. Und danach war es auch schon losgegangen. Sie hatte nur wirklich keine Ahnung, wozu Nadim sie mit auf diese Expedition nahm.
Die Landschaft, durch die sie fuhren, war die gebirgigste, die Iseult
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