Heiß verführt in einer Wüstennacht (Julia) (German Edition)
munter drauf los. Sie unterhielten sich angeregt die ganze weitere Fahrt über, und Iseult war fast überrascht, als der Wagen nach einiger Zeit anhielt und einer der Bodyguards die Türe für sie öffnete.
Was für ein Anblick! Sie waren hoch in den Bergen angekommen und hatten in einem kleinen, urtümlich anmutenden Dorf angehalten. Die Häuser waren klein und schief, zum Teil in die roten Felsen hineingebaut. Männer, Frauen und Kinder waren gekommen und standen nun still und reglos da, denn der Scheich – ihr Scheich – war gekommen.
Ein Mann mit einem kleinen, weißen Scheitelkäppchen trat vor. Er verbeugte sich und begrüßte Nadim, der um den Jeep herum auf Iseults Seite gekommen war, herzlich. Es klang, als würde Nadim sich für seine guten Wünsche bedanken. Dann deutete er Iseult in einer autokratischen Handbewegung an, ihm zu folgen, und die Leibwächter schlossen sich ihnen an.
Iseult hatte Gelegenheit, die ganze Szenerie in sich aufzunehmen: Hohe Palmen säumten den Dorfplatz und wiegten sich sanft in der luftigen Brise. Gleich hinter dem kleinen Dorf erstreckten sich grüne Wiesen und es gab üppiges Buschwerk, bevor am Horizont wieder das Rot und Braun der Felsen dominierte.
Nicht weit von ihnen entfernt schien das eigentliche Festgelände zu beginnen. Hunderte von Menschen waren dort versammelt, es herrschte ein geschäftiges Treiben. Es gab auch eine Art Zeltplatz, auf dem bereits einige Dutzende Zelte aufgebaut waren, die meisten in Weiß- und Cremetönen.
„Was ist das hier? Wo sind wir?“, wandte Iseult sich an den Scheich.
„Das ist Al Sahar, die Heimat meiner Familie. Die Al Saqrs stammen aus diesem Ort. Unsere Vorfahren waren Beduinenkrieger. Wir sind hier in einer Bergoase.“
Sie näherten sich einigen besonders prunkvoll aussehenden Zelten. In eines der kleineren schlüpfte Lina mit Iseults Sachen in der Hand. Nadim hielt abrupt an, und Iseult wäre um ein Haar vor seinen Rücken gelaufen. Sie stolperte und errötete.
Er deutete auf das kleine Zelt, in dem Lina verschwunden war. „Das ist deine Unterkunft. Ich treffe mich jetzt mit den Dorfältesten und einigen Beduinenführern. Man wird dich zu den Pferden bringen, wo du dich schon ein wenig umsehen kannst. Ich komme dann später dazu.“
Noch nie hatte er ihr freiwillig so viele Informationen gegeben. Er drehte sich rasch um und verschwand samt seinen Bodyguards im Getümmel. Iseult fühlte sich ein wenig deplatziert. Doch sogleich erschien Lina wieder im Zelteingang und winkte sie freundlich herein. „Miss Iseult!“
Als Iseult das Zelt betrat, glaubte sie, ihren Augen nicht trauen zu können. Alles erinnerte an die Kulisse eines orientalischen Historienfilms: edle Teppiche, Bordüren und farbenfrohe Ornamente, ein riesiges, scheinbar nur aus Samt und Seide bestehendes Bett, kunstvoll drapierte Tücher und Vorhänge, die die Waschgelegenheit vom restlichen Raum trennten.
Fast automatisch hätte Iseult wieder gefragt, ob es sich hierbei nicht um eine Verwechselung handelte, doch diesmal wusste sie, dass es ihr Zelt war. Wenngleich sich die alten Jeans, das Arbeits-T-Shirt und die staubigen Reitstiefel ziemlich unpassend anfühlten.
Ein Geräusch am Zelteingang ließ Lina aufhorchen. „Das muss Jamal sein. Er führt dich überall herum.“
Ein schüchterner, junger Mann stand draußen und wartete. Iseult war dankbar, der ungewohnten Opulenz ihres Zeltes erst noch einmal entfliehen zu können. Sie ging zurück nach draußen ins gleißende Sonnenlicht.
Jamal brachte sie zum Hauptversammlungsplatz, wo sich vor allem Männer eingefunden hatten, alle in traditionellen Gewändern. Iseult schien einiges Aufsehen zu erregen, denn wo sie auch vorbeiging, drehten sich Köpfe nach ihr um und Gespräche verstummten. Jamal wirkte geradezu stolz darauf, sie herumführen zu dürfen. Es gab auch einige Frauen hier, doch die meisten waren bei den Zelten geblieben, kochten oder putzten und kümmerten sich um die Kinder.
Bald schon gelangten sie zu den Koppeln. Auf vielen standen Pferde, auf manchen Kamele. In der Ferne fand gerade ein Kamelrennen statt. Zwischen den einzelnen Weiden hatten Frauen Stände aufgebaut und verkauften dort bunte Tonwaren und Schmuck. Iseult betrachtete einige Stücke interessiert, musste aber entschuldigend lächeln, da sie kein Geld bei sich trug. Sie beschloss aber am Abend oder am nächsten Tag noch einmal vorbeizukommen.
Etwas entfernt lagen einige umzäunte Bereiche, in denen sich jeweils nur ein
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