Heiß verführt in einer Wüstennacht (Julia) (German Edition)
oder zwei Pferde befanden. Iseult erkannte sofort, dass es sich hierbei um besondere Tiere von edler Abstammung handelte.
Ein Pferd zog Iseults Aufmerksamkeit ganz besonders auf sich. Es war ein junger, noch recht wild wirkender Hengst. Da sie bei ihrem Rundgang einige Männer gesehen hatte, die ohne Sattel eines der Pferde zur Probe geritten hatten, dachte sie nicht weiter darüber nach, sondern erklomm eine der Umzäunungen. Doch weit kam sie nicht. Denn noch bevor sie auch nur ein Bein über den Zaun geschwungen hatte, packte sie jemand von hinten am Arm und hielt sie zurück. Ohne sich umzudrehen, war Iseult klar, dass dies unmöglich der schüchterne Jamal sein konnte. Und dem Kribbeln nach, das die Berührung in ihr auslöste, war klar: Es konnte nur Scheich Nadim sein.
„Was bitte hast du vor?“
Iseult sah ihn empört an. „Ich wollte mir das Pferd aus der Nähe ansehen. Genau darum hattest du mich doch gebeten, oder?“
Erst nachdem er sie einige Augenblicke gemustert hatte, antwortete er mit angespanntem Kiefer: „Es ist noch nicht gesattelt.“
„Ich habe schon ungesattelte Pferde geritten, bevor ich auf einen Sattel gepasst habe.“
Wieder sah er sie lange an. „In Ordnung. Aber du näherst dich ihm nicht ohne Helm.“
Iseult konnte nicht anders, als die Augen verdrehen. Keiner der anderen Männer trug eine Kopfbedeckung. Doch die Tatsache, dass Nadim seine Frau bei einem Reitunfall verloren hatte, ließ Iseult seinen Wunsch akzeptieren. Jamal eilte auf seinen Wink davon und brachte binnen weniger Minuten den gewünschten Helm. Iseult legte ihn an und warf Nadim einen etwas überheblichen Blick zu, den dieser mit eiskalter Miene quittierte.
Nun griff sich Iseult eine niedrige Kiste, die am Rand der Weide stand und ging auf den jungen Hengst zu. Nachdem sie mit leiser Stimme einige beruhigende Worte an ihn gerichtet hatte, stieg sie auf die Kiste, um von dort aus auf seinen Rücken zu gelangen. Und wie von ihr nicht anders erwartet, hielt das Pferd ganz still und ließ sie gewähren. Eine Weile trabte sie langsam mit ihm über die Wiese. Scheich Nadim und die anderen Männer verfolgten gebannt jede einzelne ihrer Bewegungen. Stille lag plötzlich über dem Platz.
Nadim konnte sich einfach nicht daran sattsehen, mit welcher Grazie und Eleganz Iseult auf dem kaum gezähmten Pferd ritt. Ihr langes, rotes Haar wehte unter dem Helm hervor, wie ein seidenes Tuch. Ihr durchtrainierter, gerader Rücken bewegte sich wie der einer Tänzerin. Ihr ganzes Erscheinungsbild war das einer Königin. Nadim erschrak selbst bei diesem Gedanken. Und doch hatte er bereits in Irland, als er sie zum ersten Mal gesehen und noch für einen Jungen gehalten hatte, etwas Königliches in ihren Bewegungen zu erkennen geglaubt.
Er musste sie haben. Dieser Gedanke schoss ihm durch den Kopf, während er mit trockener Kehle hinter ihr herstarrte.
Iseult hatte gerade anhalten und absteigen wollen, als das Unausweichliche geschah. In gar nicht weiter Ferne begann ein neues Pferderennen – und der Startschuss zerriss förmlich die Stille.
Der junge Hengst bäumte sich erschrocken auf. Und Iseult, die damit überhaupt nicht gerechnet hatte, wurde unsanft auf den harten Boden geschleudert.
Ein krachendes Geräusch.
Danach wieder Stille.
Das junge Pferd trabte einige Meter weiter, schnaubte und begann zu grasen.
In diesem Moment war Nadim auch schon bei Iseult. Sie wusste noch gar nicht, wie ihr geschah, da spürte sie seine Hände auch schon überall an ihrem Körper. An Rücken, Hals, Beinen, Brüsten. Brüsten? Die konnte sie sich ja wohl kaum gebrochen haben.
Mit abwehrender Handbewegung versuchte sie sich aufzusetzen, doch Nadim hielt sie am Boden, zog ihr zunächst vorsichtig den Helm vom Kopf. Seine besorgten Augen jagten ihr einen Schreck ein.
„Nadim … Es geht schon. Ich habe mir nichts weiter getan.“
Mit seiner Hilfe gelang es ihr nun endlich, sich aufzusetzen. Seine Hände lagen immer noch auf ihren Unterarmen. „Ich bin schon so oft abgeworfen worden“, erklärte sie in einem Anflug von schlechtem Gewissen.
„Ja, aber bestimmt nicht auf so hartem Untergrund. Du hättest dir das Rückgrat brechen können.“
„Es tut mir leid.“ Es tat ihr wirklich leid, ihn so leiden zu sehen. Sicher erinnerte ihn die Szene an den Unfall seiner toten Frau. Wobei das etwas anderes gewesen war. Selbst wenn er sie nicht geliebt hatte, so hatte er sie doch gern gehabt – und dazu war sie noch schwanger gewesen. Eine
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