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Heiss wie der Sommer

Heiss wie der Sommer

Titel: Heiss wie der Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Heiligenschein umgab.
    Wenn sie zurück in Chicago war, fragte sich Lily vermutlich, warum sie eigentlich einen Creed heiraten sollte, wenn das bedeutete, ihr Leben in der Großstadt gegen einen großen Trailer im Nirgendwo einzutauschen.
    Sie würde mit ihren Freunden in einem eleganten Bistro zu Mittag essen, wie man es in Stillwater Springs nirgends finden konnte, und es sprach sich herum, dass sie zurück in der Stadt war. Dann bot ihr jemand einen besseren und besser bezahlten Job als den an, den sie eben erst gekündigt hatte. Schließlich sah sie aus wie ein Engel, vor allem, wenn sie ihre wallende Lockenpracht offen trug. Irgendein aalglatter Typ im teuren Anzug würde sicher auf sie aufmerksam werden und sie einstellen wollen.
    Und als Nächstes kam dann der Anruf, mit dem sie ihn wissen ließ, es tue ihr leid und sie hoffe, er habe nicht zu viel Geld für das schalldichte Schlafzimmer ausgegeben, denn sie habe es sich jetzt doch anders überlegt.
    Denn sie würde nicht nach Stillwater Springs zurückkehren.
    Und damit würde sie auch nicht zu ihm zurückkehren.
    Natürlich war da auch noch Doc, aber ihn konnte sie sicher dazu überreden, in den verdienten Ruhestand zu gehen und die Praxis zu verkaufen. Dann konnte er in Chicago in einer dieser schicken Senioreneinrichtungen für betreutes Wohnen leben.
    Tyler ballte die Faust, um auf das Lenkrad zu schlagen, doch er hielt sich gerade noch davon ab. Die Atmosphäre um ihn herum veränderte sich auf einmal auf unerklärliche Weise.
    Es war eine Veränderung auf einer Ebene, die jede Faser seines Körpers zu erfassen schien.
    Jake war da.
    Er konnte ihn nicht sehen und auch nicht seine Stimme hören, aber es war so, als sei sein alter Herr soeben aus dem Grab gekommen und habe sich auf dem Beifahrersitz niedergelassen.
    Tyler wusste, dass Jakes Worte ihren Ursprung in seinem Unterbewusstsein hatten, aber dennoch: Es fühlte sich so an, als würde er von seinem Vater verfolgt.
    Er wusste, er konnte sich eigentlich immer auf sein Gefühl verlassen. Es war ein Instinkt, der ihm das Überleben ermöglichte, den er schon früh entwickelt und beim Rodeo stetig verfeinert hatte. Ohne diesen Instinkt wäre er längst tot und würde bei all den anderen Creeds hier auf dem Friedhof liegen.
    Lass Lily gehen. Lass sie gehen, bevor sie wieder verletzt wird.
    „Als ob es dich jemals interessiert hat, wenn irgendwer verletzt wurde“, gab Tyler laut zurück. „Und ich werde für Lily da sein, weil ich nicht du bin. Verdammt, du elender Hurensohn,
ich bin nicht du!“
    Blut ist Blut
, beharrte Jakes Geist.
Und ein Creed ist ein Creed. Könnte ich jetzt eine Wette abschließen, dann würde ich den ganzen Himmel und die halbe Hölle darauf verwetten, dass du bei dieser Kellnerin oder einer anderen Frau von ihrem Schlag landest, noch bevor die arme, süße Lily in Chicago gelandet ist.
    „Wenn es auf dieser Welt und im Jenseits Gerechtigkeit gibt, dann kannst du die ganze Hölle und nicht das kleinste Stück vom Himmel verwetten, weil dich da niemand eingelassen haben wird“, knurrte Tyler. Es war verrückt, dazusitzen und mit einem Toten zu reden. Dennoch machte er keine Anstalten, nach Hause zu fahren und die tausend Dinge in Angriff zu nehmen, die notwendig waren, um ein echtes Zuhause für Lily, Davie und Tess zu schaffen. Und auch für sich selbst. Er saß weiter da, weil diese Sache ein für alle Mal erledigt werden musste – und zwar jetzt. „Verschwinde aus meinem Truck, und verschwinde aus meinem
Kopf!“
    Jake war im Tod genauso störrisch wie zu Lebzeiten.
Ich versuche, dir zu
helfen,
Junge! Erspar dir das Leid, das deinen Brüdern bevorsteht! Und erspar Lily das Leid, das du ihr bereiten wirst. Hör mir zu! Du bist ein Creed, Dylan und Logan sind ebenfalls Creeds. Das ist nun mal eine Tatsache. Die beiden mögen glauben, dass sie die Ranch wieder herrichten und von Viehzucht leben können. Aber sie sind, wer sie sind, und daran lässt sich nichts ändern. Wir Creeds, wir sind Gift. Jeder Einzelne von uns.
    Tyler war übel. Zugegeben, er hatte seine Schwierigkeiten mit Logan und Dylan. Aber verdammt, die beiden versuchten, etwas zu verändern. Sie verdienten diese Chance, den Namen Creed aus dem Schmutz zu ziehen und ein Leben für sich aufzubauen.
    Sie verdienten es, glücklich zu sein.
    „Lass sie in Ruhe!“, warnte er seinen Vater. „Du bist zwar nur ein Produkt meiner Fantasie, aber ich rate dir: Lass Logan und Dylan und ihre Frauen in Ruhe! Du hast schon

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