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Heiss wie der Sommer

Heiss wie der Sommer

Titel: Heiss wie der Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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ich mich seit der Entdeckung dieser Briefe frage, ob Angie tatsächlich Selbstmord begangen hat – oder ob sie nicht vielleicht doch umgebracht wurde.“
    „Jake hat sie ermordet“, sagte Tyler. „Das versuche ich dir zu sagen, seit du hier aufgekreuzt bist.“
    „Lieber Himmel!“, stieß Logan heiser aus.
    Tyler zuckte mit den Schultern. „Du weißt, er war zu so etwas fähig.“
    Logan nickte kurz und sah wieder nach vorn. Tyler bemerkte, wie sein Bruder schluckte, und er wusste, dass der ihn noch etwas wissen lassen wollte, was schwer auf ihm lastete.
    „Ich wusste davon, Tyler.“
    „Du wusstest wovon?“, gab der zurück.
    „Ich wusste, dass Angie sich mit jemandem getroffen hat. Ich hatte es mit eigenen Augen gesehen.“
    „Was?“
    „Es war ein paar Wochen vor ihrem Tod“, erwiderte Logan. „Du warst mit Dylan zum Angeln gegangen, und ich sollte auch mitgehen, aber ich musste in der Stadt erst noch ein paar Rasen mähen. Als ich damit fertig war, fuhr ich per Anhalter nach Hause, um meine Sachen zu holen und zu euch zu kommen. Auf dem Hof stand ein Wagen, den ich nicht kannte, aber da dachte ich mir noch nichts dabei. Erst als ich ins Haus kam. Sie waren in der Küche. Angie und dieser Mann, den ich noch nie gesehen hatte. Das Radio lief, und die beiden …“
    Tyler wollte gar nicht wissen, wie dieser Satz weiterging, und offenbar hatte er irgendeinen Laut von sich gegeben, der diesen Widerwillen bekundete.
    „Die beiden
tanzten“
, fuhr Logan fort.
    „Oh“, machte Tyler. Er kam sich vor wie ein Idiot.
    „Sie haben mich nicht bemerkt, und ich überlegte, wie ich aus dem Haus kommen konnte, bevor sie mich entdeckten. Nur kam in dem Moment Jake hereingestürmt. Er tauchte hinter mir auf, stieß mich aus dem Weg und brüllte mich an, ich solle sofort verschwinden. Dann ging er in die Küche.“
    Ich habe eine Menge geleistet.
    Ich habe sie umgebracht.
    „Was geschah dann, Logan?“
    „Jake packte Angie an den Haaren, und sie schrie vor Schmerzen. Der Kerl – ich weiß nicht, wer er war – zog eine Waffe und richtete sie auf Jake. Ich wusste, er wollte ihn erschießen. Und Gott steh mir bei, ich wünschte mir so sehr, er würde es tun, Tyler. Ich wünschte es mir wirklich. Aber Angie flehte ihn an, es nicht zu tun. Er wollte, dass sie mit ihm mitkommt, doch sie sagte, das könne sie nicht, weil Jake das an dir, Dylan und mir auslassen würde.“
    Tyler starrte seinen Bruder mit einer Mischung aus ungläubigem Zorn und großem Mitleid an. Er musste schreckliche Angst ausgestanden haben, als er diese Szene mitansah und wusste, er konnte nichts unternehmen.
    „Was geschah danach?“, fragte Tyler vorsichtig, nachdem sich langes Schweigen breitgemacht hatte, das wie ein kalter, nasser Schleier über ihnen lag.
    „Ich weiß nicht“, brachte er leise heraus. „Ich lief weg.“
    „Du warst noch ein Kind“, murmelte Tyler. „Auch wenn du geblieben wärst – du hättest nichts ändern können.“
    Logan war zurück in der Vergangenheit, die Gegenwart war vergessen. „Jake fand mich Stunden später bei Cassie zu Hause“, redete er weiter, als hätte er Tylers Bemerkung gar nicht gehört. „Sie war nicht in der Stadt, weshalb ich mich im Tipi versteckte, aber da fand er mich dann schließlich doch.“
    Tyler konnte erahnen, wie Jake zu dem Zeitpunkt gelaunt gewesen sein musste. Er war in seinem eigenen Haus von einem Fremden mit einer Waffe bedroht worden, und Logan hatte das auch noch alles beobachtet.
    „Ich nehme an, er hat dich grün und blau geprügelt, wie?“
    Zu seinem Erstaunen schüttelte Logan den Kopf. „Viel schlimmer“, erwiderte er. „Er sagte mir, wenn ich ein Wort verrate, dann wird er wie in einem Horrorfilm die ganze Familie auslöschen, mit einer Axt oder einer Kettensäge, du weißt schon. Und ich glaubte ihm jedes Wort.“
    Innerlich schauderte Tyler. So etwas hätte auch er seinem Vater geglaubt. Sogar jetzt, nach so vielen Jahren, entstanden vor seinem geistigen Auge Bilder von einem solchen Massaker.
    „Und du hast niemals mit jemandem darüber gesprochen?“, wunderte sich Tyler. „Du hast das bis heute für dich behalten?“
    „Ja“, kam die schwache Antwort von Logan, der aus der Vergangenheit zurückgekehrt war. „Ich vermutete etwas, als deine Mom plötzlich starb. Aber Jake war danach noch gehässiger und brutaler, und ich fürchtete mich vor dem, was er uns dreien antun könnte. Also tat ich so, als hätte ich vergessen, was damals vorgefallen

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