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Heiss wie der Sommer

Heiss wie der Sommer

Titel: Heiss wie der Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Sein älterer Bruder starrte ihn nur an. Er war dabei so bleich im Gesicht wie noch nie zuvor. Vermutlich glaubte er, Tyler habe nun endgültig den Verstand verloren.
    Welchen Sinn hatte es, Logan oder irgendwen sonst davon zu überzeugen, was ihm soeben
ein Toter
gestanden hatte? Dass er eine Frau ermordet hatte, von der alle Welt glaubte, sie habe sich das Leben genommen?
    Ja, Logan würde ihn für verrückt halten, und vermutlich lag er damit sogar richtig.
    Kaum war Tyler aus dem Weg gegangen, setzte sich Logan ans Steuer. Er war nach wie vor kreidebleich. Das fiel sogar Tyler auf, obwohl der noch immer nicht ganz klar denken konnte. Was war hier eigentlich los?
    Er hatte mit seinen eigenen Problemen genug zu tun. Er konnte sich nicht auch noch mit Logan befassen.
    „Was hast du von dem Jahr in Erinnerung, in dem meine Mutter starb?“, fragte Tyler, nachdem er eingestiegen war und darüber nachgedacht hatte, wie er die Frage formulieren sollte, die er stellen musste, ohne dabei vollends durchgedreht zu wirken.
    Logan atmete langsam aus. „Das ist in etwa das, worüber ich mit dir reden wollte.“ Er machte keine Anstalten, den Motor anzulassen und loszufahren.
    Tyler hatte die ganze Zeit durch die Windschutzscheibe nach draußen gestarrt und im Geiste Grabsteine gezählt. Er kannte alle Inschriften auswendig: wer hier lag, wann jemand gestorben war und – in einigen Fällen – auch, wie es dazu gekommen war. Aber etwas an Logans Tonfall veranlasste ihn dazu, sich zu seinem Bruder umzudrehen.
    „Ich habe einige Nachforschungen angestellt“, redete Logan weiter. „Auf dem Speicher bin ich auf alte Fotos gestoßen und ein paar Tagebücher und so weiter. So ist mir auch Jakes Abschiedsbrief in die Finger gefallen. Aber du hast mir ja überhaupt keine Chance gelassen, dir das zu erklären …“
    Tyler erinnerte sich noch deutlich an den Zwischenfall. Zum einen war er noch nicht lange her, zum anderen vergaß er nur wenige Dinge, was nicht immer so praktisch war. An jenem Tag war er Logan auf den Friedhof gefolgt und hatte ihn mit einem Fausthieb zu Boden geschickt.
    Eigentlich hatte er mit einer Schlägerei gerechnet, ja, er hätte diese Schlägerei sogar gebraucht, aber Logan war nicht darauf angesprungen. Eigentlich war das bereits ein Zeichen gewesen, Tyler hatte es nur nicht erkannt.
    Logan war aufgestanden und hatte ihm in aller Ruhe berichtet, dass Jakes Tod weder ein Unfall noch Mord gewesen war, sondern Selbstmord.
    Selbst jetzt wunderte sich Tyler über seine Reaktion darauf.
    Er hatte nichts empfunden, absolut nichts.
    Stattdessen hatte er mehr aus Gewohnheit Logan als Lügner beschimpft und war dann weggegangen.
    „Ich schätze, du hast noch was anderes gefunden, nicht nur den Abschiedsbrief unseres guten alten Vaters“, sagte Tyler, als Logan nicht weiterredete.
    „Briefe“, erwiderte er sehr leise. „Ich fand einige Briefe. Ich habe sie nicht gelesen – nur ein Stück vom obersten Brief auf dem Stapel.“
    In gewisser Weise fühlte sich Tyler unbehaglicher, mit seinem Bruder im Wagen zu sitzen als mit Jakes Geist.
    „Was für Briefe?“, brachte Tyler nach einer Weile heraus.
    „Sie waren an Angela adressiert, Ty.“ Logan klang, als würde er nur ungern weiterreden, obwohl er nun endlich den ersten Schritt getan hatte. Ihm war anzumerken, dass er lieber den Mund gehalten hätte.
    Wieder ertönte Jakes Stimme in seinem Kopf.
Angie wollte sich in dem Motel mit einem anderen Mann treffen, wusstest du das?
    „Liebesbriefe“, sagte Tyler, um Logan die Mühe abzunehmen.
    Der kniff die Augen zusammen. „Du wusstest davon?“
    „Bis vor fünf Minuten noch nicht. Meine Mutter traf sich mit jemandem, richtig? Sie wollte weglaufen und Jake und die Ranch verlassen …“
    „Ja“, bestätigte Logan. „Sie wollte weggehen.“
    „Von wem waren diese Briefe, Logan? Wer war dieser Mann?“
    „Keine Ahnung“, antwortete Logan. Mein Gott, für einen Anwalt tat er sich verdammt schwer, eine Unterhaltung in Gang zu halten. „Wie gesagt, ich habe den obersten Brief nur zum Teil gelesen. Es stand kein Absender darauf.“
    „Nach all den Jahren“, fuhr Tyler ihn an, „findest du plötzlich, ich sollte nicht nur wissen, dass meine Mutter Selbstmord begangen hat? Sondern auch noch, dass sie Affären mit anderen Männern hatte?“
    Logans Miene wurde noch bleicher, und er presste die Lippen so fest zusammen, dass sie fast weiß waren. „Nein“, entgegnete er schließlich. „Ich sage es dir, weil

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