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Heiss wie der Sommer

Heiss wie der Sommer

Titel: Heiss wie der Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Eloise!“
    Die schien angesichts des Tonfalls vor Lily zurückzuweichen. „Es tut mir leid“, sagte sie, aber so ehrlich es auch klingen mochte, war es so vermutlich doch nicht gemeint. „Es ist nur so, dass ich nicht weiß, was ich tun soll, wenn Tess nicht mehr in meiner Nähe ist. Ich werde krank vor Sorge sein, wenn ich nur daran denke, was ihr an diesem gottverlassenen Ort alles widerfahren kann …“
    „Stillwater Springs“, unterbrach Lily sie, „ist wunderschön – atemberaubend schön.“
    Aber Eloise hörte gar nicht zu. Sie hatte sich längst ihre Meinung über Montana
und
über Tyler gebildet. „Dieser Mann, den du dir da geangelt hast, wird ihr Stiefvater sein …“
    „Zufällig
liebe
ich diesen Mann“, beharrte Lily. „Ich liebe ihn sehr.“
    Der letzte Rest Wasser war durch die Kaffeemaschine gelaufen.
    „Woher weißt du, dass dieser … Tyler … für Tess ein guter Vater sein wird?“
    Lily kochte vor Wut. „Glaubst du, ich würde ihn heiraten, wenn ich das nicht wüsste?“
    In dem Moment wurde ein Schlüssel ins Schloss der Wohnungstür geschoben. Lily hörte, wie sich ihr Vater und Tess unterhielten, und dann betraten die beiden das Wohnzimmer. Hal, der mehrere Einkaufstaschen trug, blieb abrupt stehen, als er Eloise sah. Ihr Chauffeur musste um den Block gefahren sein, sonst hätte er die Limousine vor dem Haus stehen sehen.
    Hal sah zwischen den beiden Frauen hin und her. „Ich vermute, wir waren nicht lange genug weg.“
    Tess zeigte sich sofort von ihrer besten Seite. Sie ging zu ihrer Großmutter, umarmte sie und gab ihr einen schmatzenden Kuss auf die Wange. „Wenn wir nach Nantucket wollen, dann lass uns gleich fahren“, schlug sie fröhlich vor, „damit wir es hinter uns haben.“
    Eloise zuckte zusammen. „Damit wir es
hinter uns haben
?“
    Hal räusperte sich und sah zur Seite.
    Lily machte die Augen zu und wartete auf den großen Knall.
    „Ich dachte, es gefällt dir auf Nantucket“, sagte Eloise zu Tess, wobei ihre Stimme großmütterliche Fröhlichkeit vermittelte, dabei aber immer noch verletzt klang.
    „Mir gefällt’s ja auch“, erwiderte Tess und setzte sich neben Eloise auf das Sofa. „Aber ich wäre lieber in Stillwater Springs. Meine Mom heiratet, und ich glaube, sie kriegt ein Baby. Ich habe sie gefragt, und sie hat ‚vielleicht später‘ gesagt, aber wenn Leute heiraten, dann bekommen sie meistens auch Babys …“
    Lily stöhnte leise und schlug die Hände vors Gesicht.
    „Ach,
das
ist der Grund“, fauchte Eloise, auch wenn man ihr zugute halten musste, dass sie sich Mühe gab, in Tess’ Gegenwart nicht völlig die Fassung zu verlieren.
    „Eloise!“, gab Lily müde zu. „
Das
ist
nicht
der Grund.“
    Eloise stand auf, schwankte leicht und tätschelte Tess geistesabwesend den Kopf. „Wir unterhalten uns später über Nantucket“, erklärte sie. „Im Moment braucht Nana erst mal etwas Ruhe, damit sie nachdenken kann.“
    „Warum brauchen Erwachsene immer Ruhe, wenn sie nachdenken müssen?“, fragte Tess ihren Großvater. „Ich bin nur ein Kind, und ich kann immer nachdenken, ob jemand da ist oder nicht.“
    „Tess“, sagte Hal, während Eloise an ihm vorbei aus der Wohnung stürmte. „Sei ruhig.“
    „Findest du nicht, dass der Ratschlag ein bisschen zu spät kommt?“, seufzte Lily, und nachdem sie sich gesammelt hatte, wandte sie sich an Tess. „Du wusstest doch ganz genau, was du da sagst, nicht wahr, junge Dame? Du wolltest, dass deine Großmutter sich über dich ärgert, damit du nicht nach Nantucket fahren musst.“
    Tess sah sie mit Unschuldsmiene an, aber davon ließ Lily sich nicht täuschen. „Geh in dein Zimmer!“, forderte sie ihre Tochter auf.
    Tess warf einen flehenden Blick zu ihrem Großvater. „Was ist denn mit den Bagels und den Erdbeeren und allen anderen Sachen? Ich werde verhungern, wenn ich in mein Zimmer gehen muss.“
    „Nicht zu vergessen, dass dich da die Läuse anfressen werden“, fuhr Lily sie an und bereute sogleich ihre Worte.
    „Hör lieber auf deine Mutter“, gab Hal besänftigend zurück. „Ich werde zusehen, ob ich sie beruhigen kann. Und falls du länger in deinem Zimmer bleiben musst, werde ich dir etwas zu essen bringen.“
    Tess ergriff die Flucht und schmiss die Tür hinter sich zu.
    „Lily“, begann Hal und nahm dort Platz, wo eben noch Eloise gesessen hatte. „Tess ist erst sechs. Sie wollte weder Eloise noch dich verärgern.“
    „Das glaubst auch nur
du“
, entgegnete Lily.

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