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Heiß wie der Steppenwind

Heiß wie der Steppenwind

Titel: Heiß wie der Steppenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mehlbestäubt.
    Pjetkin und Igor mußten oben im zerstörten Haus warten, bis Ronowskij sie herunterholen ließ. Der Boden zitterte, die Luft war erfüllt von Detonationen und schwarzen Qualmwolken. An der Spree gingen sowjetische Stoßtrupps im Schutze von Panzern gegen die letzten deutschen Widerstandsgruppen vor. Bald würde der Krieg zu Ende sein … Eine noch unterdrückte Freude lag in den Augen.
    General Ronowskij empfing Pjetkin mit einem großen Stück ofenheißen Brotes in der Hand. Es duftete köstlich im ganzen Keller, die ausgehungerten Magenwände zogen sich bei diesem Geruch zusammen und zuckten. Auch in Pjetkins Mund lief das Wasser zusammen.
    »Anton Wassiljewitsch …«, sagte Ronowskij gedehnt und betrachtete dabei den Jungen. »Habe ich Sie schon einmal angebrüllt?«
    »Nein, Genosse General.« Pjetkin hatte seinen rechten Arm um Igors Schulter gelegt, und diese Geste war es, die Ronowskij unsicher werden ließ.
    »Habe ich Sie jemals ein Rindvieh genannt?«
    »Nein.«
    »Aber beides werde ich jetzt müssen.« Ronowskij zog die buschigen Brauen zusammen und musterte den Jungen wie ein Pferdekäufer. Dann biß er wieder in das frische, dampfende Brot, ging um Igor herum und stutzte, als er den Blutfleck sah.
    »Er hat keine Angst«, sagte Ronowskij plötzlich.
    »Warum auch?« Pjetkin blickte an seinem General vorbei. »Ich habe zu ihm gesagt: Hab keine Angst, Igoruschka. Wir gehen zu einem guten Menschen. Er wird dir nicht ein Haar krümmen.«
    »Ihr verdammtes weiches Herz, Anton Wassiljewitsch! Es wird Sie eines Tages noch umbringen. Erobert in Stalingrad ein ganzes Stadtviertel und wird weich wie Butter in der Sonne, wenn er ein Kind findet. Wer ist das?«
    »Igor Antonowitsch, mein Sohn, Genosse General.«
    »Hat man jemals so einen Blödsinn gehört? Sein Sohn! Ein deutscher Bastard!«
    »Er wird nach dem Krieg mein Sohn sein. Irena Iwanowna bekommt keine Kinder … wir wissen das jetzt. Aber wir wünschen uns seit Jahren einen Sohn.«
    »Und dann muß es ein Deutscher sein? Läuft ihm da etwas zu wie ein Straßenköter, und der gute Anton Wassiljewitsch mit seinem blöden guten Herzen küßt und streichelt es und bekommt selbst triefende Hundeaugen! Gibt es nicht kräftige russische Jungen genug? Waisen von tapferen Vätern, die ihr Leben für unser Vaterland ließen? Wo haben Sie ihn gefunden?«
    »Auf einem Friedhof in Königsberg, Andreij Iwanowitsch.« Pjetkin drückte Igor an sich und legte beide Arme um ihn.
    General Ronowskij sah sich um. Die Bäcker standen abseits und kneteten die runden Laibe, zwei Offiziere seines Stabes hockten vor dem Feldtelefon und schrieben Meldungen mit. Nur Pjetkin blickte ihn an, und ihm winkte er jetzt zu.
    »Machen Sie die Augen zu, Anton Wassiljewitsch«, sagte Ronowskij. »Sofort!« Dann beugte er sich vor, brach ein großes Stück Brot ab und gab es dem Jungen.
    »Das hat nichts zu sagen«, stellte Ronowskij später fest, als er mit Kapitän Pjetkin allein in einem Nebenraum war. »Wie denken Sie sich das alles? Adoptieren! Ein deutsches Kind! Mitnehmen an die Front! Ein Kind! Leben wir im Zeitalter der Tataren? Sagen Sie nichts, Pjetkin, ich befehle Ihnen, sich aller Äußerungen zu enthalten. Es ist ein lieber Junge, so scheint's, ein wenig schmächtig, und wenn Sie Pech haben, stirbt er an Schwindsucht, oder eine Kugel trifft ihn, was weiß ich. Adoptieren! Wissen Sie überhaupt, was für ein krummer Weg das ist? Ein Gardeoffizier mit einem deutschen Kind! Es ist unmöglich!«
    Pjetkin schüttelte den Kopf. Ronowskij seufzte tief. »Ich bin das einzige auf der Welt, was Igor noch hat«, sagte Pjetkin. »Er hat sich an mich geklammert wie eine junge Katze.«
    »Tausende Kinder haben jetzt nichts mehr auf der Welt als ihren eigenen Atem!« schrie Ronowskij. »In der Sowjetunion gibt es über vier Millionen Kriegswaisen … und Sie kommen daher mit einem Bastard. Pjetkin … denken Sie mit: Ich muß Ihnen befehlen, das Kind wegzugeben! Sofort!«
    »Und was soll mit Igor geschehen?«
    »Darum sind wir jetzt hier allein, Anton Wassiljewitsch.« Ronowskij setzte sich auf eine Kiste, dachte an die dankenden blauen Augen des Jungen, als er in das heiße Brot biß, und seufzte wieder. »Seien wir tolerant, wenn wir den Großen Krieg gewonnen haben, betrachten wir Ihren Igor einfach als einen unserer Waisen. Was macht man mit ihnen? Man sammelt sie und bringt sie in ein Kinderlager, wo man sie zu guten Kommunisten erzieht. Ist das eine Idee, Pjetkin? Sie

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