Heiß wie die Naechte Siziliens
Widerstand.
Er war es nicht gewohnt, manipuliert zu werden. Schlimm genug, dass er quasi gezwungen wurde, seinen guten Namen gegen das Castello einzutauschen, indem er eine Mangano heiratete!
Erst ließ sie ihn jahrelang zappeln, dann versuchte Alissa ihn auszutricksen, indem sie einen anderen Ehemann rekrutierte. Als das fehlschlug, besaß sie tatsächlich die Stirn, ihn noch vor der Hochzeit um Geld anzugehen, damit er ihren aufwendigen und zerstörerischen Lebensstil finanzierte.
Und jetzt demütigte sie ihn auch noch, indem sie es auf irgendeine geheimnisvolle Weise fertigbrachte, ihn mit einem einzigen Blick oder einer winzigen, anscheinend unbedachten Geste sexuell zu erregen und fast in den Wahnsinn zu treiben!
Dabei hatte er sie bisher kaum angerührt. Der gestrige Hochzeitskuss war eher eine Notwendigkeit gewesen, um vor dem Standesbeamten das Gesicht zu wahren. Dennoch ließ ihn die Erinnerung daran nicht los.
Dario lehnte sich erschöpft in die Lederpolster zurück. Trotz allem, was er über Alissa wusste, ging ihm diese Frau unter die Haut. Seine Frau!
Dieser Umstand machte die ganze Angelegenheit noch viel komplizierter und gefährlicher …
Zum Glück milderte der Anblick des trutzigen, schmiedeeisernen Sicherheitstors zum Grundbesitz seiner Familie die Verspannung zwischen seinen Schulterblättern. Bald wäre er endlich wieder daheim, und die seltsame, elektrisch aufgeladene Atmosphäre zwischen ihnen würde der gewohnten täglichen Routine weichen.
Darios Augen weiteten sich, als die Limousine um die letzte Biegung fuhr, und er die Ansammlung von Menschen vor dem Haus stehen sah, die eine winzige schwarze Gestalt in ihrer Mitte einrahmten.
Che diavolo! Genau das hatte er unter allen Umständen vermeiden wollen!
Langsam kam der Wagen zum Stehen. Alissa schaute aus dem Fenster und hielt den Atem an. Sie hatte gehofft, das Ende dieser Reise würde ihr die dringend benötigte Ruhe verschaffen. Das war offensichtlich ein Irrtum!
Als sie die Szene vor dem Haus genauer betrachtete, machte sie immer größere Augen. Das Gebäude selbst konnte man nur als ein Meisterwerk minimalistischer Architektur bezeichnen. Über den schlanken Säulen aus gebürstetem Edelstahl schien ein schlichter, zum Großteil verglaster Baukörper zu schweben.
Das konnte doch unmöglich Darios Zuhause sein!
Ihr Blick wanderte von der Eingangstür aus massiver Bronze über die elegante Treppe bis zu der an ihrem Fuße versammelten Gruppe. Als sie ausstieg, glaubte sie von deren aufgeregten italienischen Geschnatter Sprache taub zu werden und warf ihrem Begleiter einen Hilfe suchenden Blick zu.
Doch Dario schien sie gar nicht wahrzunehmen. Seine starre Miene drückte eindeutig Missvergnügen und Ablehnung aus.
„Du wartest hier!“, bluffte er Alissa an, als sie einen vorsichtigen Schritt machte.
Der Kies unter seinen Füßen spritzte zur Seite, während er entschlossen auf die schmale schwarze Gestalt zustrebte, die trotz ihrer Winzigkeit eine ungeheure Autorität ausstrahlte. Während Dario redete, hielt sie den grauen Kopf stolz erhoben, dann nickte sie kurz, befreite ihre Hände aus seinen und gestikulierte lebhaft, während sie ihm antwortete.
Abrupt änderte sich die Szenerie und die Haltung der anderen Anwesenden. Dario beugte sich vor, küsste die alte Dame auf beide Wangen und kam mit langen Schritten zurück zum Wagen. Auf seinem Gesicht stand grimmige Entschlossenheit, als er nach Alissas Hand griff und sie fest in seine nahm.
„Komm“, forderte er seine Frau auf. „Da ist jemand, der dich unbedingt kennenlernen möchte. Aber gib Acht. Sprich nicht mehr als unbedingt notwendig. Lächle einfach und nicke ab und zu, das Reden übernehme ich. Verstanden?“
Mit jedem Wort versteifte Alissa sich mehr. „Aber warum?“ Trotz ihrer Erschöpfung und Sehnsucht nach Ruhe hatte sie nicht die Absicht, sich wie eine willenlose Figur auf dem Schachbrett hin und her schieben zu lassen.
„Falls du auch nur ein falsches Wort von dir gibst, werde ich dir die nächsten sechs Monate zur Hölle machen“, versprach Dario mit einem Lächeln, das ihr Blut gefrieren ließ. „Und das Geld, das du dir aus diesem Deal versprichst, wirst du dann auch nie zu sehen bekommen.“
„Ich …“
„Verstanden?“
Erneut regte sich ihr Widerstand. „Ja, verdammt! Aber kannst du mich nicht einfach darum bitten, wie ein ganz normaler Mensch? Was habt ihr Sizilianer nur für ein Problem, wenn es darum geht, euren Willen
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