Heiß wie die Naechte Siziliens
komfortablen Erste-Klasse-Flugs und der aufmerksamen Fürsorge der reizenden Stewardessen hatte Alissa kaum ein Auge zugetan. Daher fühlte sie sich zerknautscht und schrecklich erschöpft. Und die Angst vor Donnas drohendem Schicksal erlaubte ihr erst recht keine innerliche Ruhe.
Obwohl ihre kleine Schwester inzwischen verheiratet war, fühlte Alissa sich immer noch für sie verantwortlich. Gut, jetzt gab es David, der alles für seine kranke Frau tat. Die beiden waren wirklich glücklich miteinander. Nach der schrecklichen Kindheit war dieses Glück aber auch mehr als verdient.
Wenn sie doch nur schnellstmöglich das Geld für ihre Behandlung auftreiben könnte!
Das brachte Alissa wieder zu Dario Parisi, ihrem Ehemann …
Er hatte den ungeheuren Luxus dieser Flugreise mit einer geradezu despektierlichen Gleichgültigkeit genossen, während sie selbst sich in dem ungewohnten Umfeld völlig fehl am Platz gefühlt hatte. Dario hatte geschlafen wie ein Murmeltier, als gäbe es nichts auf der Welt, was ihn beunruhigte oder verunsicherte. Danach hatte er angesichts der fantastischen Verpflegung herzhaft zugegriffen und sich ihr gegenüber von einer kalten Höflichkeit gezeigt, die keinen Zweifel an seiner Missbilligung ihrer Person zuließ. Er tat fast so, als verdiene sie seine exklusive Gesellschaft gar nicht!
Was für ein arroganter Macho, der offenbar ernsthaft glaubte, sein Wort wäre Gesetz! Im Gegensatz zu seiner anziehenden, attraktiven Fassade war er ebenso hinterhältig wie gefährlich. Alissa hatte genug über die Geschäftspraktiken gelesen, mit denen der allmächtige Dario Parisi seine Gegner wie bedeutungslose Sandkörner aus dem Weg fegte. Und was Frauen betraf, war sein Ruf keinen Deut besser!
Jetzt saß er bequem zurückgelehnt und völlig entspannt neben ihr und betrachtete die vorbeiziehende Landschaft, so als wäre alles sein Eigentum. Möglicherweise stimmte das ja sogar! Von Rom aus waren sie in einem Privatjet geflogen – noch ein Beweis seines Reichtums!
„Wie weit ist es noch?“, erkundigte sie sich.
Es waren die ersten Worte, die sie an ihn richtete, seit sie sizilianischen Boden betreten hatten. Alissa hätte sich ohrfeigen können, als sie sein triumphierendes Lächeln sah.
„Was ist los, tesoro ?“ Seine Stimme klang süß wie Honig, während er spöttisch den Kosenamen in seiner Heimatsprache benutzte. „Genießt du etwa nicht die fantastische Aussicht? Die meisten Besucher verfallen Sizilien auf den ersten Blick.“
„Die meisten von ihnen sind auch freiwillig hier und freuen sich auf ein paar Urlaubstage unter südlicher Sonne.“
„Anders als du, willst du sagen? Niemand hat dich gezwungen hierherzukommen. Es war deine Entscheidung, Alissa.“
Die Art und Weise, wie er ihren Namen aussprach, fühlte sich wie ein Streicheln an. Alissa spürte, wie sich ihre Nackenhärchen alarmiert aufrichteten. Er spielte mit ihr!
„Das verdient wohl keine Antwort“, murmelte sie rau.
Als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm, wollte sie instinktiv ausweichen – zu spät. Feste Finger schlossen sich um ihr Kinn und zwangen sie, den Kopf zu wenden. Ihr Herz klopfte wie verrückt, sie begann zu zittern und versuchte, jeden Augenkontakt zu vermeiden, während Dario ganz sanft mit den Fingerspitzen ihre Kehle entlangfuhr.
„Versuchst du etwa, mein Mitleid zu wecken, tesoro ?“, raunte er heiser.
Mit geschlossenen Augen versuchte Alissa, das haltlose Zittern ihres verräterischen Körpers zu beherrschen. Wenn sie sich doch nur sicher sein könnte, dass es sich ausschließlich um Wut und Frustration über sein unmögliches Benehmen handelte! Doch warum rauschte dann das Blut so heiß durch ihre Adern? Und warum war ihr Mund so trocken wie die Wüste?
Zögernd hob sie die Lider und fuhr sich unbewusst mit der Zungenspitze über die spröden Lippen. Darios Blick war fest auf ihren Mund geheftet.
„Was willst du denn noch von mir?“, flüsterte sie erstickt. „Ich habe mich doch überwunden, dich zu heiraten, damit du bekommst, was dein Herz begehrt.“
„Überwunden …“, echote er tonlos. „Was mein Herz begehrt …“
Langsam reichte es ihr. „Was willst du denn von mir hören?“, begehrte sie auf.
Sein Blick verhärtete sich. „Zum Beispiel, warum du einen anderen Mann heiraten wolltest, um mir vorzuenthalten, was mir zusteht! Hat dir das einen besonderen Kick gegeben? Es ging nicht allein ums Geld, nicht war? Du wolltest mich bewusst verletzen!“
Sein
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