Heiß wie die Naechte Siziliens
Niemand machte einen Idioten aus Dario Parisi. Und schon gar keine Frau!
„… wir könnten eine Art Untervertrag machen. Ich erkläre mich bereit, meine Hälfte des Castellos an dich zu verkaufen, sobald das Erbe freigegeben ist. Dafür bekomme ich meinen Anteil schon jetzt.“
Genau das hatte er erwartet! Aber warum dann der bittere Geschmack der Enttäuschung auf seiner Zunge?
„Nein, unmöglich“, antwortete er knapp.
„Doch, es ist möglich! Ich habe mich erkundigt. Deine Anwälte könnten ohne Schwierigkeit so ein Dokument verfassen und …“
„Das bezweifle ich auch gar nicht. Aber was sollte mir das nützen, wenn ich keine Gewährleistung habe, überhaupt in den Genuss des Erbes zu kommen?“
„Ich verstehe nicht …“
„Dann will ich es dir erklären, mia moglie . Was sollte dich daran hindern, mich zu verlassen, sobald du das Geld in Händen hast?“
„Du hast doch den Vertrag.“
„Der nicht mehr wert ist als das Papier, auf dem er geschrieben ist, wenn du klammheimlich verschwindest.“
„Das würde ich nie tun!“, empörte sie sich. „Du hast mein Wort … und den Vertrag.“
„Verträge können ebenso leicht gebrochen werden wie Versprechen“, konterte er zynisch.
„Aber ich muss das Geld haben. Es ist ungeheuer wichtig! Es ist nicht für mich.“
„Ah, jetzt kommen wir der Sache schon ein wenig näher, oder?“
Sein höhnischer Tonfall ließ sie erröten. Angesichts seiner schlechten Meinung von ihr konnte Alissa sich lebhaft vorstellen, wohin sich Darios Gedanken verirrten. Eigentlich hatte sie es sich verboten, ihn um Almosen anzugehen, doch da Donnas Leben auf dem Spiel stand, blieb ihr wohl keine Chance, als die Wahrheit zu sagen.
„Es ist für meine Schwester. Du weißt doch, Donna?“
„Oh ja, Donna! Jünger als du, aber ihrer großen Schwester äußerlich sehr ähnlich. Hat die Schule vorzeitig abgebrochen und erst vor Kurzem geheiratet.“
Alissas Augen weiteten sich. Dario bezahlte seine Spione offenbar gut!
„Richtig“, bestätigte sie so gelassen wie möglich. „Das Geld ist für sie … Donna braucht eine ganze Menge davon.“
Während Dario an den Report der von ihm beauftragten Detektei dachte, verzog er die Lippen zu einem unguten Lächeln. Seine Frau schreckte also nicht einmal davor zurück, ihre jüngere Schwester vorzuschieben, um die eigene Gier zu befriedigen!
Gut, auch Donna war keine Heilige und hatte noch vor ihrer Volljährigkeit regelmäßig Bars und Nachtclubs besucht. Auch in der Nacht, als Alissas Drogenexzesse aufgedeckt wurden, war sie dabei. Aber war das ein Wunder, bei diesem Vorbild?
„Und was hat das mit mir zu tun?“
„Du bist reich, und Donna braucht umgehend Bargeld.“
Diese Ungeheuerlichkeit brachte Alissa mit einem so unschuldigen Blick hervor, dass Dario vor Empörung der Atem stockte. „Und ich weiß auch, wofür“, behauptete er grimmig und dachte an den letzten Teil des Reports.
Alissas jüngere Schwester hatte einen Rinderzüchter geheiratet, dessen Farm in einer der größten Dürregebiete Australiens lag. Inzwischen gehörten das Anwesen und der gesamte Viehbestand der Bank, oder wenigstens so gut wie. Sobald sie die gewährten Kredite zurückforderte, war das junge Par erledigt.
„Du weißt …“, wisperte Alissa. „Du wusstest es bereits die ganze Zeit?“
Er nickte. „Ich habe über dich und deine Familie ein Dossier erstellen lassen. Schon vergessen?“
„Nun, dann …“ Sie wartete, doch Dario machte keine Anstalten, sich weiter zu dem Thema zu äußern. „Dann verstehst du sicher, dass ich das Geld unbedingt haben muss.“
„Tut mir leid, cara . Ich befürchte, du wirst einen anderen Weg suchen müssen, um deiner Schwester zu helfen. Von mir bekommst du jedenfalls keine Almosen.“
Fassungslos starrte Alissa ihren Mann stumm aus weit geöffneten Augen an. So mächtig, so arrogant, so gefühllos …
Die ganze Zeit über hatte er gewusst, wie dringend Donna das Geld brauchte! Trotzdem zeigte sich nicht die leiseste Regung auf dem schönen, markanten Gesicht. Er war ein Monster! Ohne Mitleid, ohne Gnade …
Hatte Bianca Cipriani sie nicht gerade erst vor ihm gewarnt?
Verdammt! Dabei dachte sie, ihre Lektion über Männer schon vor Jahren gelernt zu haben. Was für ein pathetischer Dummkopf war sie gewesen, auf seine versteckten Blicke und kleinen Gesten hereinzufallen. Sie war ja nicht einmal sein Typ, wie sie ebenfalls von Signorina Cipriani erfahren hatte.
„Wer redet hier von
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