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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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lächelnd. »Erwarte keine Geschwindigkeitsrekorde von der alten Dame. Sie hat bereits einige Einsätze auf dem Buckel, ist bis 1976 als Transportflugzeug bei der Spanischen Luftwaffe geflogen. Die Franzosen haben sie 1990 in einem schlechten Zustand gekauft und sofort mit einer Totalrestaurierung begonnen. Über die Jahre haben wir immer wieder mit Rat und ein paar Ersatzteilen ausgeholfen. So lernt man sich kennen.«
    Als sie die Junkers bei 120  km/h hochzog, erhob sie sich langsam und behäbig in die Luft. Nach dem Flug mit dem Harrier Jet erschien Finch nun alles in Zeitlupe abzulaufen. Die grünen Quadrate der Wiesen um Duxford wurden nur ganz allmählich kleiner.
    »Der Anstrich entspricht den Originalfarben jener Jus, die 1942 an der Invasion von Kreta beteiligt waren, die drei Motoren sind noch original BMW «, stellte Amber Rains fest. »Jeder von ihnen hat siebenundzwanzig Liter Hubraum und knapp siebenhundert PS . Das genügt für einen Spaziergang durch die Lüfte allemal. Aber Kreta war kein Spaziergang. Von den fünfhundert eingesetzten Ju 52 kam nur die Hälfte zurück.«
    Finch stellte den Kurs ein, warf einen kurzen Kontrollblick auf die Instrumente und zweifelte nicht daran, dass die langsamen Transportmaschinen mit ihrer menschlichen Fracht damals ein einfaches und lohnendes Ziel der englischen Flugabwehr gewesen sein mussten.
    »Aber die Ju war ja auch nicht für einen Militäreinsatz entworfen worden«, erklärte Amber. »Vor dem Krieg war sie die erste Großserienmaschine, die für den Passagierdienst produziert wurde. Ein Verkaufsschlager. Man exportierte sie in fünfundzwanzig Länder, drei Viertel der Lufthansaflotte bestanden damals aus Ju52, dem sichersten Flugzeug seiner Zeit. Selbst bei Bruchlandungen.«
    »Planst du eine?«, fragte Finch grinsend.
    »Niemals! Dann bringen mich die Jungs vom Verein auf der Stelle um!«, lachte Amber Rains. »Außerdem bist du ja heute mein Co-Pilot. Was soll da schon groß passieren?«
    »Dein Co wird dich jetzt verlassen«, antwortete Finch, »und nach den Passagieren schauen.« Er stand auf und glitt hinter dem Steuerrad hervor. »Du kennst den Weg über den Kanal sicher im Schlaf. Ruf einfach, wenn du mich brauchst.«
    Damit verließ er das enge Cockpit und ging nach hinten in den Passagierraum. Salam, der sich einen der bequemen Ledersessel auf der linken Seite ausgesucht hatte, schlief tief und fest. Llewellyn saß weiter hinten im engen Rumpf und betrachtete durch die flachen Seitenscheiben, die ein wenig an Zugfenster erinnerten, die englische Landschaft.
    Die Schatten der Hecken und Bäume wurden länger.
    »Keine Hektik und kein Gedränge. Das war noch Reisen im besten Sinne«, stellte der Major fest, stand auf und streckte sich vorsichtig, um nicht mit dem Kopf an die Decke der Kabine zu stoßen.
    »Diesmal ist es vor allem dezent und unauffällig«, stimmte ihm Finch zu. »Wir sind durch die Netze des MI 6 geschlüpft, und wir werden genauso unerkannt in Frankreich ankommen. Aber ich mache mir Gedanken über unseren weiteren Weg. Salam verlässt sich auf uns, und ich habe jenseits des Kanals keinerlei Kontakte. Außerdem ist es für die britischen Agenten nur ein Katzensprung bis auf den Kontinent. Wer immer auch hinter uns her ist, er wird nicht gerade glücklich sein über die Leiche im Liftschacht und seine Anstrengungen verdoppeln. Und was Compton betrifft …«
    Llewellyn winkte ab. »Der kann auf sich selbst aufpassen. Peter ist mit den Regierenden in diesem Land per Du. Sie brauchen ihn. Wenn er einmal hustet, dann sorgt sich das halbe Kabinett und bestellt Hustensaft.«
    »Das meinte ich nicht«, widersprach Finch. »Compton hat ganz richtig festgestellt, dass wir Salam niemals hätten nach England bringen dürfen. Wir haben ihn aus den Klauen der ISI befreit, um ihn der geheimnisvollen Gruppe innerhalb des MI 6 direkt auf einem Tablett zu servieren. Großer Fehler.«
    »Den wir gerade dabei sind wiedergutzumachen«, gab Llewellyn zu bedenken.
    »Einerseits«, stellte Finch fest. »Andererseits werden wir Antworten auf Fragen finden müssen, wenn es irgendeine Zukunft für Salam geben soll. Er kann nicht sein Leben lang davonlaufen, vor wem auch immer.«
    Der Major blickte nachdenklich nach vorn zu dem schlafenden Chief Inspector.
    »Welches Interesse hatte die englische Truppe tatsächlich daran, den alten Kalash zu töten?«, fragte Finch. »Dass die ISI gerne aufs Trittbrett gesprungen ist, kann ich verstehen. Politisches

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