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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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hatten?«
    »Ziemlich wahrscheinlich, sie waren also noch immer auf der Suche nach den Informationen«, gab Finch zu bedenken. »Was allerdings heißen würde, dass deine Wohnung irgendwie mit dem alten Kalash zusammenhängt.«
    »Das ist mir zu abenteuerlich.« Llewellyn schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, jetzt hast du mich verloren. Da ein Bildhauer im Norden Pakistans, hier eine Wohnung in Haymarket. Da wäre selbst unser altes Genie Peter Compton überfordert.«
    »Und genau das glaube ich nicht«, wandte Finch ein. »Niemand von der Gruppe ahnte, dass Compton über die Vorgänge in Pakistan Bescheid wusste. Der Aufmarsch in der Charlotte Road war scheinbar als offizieller Besuch geplant. Nach dem Prinzip – konsultieren wir die graue Eminenz. Es war Schritt drei auf ihrer Liste. Erst Shah Juan, dann deine Wohnung, dann Compton. Sie hatten zwar beobachtet, dass du bei ihm zu Besuch warst, aber sie wussten nichts von Phönix’ Anruf. Also dachten sie, nach der Pleite im Hindukusch und nach der erfolglosen Suche in deiner Wohnung: Vielleicht weiß der alte Fuchs mehr. Doch dann kamen wir ihnen wieder einmal in die Quere. Plötzlich war klar, dass Compton informiert war und die Gruppe wusste, dass er wusste. Zugzwang. Alles, was ihnen noch blieb, war, rasch einen Van voller Handlanger zu organisieren und Stärke zu demonstrieren.«
    Llewellyn pfiff leise durch die Zähne. »Passt alles, nahtlos und ohne Frage. Jetzt sind sie nicht nur ratlos, sondern auch wütend. Haben nichts in meiner Wohnung gefunden, dafür einen Toten im Liftschacht. Haben kein Wort aus Shah Juan herausbekommen, dafür ist Phönix in England. Und der alte Peter würde sich eher die Zunge abbeißen, als ihnen irgendetwas zu verraten. Was bleibt ihnen jetzt noch?«
    »Mich umzubringen.«
    Finch und Llewellyn fuhren herum. Vor ihnen stand ein müder Shabbir Salam, der sich den Schlaf aus den Augen rieb. »Die können mich nicht leben lassen, ebenso wenig wie die ISI . Ich weiß zu viel. Also werden sie sich an meine Fersen heften. Wenn sie schon nicht gefunden haben, was sie gesucht haben, dann müssen sie jetzt die losen Enden kappen, um die Aktion so gut es geht zu vertuschen.«
    »Aber in der Zwischenzeit wissen auch Compton und wir davon«, entgegnete Finch.
    »Nur aus meinen Erzählungen«, schränkte Salam ein. »Ich aber war Augenzeuge, vor Ort, und noch dazu in offizieller Mission. Wenn ich nicht mehr lebe, dann haben sie ihr größtes Problem aus der Welt geräumt.«
    »Dann werden diese Versager uns beide gleich mit beseitigen müssen, und das wird ihnen nicht gelingen«, brummte Llewellyn. »Aber noch ist es nicht so weit. Nachdem unser Sherlock Holmes der Lüfte hier eine wirklich verblüffende Theorie aufgestellt hat und ich beim besten Willen nicht weiß, was man in meiner Wohnung finden könnte, selbst wenn man in den Abflussrohren nachschaut, bleiben uns vorläufig nur die Kalash. Mit Peter Compton können wir nicht telefonieren, also …«, er sah den Chief an. »Was könnte Juan gewusst haben?«
    »Glauben Sie, darüber hätte ich mir nicht schon Dutzende Male den Kopf zerbrochen?« Salam hielt sich an der Griffstange des Gepäcknetzes fest, als die Ju52 durch einige Turbulenzen flog. John Finch sah aus dem Fenster und erkannte den Küstenstreifen, der unter ihnen hinwegzog.
    Sie waren über dem Kanal angelangt.
    »Wir haben noch etwas mehr als eine Stunde Flugzeit«, informierte Finch Llewellyn und Salam, »bevor wir auf einem kleinen, privaten Flugfeld landen, ähnlich dem von Duxford. Es ist der Heimatflughafen dieser Ju52 und liegt rund fünfzig Kilometer südlich von Paris. Keine Kontrollen, kein großer Bahnhof, Graspiste. Wir steigen aus, und Amber liefert das Flugzeug bei der Amicale ab. Dann stürzt sie sich in den Pariser Einkaufstrubel.«
    »Beneidenswert«, murmelte der Major. »Sucht sie noch einen Begleiter, der ihr die Pakete und Einkaufstüten trägt auf dem Weg von den Boutiquen zurück ins Hotel?«
    »Und wenn ja, dann wäre es vermutlich ein reicher, gut aussehender Flugzeugbesitzer und kein ehemaliger Geheimagent seiner Majestät, der auf der Flucht ist und meist zu Fuß geht«, ätzte Finch. Dann wandte er sich wieder an Salam. »Und was ist bei diesen Überlegungen herausgekommen?«
    »Ehrlich gesagt, nichts.« Der Chief zuckte die Schultern. »Vielleicht habe ich etwas völlig Offensichtliches übersehen.«
    »Genau das müssen wir herausfinden«, bestätigte Llewellyn grimmig. »Bis zur Landung haben

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