Heiße Beute
Maske überhaupt sprechen kannst?«
Clinton zeigte dem Hasen einen Vogel.
»Scha Kal«, sagte der Hase. Dann öffnete er seinen Hosenschlitz und holte seinen Pillermann hervor. Er wedelte damit vor Clinton, dann vor Grandma und mir.
»Irgendwie habe ich diese Dinger größer in Erinnerung«, sagt Grandma.
Der Hase rupfte und zupfte an sich herum, bis er einen Halbsteifen hatte.
»Scha ma. Na schla, was«, sagte der Hase.
»Ich glaube, er will Ihnen mitteilen, dass das nur das Vorspiel ist«, sagte Clinton. »Darauf können Sie sich freuen.«
Der Hase spielte immer noch an sich herum. Jetzt hatte er den richtigen Rhythmus gefunden, und er rubbelte sich einen ab.
»Helfen Sie ihm doch ein bisschen«, sagte Clinton. »Nun machen Sie schon. Fassen Sie mit an.«
Ich presste die Lippen aufeinander. »Sind Sie verrückt! Niemals fasse ich den an!«
»Ich fasse mit an«, sagte Grandma.
»Na!«, sagte der Hase, und sein Gehänge machte schlapp.
Von der Straße bog ein Auto auf den Parkplatz, und Clinton stieß den Hasen an. »Wir hauen ab!«
Sie zogen sich zurück, hielten die Waffen aber weiter auf uns gerichtet. Schnell sprangen sie in den Explorer und brausten davon.
»Ich habe einen Heißhunger auf Cannoli«, sagte Grandma.
»Sollen wir uns nicht eine Tüte Cannoli kaufen?«
Ich verfrachtete Grandma in den Honda und brachte sie nach Hause.
»Wir haben den Hasen wieder getroffen«, berichtete sie meiner Mutter. »Der Kerl, der die Fotos geschickt hat. Ich glaube, der wohnt in der Nähe der Bäckerei. Diesmal hat er uns seinen Dödel präsentiert.«
Meine Mutter reagierte empört, zu Recht.
»Trug er einen Ehering?«, fragte Valerie.
»Darauf habe ich nicht geachtet«, sagte Grandma. »Seine Hand hab ich mir nicht angesehen.«
»Du wurdest mit einer Waffe bedroht und sexuell belästigt«, klärte ich Grandma auf. »Hattest du keine Angst? Bist du gar nicht wütend?«
»Das waren keine echten Pistolen«, sagte Grandma. »Außerdem waren wir auf dem Parkplatz neben der Bäckerei. So’n Ding auf einem Bäckereiparkplatz kann man doch nicht ernst nehmen.«
»Die Pistolen waren echt«, sagte ich.
»Wirklich?«
»Ganz bestimmt.«
»Ich glaube, ich muss mich hinsetzen«, sagte Grandma.
»Ich dachte, der Hase wäre nur ein Exhibitionist. Könnt ihr euch noch an Sammy das Eichhörnchen erinnern? Der sich gerne in fremde Gärten schlich und dort vor den Leuten auch immer die Hosen runterließ. Manchmal haben wir ihm anschließend ein Sandwich gegeben.«
Burg hat schon so einige Exhibitionisten erlebt, manche waren geistig minderbemittelt, manche hatten sich im Vollrausch entkleidet, wieder andere sich nur einen üblen Scherz erlauben wollen. Meistens reagieren die Leute genervt, aber tolerant. Nur manchmal, wenn einer seinen Laden im falschen Garten aufmacht, kann es schon mal passieren, dass er eine Schrotladung in den Hintern verpasst bekommt.
Ich rief Morelli an und erzählte ihm von unserer neuerlichen Begegnung mit dem Hasen. »Diesmal hatte er Clinton dabei«, sagte ich. »Und die dicksten Freunde waren sie nicht gerade.«
»Du musst Anzeige erstatten.«
»Von dem würde ich nur ein einziges Körperteil wiedererkennen, aber ich glaube, davon habt ihr in euren Verbrecheralben keine Fotos.«
»Trägst du eine Waffe?«
»Ja, aber ich bin irgendwie nicht rangekommen.«
»Schnall sie um die Hüfte. Verdecktes Tragen einer Waffe ist sowieso verboten. Und es wäre auch ganz hilfreich, wenn du Munition einlegen würdest.«
»Ich hatte doch Munition eingelegt.« Ranger hatte das für mich getan. »Habt ihr den Mann aus dem Kofferraum mittlerweile identifiziert?«
»Thomas Turkello, alias Thomas Turkey. Ein gedungener Schläger aus Philadelphia. Galt als entbehrlich, ist meine Vermutung. Lieber ihn umlegen, als das Risiko eingehen, dass er was ausplaudert. Der Hase gehört wahrscheinlich zum engeren Kreis der Familie.«
»Habt ihr sonst noch was gefunden?«
»Was hättest du denn gern?«
»Abruzzis Fingerabdrücke auf einer Mordwaffe.«
»Nein, tut mir Leid, damit kann ich nicht dienen.«
Ich zögerte, das Gespräch zu beenden, aber im Moment hatte ich nichts weiter zu sagen. In Wahrheit hatte ich ein flaues Gefühl im Magen, das ich nicht genauer benennen wollte. Es war meine höllische Angst vor der Einsamkeit. Ranger war ein Feuerwerk, ein Zauberer, aber irgendwie nicht ganz von dieser Welt. Morelli dagegen war ein Mann, der alles hatte, was ich von einem Mann erwartete, nur: Er wollte mich so
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