Heiße Beute
aus, dass sie sich nicht auch an elektrischen Geräten vergriffen. Ich rückte einen Küchenstuhl vor die Glotze, verzehrte zwei Plätzchen und sah mir den Film an.
Zwischendurch klingelte es an der Tür. Es war Ranger. Ganz in Schwarz, wie üblich, und mit prallvollem Kombigürtel. Er sah aus wie Rambo, das Haar hinten zusammengebunden. Schweigend stand er da, als ich aufmachte. Die Mundwinkel verzogen sich leicht, die Andeutung eines Lächelns.
»Dein Sofa steht im Hausflur, Babe.«
»Es ist von Totenläusen befallen.«
»Habe ich mir gedacht, dass dir eine gute Erklärung einfällt.«
Empört schüttelte ich den Kopf. »Was bist du doch für ein Angeber.« Er hatte mich nicht nur bis zur Pferderennbahn verfolgt, zudem hatte sein Tipp auch noch fünffachen Gewinn eingebracht.
»Auch Superhelden müssen sich ab und zu mal was gönnen«, sagte er, sah hinter mich, schob mich beiseite und ging ins Wohnzimmer. »Markierst du dein Territorium mit Plätzchenduft?«
»Ich brauchte etwas, um die bösen Geister zu vertreiben.«
»Gibt es Ärger?«
»Nö.« Jedenfalls nicht, seit ich das Sofa in den Hausflur abgeschoben hatte. »Also. Was gibt’s?«, sagte ich. »Gehst du zur Arbeit? Deine Klamotten sehen danach aus.«
»Ich musste heute Abend ein Gebäude sichern.«
Einmal hatte ich ihn dabei begleitet, als sein Team ein Gebäude gesichert hatte. Dazu gehörte auch, dass ein Drogenhändler aus einem Fenster im zweiten Stock geworfen wurde.
Er nahm sich ein Plätzchen vom Teller auf dem Boden.
»Tiefgefrorene?«
»Jetzt nicht mehr.«
»Wie ist es gelaufen auf der Rennbahn?«
»Ich habe Eddie Abruzzi getroffen.«
»Und?«
»Wir haben uns ein Wortgefecht geliefert. Ich habe nicht alles erfahren, was ich wissen wollte, aber ich bin fest davon überzeugt, dass sich etwas in Evelyns Besitz befindet, das er haben will.«
»Ich weiß, was es ist«, sagte Ranger und knabberte friedlich an seinem Plätzchen.
Ich glotzte ihn mit offenem Mund an. »Was?«
Er lachte. »Wie dringend ist es denn?«
»Soll das ein Spiel sein?«
Langsam bewegte er den Kopf hin und her. Nein. »Das ist kein Spiel.« Er drückte mich an die Wand und lehnte sich gegen mich. Er schob ein Bein zwischen meine, seine Lippen streiften zart über meine Lippen. »Ist es wirklich so dringend, Steph?«, fragte er mich wieder.
»Sag schon.«
»Setze ich alles auf deine Schuldenliste.«
Als würde ich mir jetzt darüber den Kopf zerbrechen. Mein Kredit war schon seit Wochen überzogen! »Willst du es mir nun sagen oder nicht?«
»Ich hatte dir doch erzählt, dass Abruzzi diese kindischen Kriegsspiele liebt. Das heißt, eigentlich geht es über Kriegsspiele hinaus. Er sammelt Militaria. Alte Waffen, Armeeuniformen, militärische Orden. Es bleibt aber nicht beim Sammeln, er trägt diese Sachen auch noch. Meistens dann, wenn er spielt. Manchmal auch, habe ich gehört, wenn er mit einer Frau zusammen ist. Und manchmal, wenn er Schulden eintreibt. Jetzt geht das Gerücht, dass einer seiner Orden fehlt. Angeblich soll der Orden Napoleon gehört haben. Das Gerücht besagt, dass Abruzzi versucht haben soll, den Orden zu kaufen, aber der Typ, dem er gehört hat, wollte ihn nicht verkaufen, deswegen soll Abruzzi ihn ermordet und den Orden an sich genommen haben. Er soll ihn zu Hause auf seinem Schreibtisch aufbewahrt haben. Immer wenn er gespielt hat, hat er den Orden angelegt. Das würde ihn unbesiegbar machen, hat er wohl gedacht.«
»Und dieser Orden soll jetzt bei Evelyn sein?«, fragte ich ungläubig.
»Soweit ich das verstanden habe, ja.«
»Wie ist sie denn an den Orden gekommen?«
»Das weiß ich nicht.«
Er drückte sich wieder an mich, und die pure Begierde rutschte durch meinen Magen bis in den Unterleib. Ranger fühlte sich hart an, überall, und alles an ihm, sein Schenkel, seine Pistole, alles war steif.
Er senkte den Kopf und küsste mich am Hals. Mit der Zunge berührte er die Stelle, die er gerade geküsst hatte, dann küsste er sie wieder. Seine Hand glitt unter mein T-Shirt, die Handfläche wärmte meine Haut, die Finger berührten meinen Brustansatz.
»Zahltag«, sagte er. »Ich bitte zur Kasse.«
Beinahe wäre ich auf dem Boden zusammengesackt.
Er nahm mich an die Hand und zog mich ins Schlafzimmer. »Der Film«, sagte ich. »Die beste Szene kommt erst noch.« Ehrlich gesagt, konnte ich mich an keine Einzelheit aus dem Film erinnern. Kein Name, keine Szene, nichts.
Er stand dicht vor mir, sein Gesicht wenige Zentimeter vor
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