Heiße Hüpfer
du über so etwas im nüchternen Zustand redest, sind wir gespannt darauf, wie Bier auf dich wirkt.«
»Weißt du«, meinte Erzkanzler Bill, »wenn die Sonne aufgeht, muß ich zum Gefängnis gehen und dem Premierminister erklären, warum wir nicht wissen, was mit dem Wasser passiert ist. Wir wären dir wirklich sehr dankbar, wenn du uns helfen könntest. Gib ihm noch eine Dose, Dekan. Die Leute hämmern bereits ans Tor. Wenn das Bier alle ist, wird’s zappenduster für uns.«
Rincewind fühlte sich von einem angenehmen bernsteinfarbenen Nebel umgeben. Er befand sich unter Zauberern – der dauernde Zank bot einen deutlichen Hinweis. Und irgendwie konnte er durch das Bier viel leichter denken.
Ein Zauberer legte ein offenes Buch vor ihn hin.
»Das ist die Kopie einer Höhlenzeichnung aus Känguhli«, sagte er. »Wir haben uns oft gefragt, was die Punkte über den Personen bedeuten…«
Rincewind warf einen kurzen Blick auf das Bild. »Das ist Regen.«
»Dieses Phänomen hast du schon einmal erwähnt«, sagte Bill. »Kleine Wassertropfen, die durch die Luft fliegen?«
»Sie fallen vom Himmel«, erklärte Rincewind.
»Und sie verursachen keine Schmerzen?«
»Nein.«
»Wasser ist schwer. Taschen voll Wasser, die über uns schweben… Kann nicht behaupten, daß mir eine solche Vorstellung gefällt.«
Rincewind hatte sich nie sehr intensiv mit Meteorologie beschäftigt, obwohl er immer ein Endverbraucher gewesen war.
Er winkte. »Sie sind wie… Dampf«, sagte er und hickste. »Ja, genau. Flauschiger Dampf.«
»Wolken sind heiß ?«
»Nein, nein. Sind sehr kalt, Wolken. Manchmal kommen sie ganz langsam herab und berühren sogar den Boden.«
Die Zauberer wechselten verwunderte Blicke.
»Wißt ihr, in letzter Zeit brauen wir verdammt gutes Bier«, sagte Bill.
»Wolken scheinen mir sehr gefährlich zu sein«, ließ sich der Dekan vernehmen. »Uns kann wohl kaum daran gelegen sein, daß sie Bäume und Gebäude umstoßen.«
»Ah, aber. Aber. Sie sind weich, versteht ihr? Wie Rauch.«
»Eben hast du darauf hingewiesen, daß sie nicht heiß sind!«
Rincewind sah plötzlich die perfekte Erklärung.
»Habt ihr jemals an einen kalten Spiegel gehaucht?« fragte er und strahlte.
»Nicht jeden Tag, aber ich verstehe, was du meinst.«
»Nun, das sind Wolken, im Grunde genommen! Kann ich noch ein Bier haben? Es ‘s erstaunlich, scheint überhaupt keine Wirkung auf mich schu ham, wieviel ich auch trinke. Hilft mir, klarer zu denken.«
Erzkanzler Rincewind trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Du und dieser Regen… Es gibt einen Zusammenhang zwischen euch, nicht wahr? Bei uns verschwindet das Wasser, und du tauchst auf…«
Rincewind rülpste. »Muß was in Ordnung bringen«, sagte er. »Spitze Hüte, schweben in der Luft…«
»Wo hast du sie zum letztenmal gesehen?«
»In der Brauerei ohne Bier. Dort schpukt’s angeblich, haha. Spukende spitze Hüte, haha…«
Bill starrte ihn an. »Na schön «, sagte er und musterte seinen fernen Verwandten, der ihm jetzt ganz nahe war. »Sehen wir uns den Ort an.« Er betrachtete Rincewind noch etwas länger und dachte kurz nach.
»Und wir nehmen Bier mit«, fügte er hinzu.
P onder Stibbons versuchte zu denken, aber seine Gedanken schienen sehr langsam zu sein. Alles war dunkel, und er konnte sich nicht bewegen, doch aus irgendeinem Grund beunruhigte ihn das nicht. Es fühlte sich an wie einer jener herrlichen Momente im Bett, wenn man gerade wach genug ist, um zu wissen, daß man noch schläft.
Es ist erstaunlich, wie die Zeit verstreicht.
D ie Eimerkette reichte inzwischen vom Hafen bis zur Brauerei. Trotz ihrer erfrischenden, herrlich würzigen, nach Eiche schmeckenden Chardonnays wollten die Icksianer eine Brauerei nicht einfach so niederbrennen lassen. Es spielte keine Rolle, ob Bier in ihr gebraut wurde oder nicht – hier ging es ums Prinzip.
Die Zauberer marschierten durch die Menge, begleitet von murrenden Stimmen. Hier und dort ertönten spöttische Bemerkungen – von Leuten, die weit genug hinten standen, um sich sicher zu fühlen.
Rauch und Dampf wehten durchs große Tor, das von einem Rammbock aufgestoßen worden war.
Erzkanzler Rincewind trat ein und zog seinen glücklich lächelnden Verwandten mit sich.
In der Mitte lag noch immer das qualmende Roo-Bier-Schild auf dem Boden. Kaum mehr als das Metallgerüst war davon übriggeblieben.
»Er deutete immer wieder darauf und sprach von spitzen Hüten«, meinte Neilette.
»Stell fest, ob
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