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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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genau nimmt, hängt die Geschichte praktisch davon ab, daß wir zufälligerweise auf Ameisen treten. Wir sind bereits auf die Ameisen getreten, auf die wir treten, und wenn wir das wiederholen, so passiert es zum ersten Mal, denn wir treten jetzt auf die Ameisen, weil wir in der Vergangenheit auf sie getreten sind, wobei es zu berücksichtigen gilt, daß die Vergangenheit derzeit unsere Gegenwart ist.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Hätten wir deshalb Stiefel mit dickeren Sohlen anziehen sollen?« fragte der Quästor.
    »So ist es richtig, Quästor – nur nicht nachlassen.«
    Ridcully streckte sich und gähnte. »Nun, das wär’s wohl. Wir sollten jetzt schlafen. Es war ein ziemlich langer Tag.«
     
    A uch jemand anders bemühte sich, nicht nachzulassen.
    Als die Zauberer schliefen, entstand mattes Licht über ihnen, wie von brennendem Sumpfgas.
    Er war ein allgegenwärtiger Gott, wenn auch nur in einem kleinen Bereich. Und er war allwissend genug, um folgendes zu erkennen: Zwar wußte er tatsächlich alles, aber dieses Alles war nicht das ganze Alles, nur jener Teil, der seine Insel betraf.
    Verdammt! Er hatte sich gleich gedacht, daß der Zigarettenstrauch zu Problemen führen würde. Er bedauerte nun, daß er nicht in dem Augenblick Schluß damit gemacht hatte, als das Ding zu wachsen begann. Es war nie seine Absicht gewesen, daß alles außer Kontrolle geriet.
    Wirklich schade, was mit dem anderen… spitzköpfigen Wesen geschehen war. Doch ihn konnte man wohl kaum dafür verantwortlich machen. Jedes Geschöpf brauchte Nahrung. Einige der Wesen, die auf der Insel erschienen, erstaunten sogar ihn. Und manche von ihnen blieben nicht einmal fünf Minuten lang stabil.
    Trotzdem gestattete er sich ein stolzes Lächeln. Nachdem der sogenannte Dekan seinem Wunsch nach einer Zigarette Ausdruck verliehen hatte, vergingen nur zwei Stunden, bis ein entsprechendes Gewächs mit Nikotinfrüchten entstand. Das war Evolution in Aktion.
    Doch jetzt gab es ein Problem: Bestimmt würden sie herumschnüffeln und Fragen stellen.
    Der Gott unterschied sich dadurch von den meisten anderen Göttern, daß er Fragen für eine gute Sache hielt. Er fühlte sich sehr zu Leuten hingezogen, die Annahmen in Frage stellten, alten Aberglauben überwanden, die Fesseln irrationaler Vorurteile abstreiften und, kurz gesagt, ihre Gehirne verwendeten, die sie von den Göttern erhalten hatten. Obwohl die Existenz der Gehirne gar nicht auf die Initiative irgendeines Gottes zurückging. Nein, die Leute sollten Gehirne benutzen, die sich im Verlauf von Jahrtausenden auf der Basis externer Stimuli und der Notwendigkeit, die Hände mit dem entgegengestellten Daumen zu kontrollieren, entwickelt hatten – eine weitere Idee, auf die er sehr stolz war. Besser gesagt: auf die er sehr stolz gewesen wäre, wenn er existiert hätte.
    Gewisse Grenzen durften jedoch nicht überschritten werden. An Freidenkern gab es nichts auszusetzen, aber sie sollten nicht herumlaufen und alles denken.
    Das Licht verschwand, erschien in der heiligen Höhle des Berges und zog dort langsame Kreise. Er wußte natürlich, daß die Höhle gar nicht in dem Sinne heilig sein konnte, denn um einen Ort sakral werden zu lassen, waren Gläubige vonnöten. Und dieser Gott wollte eigentlich gar keine Gläubigen.
    Normalerweise war ein Gott ohne Gläubige ebenso mächtig wie eine Feder in einem Sturm. Aber aus irgendeinem Grund, der ihm selbst rätselhaft blieb, kam er ganz gut ohne sie zurecht. Vielleicht lag es daran, daß er so hingebungsvoll an sich selbst glaubte. Nun, natürlich nicht an sich selbst, denn der Glaube an Götter war irrational. Doch er glaubte an seine Taten.
    Nicht ohne Schuldgefühle zog er in Erwägung, einige weitere Donnerechsen zu erschaffen, in der Hoffnung, daß sie die Eindringlinge fraßen, bevor sie zu neugierig wurden. Er entschied sich gegen diese Möglichkeit. Solche Maßnahmen geziemten sich nicht für einen modernen, fortschrittlichen Gott.
    In diesem Teil der Höhle gab es viele Regale mit Samen. Er wählte einen aus der Kürbisfamilie und griff nach seinen Werkzeugen.
    Sie waren einzigartig. Niemand sonst auf der Welt verfügte über einen so kleinen Schraubenzieher.
     
    E in grüner Trieb schob sich durch den Waldboden und reagierte so auf das erste Licht des neuen Tages. Er entfaltete zwei Blätter und setzte sein Wachstum fort.
    Im üppigen Kompost aus welken Blättern wanden sich andere Triebe wie weiße Würmer hin und her. Dies war keine Zeit

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