Heiße Hüpfer
prallte alles von allem anderen ab. Und wenn er die Beine zu weit sinken ließ, lief Schnuffi ohne ihn weiter. Dann mußte er losrennen und weiter vorn wie ein Krocket-Tor stehenbleiben, bis das Pferd zu ihm aufschloß.
Andererseits biß und bockte Schnuffi nicht, stob auch nicht einfach so davon. Dieses spezielle Roß offenbarte keine der Eigenschaften, die Rincewind bei anderen Pferden zu hassen gelernt hatte. Wenn er abends Rast machte, entfernte sich Schnuffi ein wenig vom Lager, wandte sich einem Strauch zu und fraß Blätter, die wie Linoleum rochen, ebenso dick waren und vermutlich auch nicht besser schmeckten.
Er machte in der Nähe eines Wasserlochs halt. Kleine grüne und blaue Vögel hatten sich dort versammelt und zirpten fröhlich im Licht des späten Nachmittags. Sie stoben davon, als sich Rincewind auf den Boden legte, um zu trinken. Von den nahen Bäumen aus beschimpften sie ihn.
Als er sich aufsetzte, landete ein Vogel auf seinem Finger.
»Hallo, kleiner Piepmatz«, sagte Rincewind.
Von einem Augenblick zum anderen wurde es still. Oben in den Zweigen wechselten die Vögel erstaunte Blicke. In ihren Köpfen gab es nicht viel Platz für neue Ideen, aber eine hatte sich gerade entwickelt.
Die Sonne neigte sich dem Horizont entgegen. Rincewind griff ganz vorsichtig in einen hohlen Baumstamm, fand darin ein Schinkenbrot und einen Teller mit Cocktailwürstchen.
In den Bäumen drängten sich die Wellensittiche zusammen.
Einer von ihnen sagte leise: »Ha…?«
Rincewind streckte sich aus. Selbst die Fliegen waren nur mehr ärgerlich. Im Gebüsch zischte es. Schnuffi trat ans Wasserloch heran und trank mit einem seltsamen Geräusch: Es klang nach einer defekten Saugpumpe, die es mit einer Schildkröte zu tun bekam.
Alles war erstaunlich friedlich.
Rincewind richtete sich abrupt auf. Er wußte aus Erfahrung, daß etwas geschehen würde, wenn es zu friedlich blieb.
Oben in den Zweigen verdichtete sich allmählich die Dunkelheit, und ein Vogel murmelte: »Pie’atz?«
Rincewind entspannte sich, aber nur ein wenig.
»… ‘allo klei’er Pie’atz…?«
Plötzlich schwiegen die Vögel.
Ein Ast knackte.
Der Fallbär… fiel.
Es handelte sich um einen nahen Verwandten des Koala, was allerdings nicht viel bedeutete. Immerhin ist der nächste Verwandte des gewöhnlichen Elefanten etwa so groß wie ein Kaninchen. Wichtigstes Merkmal des Fallbären war sein dick gepolstertes Hinterteil, das die Wucht des Aufpralls für das Opfer verstärken und für den Bären auf ein Minimum reduzieren sollte. Für gewöhnlich wurde das Opfer bewußtlos, was den Bären Gelegenheit gab, sich zu versammeln und mit der Mahlzeit zu beginnen. Für die Bären war es eine ausgezeichnete Methode, sich Nahrung zu beschaffen, denn sie waren nicht dafür geschaffen, andere Tiere zu jagen. Für diesen besonderen Bären sah die Sache allerdings etwas anders aus. Er hatte beschlossen, auf jemanden herabzufallen, der ein Schild mit der Aufschrift »Opfer« zu tragen schien. Doch es stand auch »Zaubberer« daran geschrieben, und zwar an einem spitz zulaufenden Hut.
Rincewind sprang auf, lief umher und stieß gegen einige Bäume, während er mit beiden Händen versuchte, den Hut vom Kopf zu heben. Als es ihm schließlich gelang, warf er einen entsetzten Blick auf den Bären, in dessen Miene sich Verwirrung zeigte, und schüttelte ihn dann ab. Um ihn herum pochte es dumpf, als weitere Bären herabfielen – sie schienen nicht recht zu wissen, was sie von den jüngsten Ereignissen halten sollten.
Die Wellensittiche erwachten, und inzwischen hatte die neue Idee Wurzeln in den einfachen Gehirnen geschlagen. »Hallokleinerpiepmatz!« kreischten sie.
Ein hüpfender Fallbär sauste dicht an Rincewind vorbei.
Der Zauberer drehte sich um, lief zum Pferd, sprang und landete rittlings auf Schnuffis Rücken – beziehungsweise dort, wo sich bei einem größeren Pferd der Rücken befunden hätte. Schnuffi begann sofort mit seinem arrhythmischen Trab und verschwand in der Dunkelheit.
Rincewind blickte nach unten, fluchte und folgte dem Pferd.
Er hielt sich fest, als Schnuffi wie ein kleiner Motor lief, die hüpfenden Bären hinter sich zurückließ und erst ein ganzes Stück entfernt langsamer wurde. Zwischen einigen niedrigen Büschen blieb das Pferd schließlich stehen, und Rincewind stieg ab. Besser gesagt: Er stand auf.
Was für ein verdammtes Land!
Flügel flatterten in der Nacht, und plötzlich waren die Büsche voller kleiner
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