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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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vorauseilen und einen Graben ausheben.
    Erneut erschienen die Reiter hinter Rincewind und donnerten vorbei. Schaum spritzte von den Mäulern der Pferde.
    »Entschuldigt bitte. Ist dies der richtige Weg nach…?«
    Und wieder waren sie fort.
    Zehn Minuten später schloß er bei einem Gehölz aus Fieberbäumen zu ihnen auf. Sie schienen nicht recht zu wissen, was sie jetzt unternehmen sollten, und die zornige Stimme des Anführers vergrößerte ihre Verwirrung.
    »Hallo, äh«, begann Rincewind. »Kann mir jemand von euch sagen…«
    Dann begriff er, warum die Reiter angehalten hatten: Es gab kein Vorwärts mehr für sie. Der Boden neigte sich abrupt in einen tiefen Cañon hinab – nur einige Grasbüschel und Sträucher klammerten sich am Rand des Abgrunds fest.
    Schnuffis Nüstern blähten sich kurz auf, und ohne zu zögern, setzte das kleine Pferd den Weg über den steilen Hang fort.
    Es hätte rutschten oder sogar in die Tiefe stürzen sollen, fand Rincewind. Immerhin war es ein fast vertikaler Hang. Selbst Bergziegen hätten einen Abstieg unter solchen Bedingungen nur angeseilt gewagt. Um Rincewind herum klackten Steine, und einige größere trafen ihn am Nacken. Auf dem Weg nach unten wurde Schnuffi nicht etwa schneller, sondern lief mit der gleichen Geschwindigkeit wie auf ebenem Gelände. Rincewind hielt sich fest und schrie.
    Nach einigen Dutzend Metern sah er tief unten die Wildpferde: Sie folgten dem Verlauf des Cañons, sausten um einen Felsvorsprung und verschwanden zwischen hohen Klippen.
    Schnuffi erreichte den Grund und verharrte kurz in einem Schauer aus kleinen Steinen.
    Rincewind riskierte es, ein Auge zu öffnen. Erneut blähten sich die Nüstern des kleinen Pferds auf, als es durch die schmale Schlucht starrte. Unsicher scharrte es mit einem Huf und blickte dann zur gegenüberliegenden steilen Felswand, die nur wenige Meter entfernt war.
    »O nein «. stöhnte Rincewind. »Bitte nicht…« Er versuchte, seine Beine zu entwirren, aber sie schienen sich unter Schnuffis Bauch verknotet zu haben.
    Er zweifelte kaum mehr daran, daß das kleine Pferd tatsächlich etwas mit der Gravitation anstellte, als es so an der Felswand emporlief, als wäre sie nur eine Art vertikaler Boden. Die von der Hutkrempe herabhängenden Korken stießen Rincewind an die Nase.
    Weiter vorn – weiter oben – gab es einen Überhang…
    »Nein, bitte nicht, nein, bitte…«
    Er schloß die Augen. Kurz darauf seufzte er erleichtert, als er spürte, daß Schnuffi anhielt. Er wagte es, nach unten zu sehen, und stellte fest, daß die großen Hufe tatsächlich auf festem, flachem Fels standen.
    Es hingen keine Korken vor Rincewinds Gesicht.
    Gräßliche Vorahnungen suchten ihn heim, als er in eine Richtung sah, die er immer für »oben« gehalten hatte.
    Auch über ihm erstreckte sich massives Felsgestein. Allerdings war es weit entfernt, und die Korken schienen dorthin gelangen zu wollen.
    Schnuffi stand an der Unterseite des Überhangs und genoß offenbar das Panorama. Einmal mehr blähten sich die Nüstern des kleinen Pferds auf, und es schüttelte die Mähne.
    Bestimmt fällt es gleich, dachte Rincewind. Es wird merken, daß es falsch herum steht, und wenn es aus dieser Höhe fällt, platscht es, und zwar auf mir.
    Schnuffi schien eine Entscheidung zu treffen, setzte sich wieder in Bewegung und folgte der Wölbung des Überhangs.
    Die Korken schwangen zurück und schlugen Rincewind ins Gesicht. Er beobachtete, wie sich die Bäume drehten: Das Grüne an ihnen wies wieder nach oben. Allerdings war das Grüne in diesem Fall grau.
    Über die Schlucht hinweg blickte er zu den Reitern.
    »Hallo!« rief er und winkte mit seinem Hut, als Schnuffi weiterlief. »Ich wußte gar nicht, wie schwer es sein kann, zwischen oben und unten zu unterscheiden!« fügte er hinzu und übergab sich.
    »He!« antwortete jemand.
    »Ja?«
    »Das war nicht übel!«
    »Und ob! Keine Sorge!«
    Der ebene Bereich erwies sich unglücklicherweise nur als ein schmaler Streifen zwischen zwei Cañons. Weiter vorn gähnte ein anderer Abgrund, aber zu Rincewinds großer Erleichterung wandte sich Schnuffi rechtzeitig zur Seite und lief am Rand der Schlucht entlang.
    »O nein, bitte…«
    Ein Baum war umgestürzt und bildete eine Brücke zur gegenüberliegenden Seite. Es war ein sehr schmaler Stamm, aber Schnuffi zögerte nicht und trippelte darüber hinweg.
    Beide Enden des Baums hoben und senkten sich rhythmisch, klopften auf die Ränder der Schlucht. Steine lösten

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