Heiße Hüpfer
zum Trog, wobei ihm Wasser auf die Füße spritzte.
Die Schafe standen sofort Leib an Leib und trachteten danach, den dünnen Feuchtigkeitsfilm im Trog zu erreichen.
Rincewind schaffte es, den Schafen zwei weitere gefüllte Hüte zu bringen, bevor dem Wasser erneut die Flucht nach unten gelang.
Er löste die Leiter vom Mühlenturm, ließ sie ins Loch hinunter und sprang hinterher. Feuchter Boden spritzte nach oben, als er mit noch mehr Eifer grub. Jeder Brocken lockte Fliegenschwärme und kleine Vögel an, kaum daß er auf dem Boden lag.
Zehnmal trug er den gefüllten Hut zum Trog, und dann war das Loch tiefer, als die Leiter lang. Inzwischen hatten sich den Schafen auch einige Kühe hinzugesellt, und vor lauter Köpfen konnte man überhaupt kein Wasser mehr sehen. Ein seltsames Geräusch erklang. Es hörte sich an wie ein Strohhalm, der nach den Resten des größten Milchshakes auf der ganzen Welt suchte.
Rincewind warf noch einen Blick ins Loch und sah, wie der letzte Wassertropfen versickerte.
»Ein sonderbares Land«, sagte er.
Er trat zum Pferd, das geduldig im spärlichen Schatten eines Busches stand.
»Hast du Durst?« fragte er.
Schnuffi schnaufte und schüttelte die Mähne.
»Na schön. Vielleicht gehörten Kamele zu deinen Vorfahren. Eins steht fest: Du kannst bestimmt nicht nur ein einfaches Pferd sein.«
Schnuffi trat ziellos zur Seite und Rincewind auf den Fuß.
Gegen Mittag kreuzte der Weg einen anderen, breiteren Pfad. Hufabdrücke und Wagenspuren deuteten auf ziemlich viel Verkehr hin. Rincewinds Miene erhellte sich, und er folgte dem Verlauf der Straße, vorbei an Bäumen, die angenehmen Schatten spendeten.
Er passierte eine weitere Windmühle, an der sich geduldig wartendes Vieh eingefunden hatte.
Die Büsche wurden zahlreicher, als das Gelände anstieg und in eine Berglandschaft aus orangeroten Felsen überging. Hier oben gibt es wenigstens Wind, dachte er. Meine Güte, ist der eine oder andere Regentropfen wirklich zuviel verlangt? Es kann doch nicht sein, daß es nie regnet. Überall regnet es früher oder später. Das Wasser muß vom Himmel fallen, bevor es in den Boden gelangen kann, oder?
Er hielt inne, als er hinter sich das Pochen vieler Hufe hörte.
Dutzende von reiterlosen Pferden preschten in vollem Galopp hinter der nächsten Biegung hervor. Als sie vorbeirauschten, sah Rincewind ganz vorn ein Roß, wie es geschmeidiger kaum sein konnte, ein Pferd, das lief, als hätte es eine spezielle Vereinbarung mit der Gravitation getroffen. Die Herde teilte sich und floß so um den Zauberer herum wie das Wasser eines Baches um einen Felsen. Kurze Zeit später war sie nur noch schnell leiser werdender Lärm in einer Wolke aus aufgewirbeltem roten Sand.
Schnuffi schnaubte, und Rincewind wurde heftiger durchgerüttelt, als das kleine Pferd beschleunigte.
»Ach«, brummte Rincewind. »Willst mit den Großen spielen, was? Aber das klappt nicht. Keine Sorge.«
Die Staubwolke hatte sich gerade gelichtet, als erneut Hufe pochten. Einige Reiter kamen hinter der Biegung hervor. Sie ritten an Rincewind vorbei, ohne ihn zu beachten. Nur der letzte von ihnen hielt an.
»Hast du eine große Herde von Pferden gesehen, Kumpel?«
»Ja, Kumpel. Keine Sorge, keine Sorge, keine Sorge.«
»Angeführt von einem großen braunen Hengstfohlen?«
»Ja, Kumpel. Keine Sorge, keine Sorge.«
»Der alte Reue will demjenigen, der das Fohlen für ihn fängt, hundert Tintenfische bezahlen! Aber ich schätze, daraus wird wohl nichts – weiter vorn gibt es mehrere Cañons.«
»Keine Sorge?«
»Was reitest du da, vielleicht ein Bügelbrett?«
»Äh, entschuldige bitte«, sagte Rincewind, als der Mann sein Pferd antrieb und den anderen Reitern folgte. »Ist dies der richtige Weg nach Mistauch…?«
Staub wogte über die Straße.
»Was ist aus dem allgemein bekannten Prinzip geworden, Fremden zuvorkommend und freundlich zu begegnen?« fragte Rincewind die leere Luft.
Als er den Weg in die Berge fortsetzte, hörte er Rufe und das Knallen von Peitschen. Einmal kehrten die Wildpferde auf die Straße zurück, ohne Rincewind zur Kenntnis zu nehmen. Schnuffi nutzte die Gelegenheit, um eine neue Richtung einzuschlagen und einer Spur aus niedergetrampeltem Gebüsch zu folgen.
Rincewind hatte die Erfahrung gemacht, daß er sich nur Muskelschmerzen in den Armen holte, wenn er an den Zügeln riß. Vermutlich gab es nur eine Möglichkeit, das kleine Pferd aufzuhalten, wenn es nicht stehenbleiben wollte: Man mußte
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