Heiße Hüpfer
Vögel.
»Hallokleinerpiepmatz!«
Rincewind winkte mit dem Hut und schrie ein wenig, um etwas Dampf abzulassen. Ohne Erfolg. Die Wellensittiche hielten seine Vorstellung offenbar für sehr unterhaltsam.
»Hautab!« zwitscherten die Vögel.
Rincewind kapitulierte, stampfte einige Male auf den Boden und versuchte zu schlafen.
Ein seltsames Geräusch weckte ihn: Es klang nach einem Esel, der langsam durchgesägt wurde. Es hörte sich an wie ein rhythmischer, schmerzerfüllter und qualvoller Schrei, der einem durch Mark und Bein. ging.
Rincewind spähte vorsichtig über das Gebüsch hinweg.
Ein Windrad drehte sich in der Brise. Wechselnde Windstöße ließen es sich immer wieder von einer Seite zur anderen neigen.
Rincewind sah weitere Vorrichtungen dieser Art übers Land verstreut, und er dachte: Keine schlechte Idee, wenn sich das ganze Wasser im Boden befindet…
Schafe hatten sich bei einer dieser Windmühlen eingefunden. Sie wichen nicht zurück, als Rincewind näher kam, beobachteten ihn nur aufmerksam. Kurz darauf sah er den Grund dafür. Der Trog unter dem Windrad war leer. Das Rad drehte sich unermüdlich, aber es kam kein Wasser aus dem Rohr.
Die durstigen Schafe richteten den Blick auf Rincewind.
»Äh… seht mich nicht so an«, murmelte er. »Ich bin Zauberer. Von Leuten wie uns erwartet man nicht, daß sie sich gut mit Apparaten auskennen.«
Stimmt, aber man erwartet von uns, daß wir mit Magie umgehen können, ertönte eine vorwurfsvolle Stimme hinter Rincewinds Stirn.
»Ich könnte vielleicht nachsehen, ob sich etwas gelöst hat«, sagte er. »Oder so.«
Angetrieben von durchdringenden Schafsblicken, kletterte Rincewind den wackligen Turm empor und versuchte, tüchtig auszusehen. Das metallene Ächzen wurde lauter, aber abgesehen davon schien alles in Ordnung zu sein.
»Hier funktioniert alles be…«
Irgendwo weiter unten gab etwas nach, das zu sehr und zu lange gefoltert worden war. Der Turm erzitterte, und das Windrad drehte sich frei, zog dabei eine abgebrochene Stange mit sich, die bei jeder Umdrehung ans Mühlengehäuse hämmerte.
Rincewind fiel halb und rutschte halb zum Boden zurück.
»Allem Anschein nach liegt ein technischer Defekt vor«, sagte er. Ein gußeisernes Objekt fiel vor seinen Füßen in den Sand. »Vermutlich sollte sich ein qualifizierter Handwerker darum kümmern. Wenn ich daran herumpfusche, erlischt bestimmt die Garantie…«
Lautes Knirschen veranlaßte Rincewind, in Deckung zu gehen, und zwar hinter einem recht überraschten Schaf. Als das Krachen aufhörte, rollte einige Dutzend Meter entfernt das Windrad durch den Sand und blieb schließlich liegen. Wenn es in dem Turm irgendwelche nützlichen Teile gegeben hatte, so existierten sie jetzt nicht mehr.
Rincewind griff nach seinem Hut, um sich den Schweiß abzuwischen, aber er war nicht schnell genug. Eine rosarote Zunge strich ihm wie feuchtes Sandpapier über die Stirn.
»Meine Güte, ihr seid wirklich durstig, nicht wahr?« Er setzte den Hut wieder auf und zog ihn bis zu den Ohren herab, um ganz sicher zu gehen. »Offen gestanden, ich könnte ebenfalls etwas zu trinken vertragen…«
Er schob einige Schafe beiseite und fand ein Stück vom Windrad.
Rincewind bahnte sich behutsam einen Weg durch die dicht an dicht stehenden Schafe und erreichte einen Ort, der etwas tiefer lag als der Rest des Geländes. Hier wuchsen einige Bäume, deren Blätter etwas saftiger wirkten.
»Meinegüte!« zwitscherten die Vögel um ihn herum.
Er rechnete nicht damit, tiefer als einen Meter graben zu müssen, als er damit begann, roten Boden beiseite zu schaufeln. Eigentlich erstaunlich, daß sich Wasser in der Erde befand, wenn es nie regnete. Wahrscheinlich schwamm hier alles auf Wasser.
Einen Meter tief fühlte sich der Boden feucht an. Rincewind seufzte und grub weiter.
Nach einem weiteren halben Meter spürte er breiige Flüssigkeit zwischen den Zehen. Rincewind warf den schlammigen Boden nach oben, und die Schafe drängten sich daran zusammen.
Er beobachtete, wie die wenige Nässe praktisch sofort versickerte.
»He, komm zurück!«
»Hekommzurück!« kreischten die Vögel.
»Seid still!«
»Seidstill! Hallokleinerpiepmatz.«
Rincewind rammte die improvisierte Schaufel in den Boden und versuchte, das verschwindende Wasser auf dem Weg nach unten zu überholen. Er grub weiter, und als ihm die Brühe bis zu den Knien reichte, füllte er seinen Hut mit der schmutzigen Flüssigkeit, kletterte aus dem Loch und eilte
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