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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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bekam. Vielleicht fühlte er sich deshalb so seltsam.
    Rincewind öffnete die Schachtel und fügte dem Inhalt der Dose eine Prise Salz hinzu.
    Salz war ein Heilmittel. Gut für Wunden. Und damals, vor langer Zeit, hatte man Soldaten mit Salz bezahlt. Das Wort Sold ging vermutlich auf Salz zurück. Ja, es mußte gut sein. Man marschierte viele Tage lang durch unwegsames Gelände, kämpfte dann gegen die irren und mit blauer Farbe bemalten Krieger des Vexatii-Stammes und kehrte anschließend in einem Gewaltmarsch zurück. Und am Freitag kam der Zenturio mit einem großen Sack und sagte: »Gut gemacht, Jungs! Hier habt ihr etwas Salz!«
    Rincewind staunte darüber, wie gut sein Verstand funktionierte.
    Erneut blickte er auf die Schachtel hinab, zuckte mit den Schultern und schüttete das ganze Salz in die Büchse. Wenn man es sich genau überlegte, war Salz wirklich ein bemerkenswertes Nahrungsmittel. Er hatte schon seit Wochen darauf verzichten müssen, was sicher der Grund dafür war, warum das Bild vor seinen Augen verschwamm und er das Gefühl aus den Beinen verlor.
    Er trank noch etwas mehr Bier.
    Irgendwann streckte er sich aus und legte seinen Kopf auf einen Stein. Problemen aus dem Weg gehen und sich nicht in Dinge verwickeln lassen – darauf kam es an. Die Sterne dort oben hatten zum Beispiel die ganze Zeit über nichts anderes zu tun, als am Himmel zu kleben und zu leuchten. Sie konnten von Glück sagen, denn niemand wäre auf den Gedanken gekommen, sie mit irgendwelchen gefährlichen Missionen zu beauftragen…
    Rincewind erwachte und schauderte. Etwas Gräßliches war ihm in den Mund gekrochen, und die Feststellung, daß es sich dabei um seine Zunge handelte, erleichterte ihn kaum. Es war kalt, und das Glühen am Horizont kündigte einen neuen Tag an.
    Ein seltsames, saugendes Geräusch erklang.
    Während der Nacht hatten sich einige Schafe genähert, und eins von ihnen versuchte, das Maul um eine leere Bierdose zu schließen. Es hielt inne, als es sah, daß Rincewind erwacht war. Vorsichtig wich es zurück, aber nicht sehr weit, und es bedachte den Zauberer mit dem durchdringenden Blick eines domestizierten Tiers, das den Domestizierer an eine getroffene Übereinkunft erinnerte.
    Hinter Rincewinds Stirn pochte dumpfer Schmerz.
    Es mußte irgendwo Wasser geben. Mühsam stand er auf, sah zum Horizont und blinzelte. Er erinnerte sich an… Windmühlen und so. Ja, gestern hatte er welche gesehen. Nun, ganz gleich, was die Leute sagten: Irgendwo gab es Wasser, kein Zweifel. Bei den Göttern, nie zuvor war er so durstig gewesen.
    Sein trüber Blick fiel auf das großartige Kochexperiment vom vergangenen Abend. Gemüsesuppe auf der Basis von Hefe – eine tolle Idee. Es war eine jener Ideen, die um ein Uhr nachts attraktiv erschienen, wenn man zuviel getrunken hatte.
    Rincewind schauderte erneut, als ihm ähnliche Experimente bei anderen Gelegenheiten einfielen. Spaghetti mit Vanillesoße, nicht übel. Knusprig gebratene Erbsen, ein weiterer kulinarischer Triumph. Bei einem anderen Mahl, als ihm das Brot ausgegangen war, hatte er es für eine ausgezeichnete Idee gehalten, etwas Mehl und Hefe zu essen und dann warmes Wasser zu trinken – schließlich sah der Magen doch nichts anderes. Wenn man des Nachts etwas zubereitete, so ergab es durchaus einen Sinn. Es steckte eine gewisse Logik dahinter. Allerdings war es nicht jene Art von Logik, die man gegen Mittag benutzte.
    Wie dem auch sei: Er hatte wenigstens etwas zu essen, und die dunkelbraune Masse in der Bierdose war weit und breit die einzige Nahrung, die nicht mindestens sechs Beine hatte. Er zog nicht einmal in Erwägung, Hammelfleisch zu essen. So etwas kam nicht in Frage, solange es einen mitleiderweckenden Blick auf ihn richtete.
    Er schob einen Stock in die Bierdose. Die braune Masse haftete wie Leim daran fest.
    »Verdammter Mist!«
    Schließlich löste sich ein Tropfen, und Rincewind probierte ihn vorsichtig. Wenn man Bierhefe und Gemüse mischte, so ergab sich vielleicht…
    Nein, das Ergebnis war ein salziger Schleim mit Biergeschmack.
    Seltsam… das Zeug war gräßlich, aber trotzdem probierte Rincewind noch einmal davon.
    Der Durst wurde immer unerträglicher.
    Er griff nach der Dose und taumelte in Richtung einiger Bäume. Für gewöhnlich ließ sich dort Wasser finden… Man begab sich in die Nähe von Bäumen und begann zu graben, ob müde oder nicht.
    Rincewind brauchte eine halbe Stunde, um ein hüfttiefes Loch zu graben. Seine Zehen spürten

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