Heiße Hüpfer
Feuchtigkeit.
Nach einer weiteren halben Stunde war das Loch schultertief, und die Nässe reichte ihm bis zu den Fußknöcheln.
Eigentlich war der braune Schleim gar nicht so übel, das halbflüssige Äquivalent von Zwergenbrot. Man wollte nicht glauben, was der Mund gerade gekostet hatte, und deshalb aß man noch etwas mehr. Vermutlich steckte das Zeug voller Vitamine und Spurenelemente. Das war bei den meisten Dingen der Fall, die sich durch einen sonderbaren Geschmack auszeichneten…
Als Rincewind den Kopf hob, sah er sich von Schafen umringt. Ihre Blicke wechselten zwischen ihm und der Tiefe des Loches hin und her.
»Es hat keinen Zweck, mich so anzusehen«, teilte er ihnen mit. Sie achteten nicht auf seine Worte und sahen ihn weiterhin an.
»Es ist nicht meine Schuld«, fuhr Rincewind fort. »Es ist mir gleich, was irgendwelche Känguruhs behaupten. Ich bin erst vor kurzer Zeit hier eingetroffen und nicht für das Wetter verantwortlich, verdammt.«
Die Schafe starrten. Er gab auf. Früher oder später gibt jeder auf, wenn er es mit der Sturheit von Schafen zu tun bekommt.
»Na schön, vielleicht kann ich eine Eimer-und-Flaschenzug-Vorrichtung improvisieren«, sagte Rincewind. »Zum Glück ist mein Terminkalender für heute leer.«
Er grub noch etwas tiefer, um das Wasser an der Flucht zu hindern, dann hörte er jemanden pfeifen.
Er blickte auf und spähte durch den Wald aus Schafbeinen. Ein Mann trat langsam am ausgetrockneten Tümpel vorbei und pfiff dabei leise vor sich hin. Rincewind bemerkte er nicht, denn seine ganze Aufmerksamkeit galt den Schafen. Er ließ seinen Beutel fallen, holte einen Sack daraus hervor, schlich sich an ein Schaf heran und sprang. Dem Tier blieb nicht einmal genug Zeit, um sich mit einem »Määh« zu beschweren.
Als der Mann das Schaf in den Sack stopfte, ertönte eine Stimme: »Mit ziemlicher Sicherheit gehört das jemand anderem.«
Der Dieb sah sich erschrocken um. Die Stimme kam von einer Gruppe aus mehreren Schafen.
»Du könntest in Schwierigkeiten geraten, wenn du Schafe stiehlst. Später bereust du es bestimmt. Diese Tiere sind sicher nicht herrenlos. Ich schlage vor, du läßt das Schaf wieder frei.«
Der Mann blickte entsetzt nach rechts und links.
»Ich meine, denk mal darüber nach«, fuhr die Stimme fort. »Du hast hier dieses schöne Land, mit Papageien und so weiter, und du ruinierst alles, indem du die Schafe anderer Leute stiehlst, die hart für eine solche Herde gearbeitet haben. Du möchtest doch bestimmt nicht, daß man dich als Dieb von Schafen im Gedächtnis behält… Oh.«
Der Mann ließ den Sack fallen und lief davon.
»Meine Güte, du brauchst nicht gleich wegzurennen, ich wollte doch nur an dein Gewissen appellieren!«
Rincewind zog sich aus dem Loch und formte mit den Händen einen Trichter vor dem Mund. »Du hast deine Campingausrüstung vergessen!« rief er der kleinen und sich entfernenden Staubwolke nach.
Der Sack määhte.
Rincewind griff danach – und drehte sich um, als er ein Geräusch hörte.
Ein anderer Mann beobachtete ihn vom Rücken eines Pferds aus. Er wirkte ziemlich grimmig.
Hinter ihm sah der Zauberer drei weitere Männer, die Helme und uniformartige Kleidung trugen. Auf ihren Mienen stand »Wächter« geschrieben, und zwar in sehr ernsten Lettern. Alle drei hielten schußbereite Armbrüste in den Händen.
In Rincewind verdichtete sich das Gefühl, daß er erneut in eine Sache verwickelt war, die ihn eigentlich gar nicht betraf – und die ihn trotzdem zum Protagonisten erklärte.
Er rang sich ein Lächeln ab.
»Tag auch«, grüßte er. »Keine Sorge, in Ordnung? He, ich bin wirklich froh, euch Burschen zu begegnen, ja, kein Zweifel!«
P onder Stibbons räusperte sich.
»Wo soll ich anfangen?« fragte er. »Vielleicht könnte ich den Elefanten vervollständigen…«
»Wie gut kommst du mit Schleim zurecht?«
Ponder hatte sich keine Zukunft als Schleimdesigner ausgemalt, aber jeder mußte irgendwo beginnen.
»Bestens«, sagte er. »Bestens.«
»Nun, Schleim teilt sich in der Mitte«, sagte der Gott, als sie an langen Reihen aus glühenden, mit Leben gefüllten Würfeln vorbeigingen. Über ihnen summten Käfer hin und her. »So etwas bietet kaum Platz für besondere Entwicklungen. Für niedere Lebensformen ist das in Ordnung, aber komplexer gestaltete Wesen könnte es in Verlegenheit bringen, und bei Pferden wirkt es tödlich. Nein, der Sex erweist sich bestimmt als sehr, sehr nützlich, Ponder. Er wird
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