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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Bord.
    Oben am Mast erzitterten die trompetenförmigen Blumen im Wind. Das Blatt-Segel knarrte und schwang langsam in eine andere Position.
    »Ich wäre bereit gewesen, dies für ein Wunder der Natur zu halten«, sagte der Dekan. »Wenn ich nicht die Person kennengelernt hätte, der es seine Entstehung verdankt. Dadurch verliert alles seinen Reiz.«
    Zauberer waren von Natur aus nicht besonders abenteuerlustig, aber sie wußten, daß es bei Forschungsreisen und dergleichen auf ausreichenden Proviant ankam – aus diesem Grund lag das Schiff ziemlich tief im Wasser.
    Der Dekan griff nach einer natürlichen Zigarre, zündete sie an und schnitt eine Grimasse. »Nicht besonders gut«, sagte. »Noch grün.«
    »Wir müssen eben lernen, mit gewissen Entbehrungen fertig zu werden«, erwiderte Rincewind. »Was machst du da, Oberster Hirte?«
    »Ich bereite ein Tablett für Frau Allesweiß vor. Mit einigen ausgewählten Dingen.«
    Die Zauberer sahen zu dem improvisierten Sonnensegel am Bug. Frau Allesweiß hatte nicht in dem Sinne darum gebeten, nur wie beiläufig erwähnt, wie heiß es in der Sonne sei. Was die Zauberer sofort zum Anlaß nahmen, Stöcke zurechtzuschneiden und Palmwedel miteinander zu verknüpfen. Vielleicht war nie zuvor soviel intellektuelle Energie in die Konstruktion einer Sonnenblende gesteckt worden, was vermutlich erklärte, warum sie so sehr wackelte.
    »Eigentlich bin ich jetzt dran«, sagte der Dekan kühl.
    »Nein, Dekan, du hast ihr den Fruchtsaft gebracht, falls du das vergessen haben solltest«, meinte der Oberste Hirte und zerschnitt einen Käse in hübsche Häppchen.
    »Es war nur ein kleiner Fruchtsaft!« erwiderte der Dekan scharf. »Und du willst ihr ein ganzes Tablett bringen. Du hast sogar eine Kokosnußschale mit Blumen hinzugefügt!«
    »Frau Allesweiß mag so etwas«, sagte der Oberste Hirte ruhig. »Aber sie meinte, es sei noch immer recht warm. Du könntest ihr mit einem Palmwedel Luft zufächeln, während ich diese Weintrauben für sie schäle.«
    »Erneut muß ich auf die elementare Ungerechtigkeit hinweisen«, betonte der Dekan. »Im Vergleich mit dem Schälen von Weintrauben ist das Fächeln mit einem Palmwedel eine eher unbedeutende Tätigkeit. Und zufälligerweise bekleide ich einen höheren Rang, Oberster Hirte.«
    »Glaubst du, Dekan? Und was veranlaßt dich zu einer solchen Meinung?«
    »Das ist keine Meinung, Mann! Es steht in der Fakultätssatzung!«
    »Und von welcher Fakultät sprichst du?«
    »Bist du ebenso übergeschnappt wie der Quästor? Ich spreche natürlich von der Fakultät der Unsichtbaren Universität!«
    »Und wo befindet sich die Unsichtbare Universität?« fragte der Oberste Hirte, während er einige Lilien zu einem hübschen Muster anordnete.
    »Bei den Göttern, Mann, sie… sie…« Der Dekan deutete zum Horizont und unterbrach sich, als ihm gewisse Fakten über Zeit und Raum einfielen.
    »Ich schlage vor, du denkst gründlich darüber nach«, sagte der Oberste Hirte, stand auf und hob das Tablett ehrfürchtig.
    »Ich helfe dir!« rief der Dekan und erhob sich ebenfalls.
    »Es ist sehr leicht, das versichere ich dir…«
    »Nein, ich kann es dich nicht allein tragen lassen!«
    Beide hielten das Tablett mit einer Hand und versuchten mit der freien Hand, den anderen Mann wegzustoßen. Auf diese Weise wankten sie in Richtung Bug, hinterließen dabei eine Spur aus vergossener Kokosnußmilch und Blütenblättern.
    Ridcully rollte mit den Augen. Vermutlich lag es an der Hitze. Er wandte sich dem Professor für unbestimmte Studien zu, der mit einer Ranke versuchte, ein kurzes, dickes Stück Holz mit einem langen dünnen Ast zu verbinden.
    »Ich mußte gerade daran denken, daß außer uns beiden offenbar alle den Verstand verloren haben«, sagte er. »Äh, was machst du da?«
    »Vielleicht hat Frau Allesweiß Lust auf ein Cricketspiel«, antwortete der Professor. Er hob und senkte die Brauen.
    Ridcully seufzte und schlenderte übers Deck. Der Bibliothekar hatte sich dem Leben an Bord angepaßt, indem er wieder zu einem Liegestuhl geworden war. Der Quästor schlief auf ihm.
    Das große Blatt bewegte sich ein wenig. Ridcully gewann den Eindruck, daß die trompetenförmigen Blumen ganz oben am Mast schnüffelten.
    Das Schiff hatte sich bereits ein Stück vom Ufer entfernt, aber trotzdem sah Ridcully ganz deutlich eine Staubfahne, die dem Verlauf des Weges folgte und sich rasch dem Strand näherte. Dort verwandelte sie sich in einen Punkt, der ins Wasser

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