Heiße Küsse: Erotischer Roman (German Edition)
sie wollte ihm zeigen, dass sie sich nicht vor ihnen ekelte.
Aber wenn sie doch zum Ekeln waren?
Darauf gab es nur eine Antwort: Sie musste alle seine Narben sehen. Wenn sie mehr von ihm wollte - und plötzlich wollte sie wieder mehr von ihm -, musste sie lernen, mit seinem lädierten Körper umzugehen.
Barfuß watschelte sie zur Tür des Badezimmers. Das Pochen ihres Herzens schaltete fast alle anderen Geräusche aus. Sie atmete tief ein und legte eine Hand auf den Türgriff, aber ganz vorsichtig, damit die Tür nicht zu rattern begann. Sie schaute zurück zum Bett und zögerte wieder. Sie hätte zurück zum Bett gehen und den Fernseher einschalten können, dann wäre sie abgelenkt. Stattdessen drückte sie auf die Klinke und glitt in den dampfenden Raum. Leise schloss sie die Tür hinter sich.
Die Gestalt unter der Dusche wandte sich ihr sofort zu, leicht verschwommen durch das Milchglas der Scheibe, aber er sah nicht so aus, wie sie es erwartet hatte. Sie konnte die Narben auf seinem Körper sehen, selbst durch die Scheibe, aber es war das Gesicht, das sie verwirrte.
»Nun, dann komm herein, wenn du schon da bist.«
Jays raue Stimme echote von den gefliesten Wänden.
»Eh ... schon gut, ich gehe wieder. Ich wollte nur sehen, ob alles in Ordnung ist. Du bist schon lange hier drinnen.« Auch nicht länger als sie, aber sie wusste nicht, was sie sonst sagen sollte.
»Lügnerin. Hast du Angst? Fürchtest du, mein Körper könnte dich zum Ausflippen bringen?«
Verdammt, er war ja so klug. Er durchschaute sie völlig.
»Wovor soll ich schon Angst haben?«, rief sie, warf den Bademantel in die Ecke und ging auf die Wanne zu. Sie ging bis zum Ende der Trennscheibe und stellte sich neben Jay unter das prasselnde Wasser.
»Oh, Himmel!«
Aber es waren nicht die Narben, die zu ihren großen Augen führten. Sie nahm sie nur unterbewusst wahr. Es waren viele, und die meisten schienen zu brennen und sprachen von einem Mann mit Todesschmerzen. Nein, es war sein Gesicht, das ihr vertraut vorkam und einen Schock bei ihr auslöste.
»Du hast den Bart abrasiert.«
Sie hätte fast im Wasser geschwankt, und sofort ahnte Jay ihre Schwäche, schlang einen Arm um sie und hielt sie fest.
»Die Kandidatin hat hundert Punkte.« Seine dunklen Augen glitzerten, und einzelne Wassertropfen hingen an seinen langen schwarzen Wimpern.
»Warum? Warum hast du ihn abrasiert?«
Sie konnte nicht anders, sie musste in dieses Gesicht starren und sich jedes Detail einprägen.
Der Bart war klein gewesen und hatte auch nicht viel vom Kinn bedeckt, aber Jay sah erstaunlich anders aus. Jünger. Nicht so grimmig, aber immer noch hart. Und immer noch seltsam schön. Ja, da waren Narben, und einige weitere waren jetzt unter dem Kinn sichtbar geworden, die meisten auf der linken Seite, aber sie störten nicht die Attraktion des Gesichts.
Es war ein Gesicht, das man neu gestaltet hatte. Ein großartiger Chirurg hatte sein Meisterwerk abgeliefert. Hohe Wangenknochen, hartes Kinn, eine Nase, die fast unnatürlich gerade war. Wenn die Narben im Laufe der Jahre verblassten, würde er das Gesicht eines Märchenprinzen haben.
Jetzt schwankte sie wieder, aber er hielt sie gegen seinen Torso gedrückt. Sie spürte die harten Muskeln seines Brustkorbs und die Kraft seiner Schenkel und - ja - die anschwellende Erektion.
Sandy atmete tief ein, dann legte sie eine Hand auf Jays nasse Schulter, als müsste sie sich zusätzlich stützen.
Wieso war sie jetzt auf das Bild des Märchenprinzen gekommen? Jay hatte nichts mit ihrem Märchenprinzen gemein. Er glich ihm auch nicht. Aber warum blieb dieser seltsame Eindruck, jedes Mal, wenn sie in seine grauen Augen schaute?
»He, ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte er leise und schob die nassen Haare aus ihrer Stirn.
»Ja, es geht mir gut.« Sie hielt sich noch an seiner Schulter fest, trat einen Schritt zurück, schaute in sein Gesicht und dann hinunter auf seinen Körper, auf die Narben.
Sie waren stark gerötet, zogen sich über den Brustkorb, die Seiten und den Bauch. Ein Oberschenkel wies eine lange Narbe auf. Nein, schön waren sie alle nicht. Sie musste immer wieder daran denken, wie er gelitten hatte. Zum Schmerz war ja auch die Immobilität gekommen, während er auf die Heilung wartete. Sie verzog das Gesicht in tiefem Mitgefühl. Als Jay sie plötzlich stirnrunzelnd ansah, wusste sie, dass ihr Gesicht ihre Gefühle gezeigt hatte.
»Kein schöner Anblick, was?«, fragte er verbittert. »Das
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